Insider-Talk mit Fabian Xaver Weißmeier: „Würde gerne den Grossen Preis gewinnen“

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Ob Cagnes, Lyon oder mehrere deutsche Rennbahnen – der Iffezheimer Trainer Fabian Xaver Weißmeier eilt in diesen Wochen von einem Erfolg zum anderen. Der 34-jährige ist eine große Bereicherung der Turf-Szene in dem badischen Renndorf. Gründe genug für ein Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Schon 2023 war für Sie ein sehr erfolgreiches Jahr, und 2024 haben Sie mehr als fulminant begonnen. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die tolle Stallform und Entwicklung Ihres Quartiers?

Fabian Xaver Weißmeier: Erstmal vielen Dank für die netten Worte. Ich denke dass dies viele Gründe hat, dass wir eine so tolle Entwicklung gemacht haben und weiter haben werden. Zum einen sind das Wichtigste natürlich die Pferde, die müssen gesund, glücklich und am besten auch noch gut sein. Ein großer Punkt ist auch meine Schwester, mit der ich mich einfach blind verstehe und die den Trainingsalltag bereichert. Aber auch den Rest vom Team möchte ich nicht missen, da jeder durch seinen Einsatz etwas dazu beiträgt. Sicher ist auch ein Punkt das Management und meine Philosophie. Ich möchte es meinen Pferden im besten Fall immer so einfach wie möglich machen, und wenn sie gut genug sind, werden sie sich steigern. Dann können sie mit einer guten Moral an höheren Aufgaben teilnehmen, was sicher kein Nachteil ist.

„Die Trainingsbahn ist ein großer Faktor“

Fabian Xaver Wei§meier am 01.09.2021 beim Renntag in Baden-Baden.
Fabian Xaver Wei§meier am 01.09.2021 beim Renntag in Baden-Baden.

Welche Rolle spielt hierbei die noch sehr neue Trainingsbahn in Iffezheim? Was sind die Vorzüge?

Fabian Xaver Weißmeier: Die neue Trainingsbahn in Iffezheim war einer der auschlaggebenden Gründe, warum ich erst überhaupt hierher gekommen bin.

An unseren Erfolgen sieht man, dass die Trainingsbahn ein großer Faktor ist. Wir können ganzjährig, bis auf kleine extreme Ausnahmen, trainieren. Besonders für junge Pferde ist die Bahn sehr gut, da diese sich im Training leicht tun. Dass man in Iffezheim auch Gruppepferde trainieren kann, hat Carmen Bosckai schon mehrfach bewiesen.

Auch die großen Handicaps in Frankreich im Visier

Über 30 Pferde stehen inzwischen in Ihrem Stall. Wie sind die Perspektiven für 2024? Und wer sind Ihre größten Hoffnungen?

Fabian Xaver Weißmeier: Wir wollen an 2023 anknüpfen und beweisen, dass es nicht nur eine Eintagsfliege war. 2024 möchten wir wieder so viele Rennen wie möglich gewinnen und auch in den größeren Handicaps in Frankreich, wie den Quinte+-Rennen, performen. Wir werden wieder gezielt Pferde in den Reclamers kaufen, um den Erfolg zu maximieren.  Zu meinen größten Hoffnungen zählt unter anderem Dressman, dem ich es zutraue, sich noch zu steigern und den Sprung in die Listenklasse zu schaffen. 

Candy Sweet siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 27.09.2020 beim Renntag in Mannheim.
Candy Sweet siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 27.09.2020 beim Renntag in Mannheim.

Welche Standortvorteile bringt Iffezheim für Sie durch die Nähe zu Frankreich? Und wie stark werden Sie in Deutschland engagiert sein?

Fabian Xaver Weißmeier: Da wir hauptsächlich Franzosen kaufen und im Training haben ist Iffezheim mit der Nähe zu Frankreich ein Riesen-Vorteil. Dorthin sind die Transportwege kürzer, was a) für die Pferde angenehmer ist und b) den Besitzern angenehmere Transportkosten bringt. Die Preisgelder, sowie die Besitzerprämien in Frankreich sind sehr lukrativ und natürlich deutlich höher als in Deutschland. Viele Besitzer von mir, denen ich ein Pferd in Frankreich gekauft habe, waren sehr zufrieden und haben sogar ein zweites Pferd gekauft. Da ich Deutscher bin und auch einen leicht patriotischen Gedanken pflege , werden wir auch in Deutschland aktiv sein. Gerade deutsche Pferde oder auch die Engländer und Iren, die wir ebenfalls gezielt auf den Auktionen erwerben möchten, werden in Deutschland als Punktesammler starten.

Die ganze Familie hilft sich gegenseitig

Ihre ganze Familie ist in den Rennsport. Wie sind die Aufgaben am Stall verteilt? Und wie ist das Verhältnis zu Ihrer Schwester Esther Ruth und Ihrem Bruder Marian Falk?

