Insider-Talk mit Christian Möde: „Die Nähe zum Rennsport war immer da“

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Der Tacho in seinem LKW steht gerade in der Hochsaison nicht still. Christian Möde bekam nicht nur die Passion für die schnellen Rennpferde in die Wiege gelegt, er hat auch große Freude daran, die Vollblüter im Auftrag seines Arbeitsgebers, der Kölner Transport-Firma Harzheim, zu ihren Einsätzen auf den Rennbahnen zu bringen. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog gibt er Einblicke in sein Leben.

Sie feiern am 7. Oktober ihren 30. Geburtstag. Was ist Ihr größter Wunsch für die nächste Zeit?

Christian Möde: Ich hoffe, dass ich diesen Job noch lange und vor allem gesund ausführen kann.
Ansonsten bin ich wunschlos glücklich.

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Wie ist Ihre Rennsport-Begeisterung entstanden? Und welchen Anteil hat Ihre Familie daran?

Christian Möde: Die Nähe zum Rennsport war im Prinzip von Anfang an da. Mein Onkel ist Rennbahnverwalter auf der Kölner Rennbahn, meine Tante ritt damals selber Rennen, und mein Vater machte die Boxeneinteilung. Ich war schon sehr früh immer mit auf der Rennbahn.

Amaron mit Christian Möde auf dem Weg zum Fuehrring
Amaron mit Christian Möde auf dem Weg zum Fuehrring am 09.04.2013 in Saint-Cloud

Mit 12 Jahren fing ich an, in die Ställe zu gehen und etwas zu helfen. Anfangs war ich im Prinzip in jedem Stall „zu Hause“. Ich half bei Waldemar Hickst, Andreas Löwe , oder auch Andreas Trybuhl.
Aber als ich das erste Mal einem Pferd die Hufe auskratzen durfte, so kitschig es klingt, von dem Tag an wollte ich immer mit Pferden arbeiten. Mit 14 Jahren habe ich dann mein erstes Aushilfsgehalt verdient.

„Jockey zu werden war nie mein Ziel“

Haben Sie selbst auch einmal daran gedacht, Jockey zu werden? Oder welche Berufsmöglichkeiten hätte es außerhalb des Turfs für Sie gegeben?

Christian Möde: Jockey zu werden war eigentlich nie mein Ziel. Ich machte zwar die Ausbildung zum Rennreite , aber eher nur , um das ganze theoretische des Jobs zu erlernen. Mir gefiel die Begleitung der Pferde immer schon und wollte daher Reisefuttermeister werden. Mein Stall ermöglichte mir dies damals, und bin heute noch sehr dankbar darüber.

Ein anderer Job als der, irgendetwas mit Pferden zu tun, kam für mich nie in Betracht. Egal in welcher Sparte des Sports man arbeitet, es ist einer der tollsten Jobs. Pferde sind wundervolle Tiere.

„Zwischen 90.000 und 100.000 Kilometer pro Jahr“

Sie begleiten die Pferde auf Reisen. Wie kamen Sie an Ihren heutigen Job, und wieviele Kilometer legen Sie pro Jahr zurück?

Christian Möde: Mein heutiger Kollege Uli Baltromei fragte mich schon sehr früh, ob ich mir nicht vorstellen könnte, den LKW-Führerschein zu machen und dann anzufangen. Doch damals gab es für mich nur die Stallarbeit. Als ich aber immer größer wurde und dadurch auch schwerer, habe ich aufgehört, im Training mit zu reiten. Und irgendwann kamen dann die ersten Zweifel, ob ich diesen Job tatsächlich bis zur Rente ausüben möchte.

Bis zu 30 Boxen misten jeden Tag ist schon hart. Dann erinnerte ich mich an Uli und fragte einfach nach, ob es noch möglich wäre, in der Firma anzufangen. Nach einem kurzen Gespräch mit meinem heutigen Chefs Heide und Rolf Harzheim wagte ich diesen Schritt und machte den Lkw-Führerschein. Ich bin froh , dass ich diese Gelegenheit bekam. Denn es ist ein Super-Job. Ich arbeite zwar nicht mehr im Stall, habe aber immer noch die Nähe zu den Pferden. Man kommt sehr viel rum, sieht tolle Länder und Städte. Im Jahr kommen so schon einige Kilometer zusammen . Grob würde ich schätzen, dass es zwischen 90.000 und 100.000 Kilometer sind.

