Lange mischte er 2020 sogar um das Trainer-Championat mit. Auch wenn er die Spitze abgeben musste, der fünfte Platz mit 31 Siegen war ein tolles Ergebnis für den Erfolgscoach aus Möser bei Magdeburg. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine Karriere und Pläne. für 2021.
Corona machte einen Strich durch die Rechnung
Sie standen 2020 lange an der Spitze der Statistik und hatten damals einen hocherfolgreichen Winter. Was waren die Gründe für das tolle Jahr?
Frank Fuhrmann: Ich wollte im letzten Jahr um das Championat der Trainer kämpfen und hatte die Pferde schon früh entsprechend vorbereitet, für die Sand- und Grasbahnsaison. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst waren keine Rennen, dann sollte es wieder losgehen, dann doch nicht.
Wir sind super gestartet, und bis Mitte des Jahres konnten wir gut mithalten. Ich hätte ein Hamburger Meeting gebraucht wie früher mit vielen passenden Rennen. Auch die gewohnten Veranstaltungen auf kleineren Bahnen oder im Osten haben teilweise gefehlt, oder Meetings wie Bad Doberan und Bad Harzburg. Da hätten wir mit unseren Handicappern punkten können.
„Kosten wieder einfahren“
Punktesammler waren und sind bei Ihnen vor allem Importe aus Irland. Worauf legen Sie beim Pferdekauf besonderen Wert? Wie ist ihr Budget?
Frank Fuhrmann: Für mich ist wichtig, dass ein Pferd nicht viel kostet und es die Möglichkeit hat, seine Kosten wieder einzufahren. Wenn ich eines für 100.000 Euro kaufen würde, wäre das schwer. Ich habe bei mir am Stall viele normale, kleinere Besitzer oder Besitzergemeinschaften. Sie müssen Erfolg haben. Ein teures Pferd, das nur kostet, ist nicht das Richtige.
Ich fliege nach Irland, schaue in den Katalog. Die Abstammung muss mir gefallen. Bei manchen Deckhengsten mache ich einen Strich durch, andere überzeugen mich. Dann muss mir auch das Pferd gefallen. Meistens sind es drei- oder vierjährige Kandidaten, die noch sieglos sind. Ich sehe mir auch ihre Rennen an, und dann muss der Preis passen.
„Mir fehlt es, vor Ort zu sein“
In der Corona-Zeit konnte man sich die Pferde nur online anschauen. Aber ich muss sie sehen und anfassen können. Mir fehlt es, vor Ort zu sein. Das erklärt auch, dass wir nach 45 Startpferden im letzten Jahr nun nur 28 haben. Erwähnen möchte ich noch, dass man bei Goffs in Irland als Kunde König ist und das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt.
„Rennpreise müssen sich erholen“
Haben Sie auch wieder solche Kandidaten, die sich noch hochdienen können, und wenn ja welche?
Frank Fuhrmann: Aktuell habe ich neun Dreijährige, die noch nicht für mich gelaufen sind. Sieben habe ich als Fohlen schon gekauft. Da dürfte schon etwas Interessantes dabei sein, aber ich möchte jetzt keine Namen nennen.
Kritik an den Handicappern
Sehr wichtig ist, dass sich die Rennpreise wieder erholen auf ein Niveau wie vor Corona. Sonst kann man die Besitzer doch kaum motivieren, sich neue Pferde zu kaufen. Zum Beispiel sind bei mir aus zwei Besitzergemeinschaften nun eine geworden. Wenn man drei Rennen und dann jedes Mal nur 1.500 Euro gewinnt, ist das nicht zu finanzieren. Und dann hauen einem die Handicapper hohe Aufgewichte drauf. Kareless hat zum Beispiel für einen Acht Längen-Sieg auf schwerem Boden der Geraden Bahn in Hoppegarten 4,5 Kilo bekommen. Verdient hat sie dabei aber nur 2.000 Euro.
Reichlich Kilos & Schwimm-Wettbewerbe
Im vergangenen Winter lief es auf Sand nicht so rund wie sonst. Woran hat das gelegen? Wie sind die Perspektiven für die Grasbahnrennen?
Frank Fuhrmann: Natürlich waren da etliche Pferde dabei, die im Vorjahr auf Sand schon gewonnen und reichlich Kilos bekommen hatten. Und zu Beginn der jetzigen Sandbahn-Saison war die Bahn in einem Zustand, der mehr an Schwimm-Wettbewerbe erinnerte. Als wieder alles in Ordnung war, liefen meine Pferde gut, und die Form war konstant. Man konnte wieder alles berechnen.
Leider wurden wir durch das Herpes-Virus ausgebremst und konnten nicht gleich anfangen, sondern erst zu Ostern wieder starten. Wir haben dann etwas ruhiger gemacht. Da nur ein Renntag pro Tag ist, werden wir zunächst nicht mehr mit zwei LKWs auf zwei Bahnen unterwegs sein müssen.