Fabian Xaver Weißmeier: Bei uns im Stall ist meine Frau eine große Stütze, die ich immer liebevoll die Groundmanagerin nenne. Sie nimmt mir in dem Bereich viel ab und teilt morgens die Abläufe ein, so dass wir unser Programm (Koppel, Paddock, Führanlage) perfekt einhalten. Alle unsere Pferde gehen morgens, bevor sie geritten werden, eine Stunde in die Führanlage oder den Paddock. Auch für die medizinische Erstversorgung oder die Medikamentenvergabe ist sie verantwortlich und bildet gemeinsam mit meiner Schwester in diesem Punkt ein perfekt eingespieltes Team. Zu meiner Schwester habe ich wie bereits erwähnt ein sehr gutes Verhältnis, da wir uns blind verstehen und jeder weiß, was er am anderen hat.

Zu meinem Bruder habe ich auch ein gutes Verhältnis und wir sprechen uns ab und zu ab, flachsen uns ein wenig, und wenn der eine Hilfe braucht, hilft der andere. Wenn ich manchmal gar nicht weiter weiß oder einen Rat brauche, dann rufe ich meine Mutter an, die immer ein offenes Ohr und einen guten Rat hat. Wer immer für mich da ist, ist auch mein Vater, der wenn alle Stricke reißen, immer einspringt und einen nie hängen lässt.

Golden Boy siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 29.05.2020 Renntag in Dortmund.
Golden Boy siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 29.05.2020 Renntag in Dortmund.

Sie waren gerade beim Dubai World Cup vor Ort. Welche Erfahrungen würden Sie für den deutschen Rennsport gerne übertragen?

Fabian Xaver Weißmeier: Den Dubai World Cup live zu erleben, war ein beeindruckendes Erlebnis. Gerne würde ich die Professionalität übertragen. Alles ist perfekt organisiert und pro Pferd ausgerichtet. Wenn ein Pferd nicht in den Führring soll, weil es dort zum Beispiel zu viel Stress hat, dann muss es das auch nicht. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Pferden. So wie es eben sein sollte. Die Energie, die die Rennbahn in Meydan ausstrahlt ist gewaltig und selbst ich bekomme dort noch eine Gänsehaut.

Welches große Rennen würden Sie gerne einmal gewinnen – im In- und Ausland?

Fabian Xaver Weißmeier: Da ich ja nun Iffezheimer bin, würde ich gerne einmal den Grossen Preis von Baden gewinnen. Natürlich steht national auch das Deutsche Derby auf der Agenda, international der Arc de Triomphe und der Dubai World Cup. Ich glaube von diesen Rennen träumen nahezu alle Trainer.

Wie oft steigen Sie noch in der Morgenarbeit in den Sattel? Fehlt Ihnen das Reiten?

Fabian Xaver Weißmeier: Ich steige nahezu jeden Morgen in den Sattel und wechsle oft die Pferde, um für jedes ein Gefühl zu bekommen. Das hat sich bis jetzt immer als Riesen-Vorteil gezeigt. Am Anfang hat mir das Rennreiten schon sehr gefehlt, ich habe sogar ein Ex-Aktiven Rennen in Köln mitgesponsert, nur um reiten zu können. Gerne würde ich nochmal ein Ex-Aktiven-Rennen in Baden Baden reiten. Da ich nicht unbedingt der Kleinste war und sehr oft hungern musste, habe ich mich nun an die Vorzüge des normalen Lebens gewöhnt, und das Feuer ist nicht mehr so groß wie es am Anfang war.

Wie gefällt Ihnen das Leben im Badischen? Und wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

Fabian Xaver Weißmeier: Das Badische Leben gefällt mir sehr gut! Es ist sehr gesellig und hat viele Feste und gutes Essen. Meine Freizeit, wenn ich mal überhaupt eine habe, verbringe ich gerne mit meiner Familie. Ab und zu spiele ich PS 5 oder werkle im Garten und in meinem Stall herum. 

Songo siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 31.08.2019 Renntag in Baden-Baden.
Songo siegt unter Fabian Xaver Wei§meier am 31.08.2019 Renntag in Baden-Baden.

Was würden Sie im hiesigen Turf gerne verändern oder verbessern, speziell für einen Trainer wie Sie?

Fabian Xaver Weißmeier: Es wäre schön, wenn auch mal die großen Gestüte und Besitzer den jungen Trainern eine Chance geben würden, sich zu beweisen. Ohne gute Pferde ist es schwer an Listen – oder Grupperennen teilzunehmen und sich dort zu bewähren. Ich denke, dass man an vielen Beispielen sehen kann, dass einige einen sehr guten Job machen und eventuell auch erfolgreicher wären, wenn sie besseres Material hätten.

Es kann auch ein großer Vorteil sein, wenn solch gute Pferde nicht nur in einem großen Stall stehen, da einige auch immer mal wieder in den großen Quartieren durchs bekannte Raster fallen. Diese landen dann irgendwann auf Umwegen wieder bei uns kleineren Trainern und gewinnen dann auch Rennen. Leider ist bei diesen Pferden dann aber die große Karriere auch schon vorbei.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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