„Der Rennsport ist wie eine Ersatzfamilie“

Wie motiviert man sich für lange Strecken, die man im Transporter verbracht? Was waren bisher die größten Touren, die Sie zurückgelegt haben?

Christian Möde: Lange Strecken sind kein Problem für mich. In den Sommermonaten freut man sich dann immer nach dem ankommen aufs Grillen und auch mal auf ein kaltes Bier. Wenn wir zu Rennen fahren , wo wir einen Tag früher anreisen , freut man sich zudem auch mehr auf die verschiedenen Leute, die man in der Saison öfter sieht, als die eigene Familie. Der Rennsport ist wie eine Ersatzfamilie, und so denkt man eher weniger an die Fahrt und wie lange sie auch dauern könnte. Mehr an die schönen Abende, die man mit den Leuten verbringt.

Was meine größte Tour war, kann man so schlecht sagen. Auf den Gestütstouren nach Irland kommen schon einige Kilometer zusammen. Aber auch zu den Rennen nach Rom ist man fünf Tage unterwegs. Ich war dieses Jahr zudem zweimal in Oslo. Vor zwei Jahren holte ich ein Pferd in London am Flughafen ab und brachte ihn nach Breslau/Polen, nach einer Pause in Köln, wo sich Pferd und Fahrer ausruhen konnten.

Christian Möde im Portrait
Christian Möde im Portrait

Welches sind Ihre Hauptaufgaben, wenn gerade mal keine Fahrten anstehen?

Christian Möde: Nach jeder Fahrt werden die Fahrzeuge gewaschen und desinfiziert. Außerdem erledigen wir kleine Reparaturarbeiten selber. Die Autos müssen getankt werden, und auch die Flüssigkeiten müssen regelmäßig kontrolliert werden. Einmal pro Woche werden auch alle Reifen auf Schäden und Reifendruck kontrolliert. Man versucht, die Fahrzeuge immer sofort wieder abfahrtbereit zu machen.

Wie gehen Sie mit Zeitdruck um? Und wie bekämpfen Sie Stress?

Christian Möde: Zeitdruck haben wir eigentlich nicht. Wir fahren immer rechtzeitig zu den Rennen los , rechnen auch immer einen kleinen Puffer ein für Stau zum Beispiel. Dadurch hält sich auch der Stress in Grenzen.

Welches sind Ihre Lieblingsrennbahnen und bevorzugten Fahrten? Und warum?

Christian Möde: Ich fahre gerne nach Hannover , weil es für mich eine der schönsten Rennbahnen ist. Die Rennen in Deauville sind auch immer besonders, weil man in fünf Minuten am Strand ist.
Das nutzt man dann auch mal gerne zum Ausruhen. Nach Hoppegarten fahre ich auch immer gerne. Hoppegarten verbinde ich immer mit dem oben Beschriebenen. Man kommt an, schmeißt den Grill an und verbringt in gemütlicher Runde den Abend. Das geht auch auf jeder anderen Bahn, wo man einen Tag früher anreist , aber Hoppegarten ist dann doch eher mein Favorit dafür.

„Novemba hat einen besonderen Charakter“

Christian Möde beim Fu§ballspiel der Flying Horses gegen das Dream-Team-Galopp
Christian Möde beim Fu§ballspiel Flying Horses gegen Dream-Team-Galopp am 30.08.2016 in Iffezheim

Für welche Pferde können Sie sich derzeit am meisten begeistern?

Christian Möde: Wir fahren zwar in Menge relativ viel Pferde, doch um da einen heraus zu picken , ist schwer. Wenn man etwas mehr Zeit hat, um sich mit den Pferden zu beschäftigen, wie zum Beispiel zu den Rennen in England, kommt man den Pferden schon etwas näher und lernt sie kennen. Mit Novemba war ich dieses Jahr zweimal in Ascot. Sie hat einen besonderen Charakter, den man einfach mögen muss.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit bzw. Urlaub?

Christian Möde: In meiner Freizeit gehe ich sehr gerne mit Freunden zum Eishockey und besuche meine Eltern, so oft es geht. Meinen Urlaub verbringe ich an der Nordsee. Seit letztem Jahr habe ich dort mit meiner Familie eine zweite Wohnung. Das war ein Wunsch meiner Mutter, aber auch ich fühle mich da sehr wohl und kann gut abschalten.

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