Unverständnis zur Impf-Entscheidung
Ihre Pferde konnten einige Wochen mangels Impfung nicht starten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Frank Fuhrmann: Ich hätte es verstanden, wenn man den Trainern zugebilligt hätte, bis 1. Mai ihre Pferde alle zu impfen. In Frankreich brauchte man die Impfung schon in der Vergangenheit. Für uns im Osten war das nicht notwendig. Nun wurde die Impfpflicht von einem Tag auf den anderen eingeführt. Es herrschte das reinste Chaos. Es ist schlimm, was in Valencia passiert ist, aber bei uns wurde von Verbandsseite als Reaktion darauf viel Mist gebaut.
Kardiologe sieht kein Problem
Sie reisen mit Ihren Pferden durch das ganze Land. Wieviele Kilometer legen Sie im Jahr zurück? Wie erholen Sie sich?
Frank Fuhrmann: 2019 hat unser MAN-Transporter 54.000 Kilometer zurückgelegt. Mit meinem Mercedes waren es 30.000 Kilometer. 2020 war es natürlich weniger. Beim Transporter habe ich einen Fahrer. Nur wenn er ausfällt, sitze ich noch am Steuer. Ich habe als Beifahrer Zeit, mich um Bürosachen zu kümmern.
Ich erhole mich zwischen den Rennen, wenn ich keinen Starter habe. Mein Kardiologe meinte, Pferderennen sei angenehmer Stress.
„Zwischen Wiesen, Wald und Wölfen“
Was macht für Sie den Standort Möser aus?
Frank Fuhrmann: Wir trainieren zwischen Wiesen, Wald und Wölfen und haben keine direkten Nachbarn. Unsere Anlage befindet sich fünf Kilometer von der A 2 entfernt. Nach Hoppegarten sind es 180 Kilometer, 150 Kilometer nach Hannover, 260 Kilometer nach Dresden. Daher liegen wir ziemlich zentral.
Viel Abwechslung
Ihre Pferde starten oft sehr häufig, teilweise mehrfach in einer Woche. Wie motivieren Sie die Pferde dafür? Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Was sagen Sie Kritikern, die an den vielen Starts herummäkeln?
Frank Fuhrmann: Für mich ist sehr wichtig, dass die Pferde nach den Rennen schnell nach Hause fahren. Auch aus Hamburg sind wir wieder heimgefahren. Sie erholen sich bereits, bis sie wieder in der Box sind. Bei uns können sie täglich auf die Koppel und werden zudem im Wald spazieren geritten.
„Sprinter können öfter laufen“
Ich habe ja viele Sprinter, die können öfter laufen. Sie erholen sich schneller. Das ist wie in der Leichtathletik auch. Kritikern sage ich, es sind Rennpferde, keine Stehpferde. Viele Kollegen gehen ja dienstags vor einem Rennen eine richtig schnelle Arbeit. Das mache ich nicht, die Pferde werden zu Hause natürlich nicht gejagt, sie müssen gesund sein, gut fressen und entsprechend drauf sein. Sonst starten wir nicht.
„Eine Fuhrmann-Dreierwette gab es schon“
Wenn Sie mehrere Pferde in einem Rennen haben, gewinnt nicht selten ein Außenseiter von diesen. Wissen Sie meistens, wer die Nummer eins ist? Gab es schon einmal eine Viererwette nur mit Ihren Kandidaten?
Frank Fuhrmann: Bei Sprintern hängt vieles vom Start und dem Rennverlauf ab. Ich wette selbst übrigens nicht, denn ich will nicht zweimal verlieren. Das überlasse ich anderen. Ich denke, ich weiß meistens, wer der Beste ist. Wer mich vernünftig fragt, bekommt auch eine gute Antwort und erfährt, wer gewinnt. Eine Fuhrmann-Dreierwette gab es schon, eine reine Viererwette mit meinen Pferden noch nicht.
„Jiffies Flyer war mein bestes Pferd“
Was war bislang Ihr bestes Pferd? Welches Rennen würden Sie gerne einmal gewinnen? Was sind Ihre Lieblingsbahnen?
Frank Fuhrmann: Mein bestes Pferd war Jiffies Flyer mit zwölf Siegen. Wenn sie heute laufen würde, hätte sie Black Type. Sogar 13 Siege schaffte Mike Stone, der acht Rennen in einem Jahr gewann. Und damals gab es noch kein getrenntes Sand- und Grasbahn-Handicap.
Der Traum von der Goldenen Peitsche
Sehr gerne würde ich einmal die Goldene Peitsche gewinnen und dann den Prix de l‘ Abbaye. Meine absolute Lieblingsbahn ist Hoppegarten, außerdem Magdeburg, wobei der Boden im Sommer oft zu fest ist. Außerdem Hamburg, wenn der Boden passt und ich für jedes Pferd die passenden Rennen habe.
„Rennen ohne Zuschauer sind wie…“
Wie hat Corona Ihr Leben verändert?
Frank Fuhrmann: Ich bleibe mehr zu Hause. Aber mir fehlen die Gespräche mit den Leuten auf der Bahn, das gemeinsame Essen oder Bierchen. In Berlin bin ich einmal gefragt worden, was Rennen ohne Zuschauer für mich sind. Ich habe geantwortet, das ist wie Sex ohne Partner.