Bis zum 9. Juli musste Friederike Schloms zwar auf den ersten Saisontreffer 2022 warten, doch danach ging es spürbar aufwärts. Vor allem die Grosse Woche in Baden-Baden war ein Erfolgspflaster für die 33-jährige Trainerin aus Berlin-Hoppegarten. Gründe genug für ein Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog.
Es hat etwas länger gedauert, bis der erste Sieg in diesem Jahr zustande kam. Was waren die Gründe, dass die Pferde erst etwas später in Gang kamen? Mussten Sie etwas in der Vorbereitung ändern oder umstellen)
Friederike Schloms: Ja, leider hat der erste Sieg in dieser Saison länger auf sich warten lassen, wir hatten leider nicht immer das Glück auf unserer Seite gehabt. Unsere Pferde liefen auch am Anfang der Saison oft fein in die Platzierung bzw. waren wir auf der Ziellinie das ein oder andere Mal auch
Nase geschlagen Zweiter. Am Training habe ich nichts verändert.
„Wir sind motiviert nach Iffezheim gefahren“
Bei der Grossen Woche in Iffezheim feierten Sie zwei Treffer mit Shenzhen und Abbayah. Hatten Sie mit diesen Top-Leistungen gerechnet? Was bedeuten Ihnen diese Siege? Und was trauen Sie beiden Pferden noch zu?
Friederike Schloms: Wir sind motiviert nach Iffezheim gefahren. Alle Pferde haben ihre Form aus
den bisherigen Rennen in Baden Baden bestätigt. Jeder Sieg ist eine Belohnung für mein Team und mich, zwei Treffer an einem Tag und dann auch noch in Baden Baden das ist etwas ganz Besonderes. Jeder, der im Rennsport arbeitet, weiß genau, wie viel harte und schweißtreibende Arbeit täglich dahinter steckt. Was mich dazu noch sehr glücklich gemacht hat, waren die Emotionen und Freude meiner Besitzer. Einfach fantastisch. Als Trainer ist man schon kurz nach dem Absatteln des Pferdes und dem Gespräch mit dem Jockey gedanklich im nächsten Rennen bzw. in der nächsten Planung für das Pferd. Dementsprechend genieße ich diesen kurzen Moment sehr, wenn Pferd und Jockey nach dem Sieg vom Geläuf abgeholt werden und vom Publikum gefeiert werden. Beide Stuten werden uns weiterhin noch viel Freude bereiten.
„Saldenlady hat sich toll weiterentwickelt“
Saldenlady lief in einem Auktionsrennen in Hamburg stark und war glänzende Zweite in einem Listenrennen in Baden-Baden. Wann haben Sie das Potenzial der Stute erkannt? Und was ist von Ihr noch zu erwarten? Haben Sie schon bestimmte Ziele im Auge?
Friederike Schloms: Saldenlady hatte sich als Zweijährige schon früh angeboten und tolle
Trainingsleistungen gezeigt. Sie hatte sich dann aber leider eine Griffelbeinfraktur zugezogen, welche
operiert werden musste. Somit stand für das Besitzerpaar und mich fest, dass wir der Stute die nötige Zeit geben, um sich auszukurieren, da sie uns das danken wird.
Bei ihren bisherigen Starts kam die Stute immer gut nach Hause und hat sich zu unserer Freude immer wieder ein Stück verbessert und weiter entwickelt. Im Prinzip lief bis heute alles komplett nach unserem Plan, und wir hoffen natürlich auch, dass das so weiter geht. Sie wird voraussichtlich für dieses Jahr, wenn sie weiterhin so gut arbeitet und natürlich gesundheitlich fit ist, noch zwei Starts erhalten und soll dann ihre verdiente Winterpause erhalten.
Die Trainingsbedingungen in Hoppegarten gelten als einzigartig. Was sind die besonderen Vorzüge?
Friederike Schloms: Ja das stimmt, wir haben viel Fläche, auf der wir individuell Trainieren können.
Die Bedingungen sind top. Drei Sandbahnen, die zum Teil bei Bedarf mehrmals täglich bewässert
werden können, abgesehen davon wird die Sandbahn in der täglichen Trainingszeit stündlich geeggt,
so dass für Pferd und Reiter immer optimale Bedingungen bestehen. Außerdem haben wir zahlreiche
Waldwege, so dass man bei bedarf der Sandbahn auch mal ausweichen kann.
19 Pferde stehen aktuell auf Ihrer Trainingsliste. Wer sind Ihre größten Hoffnungsträger?
Friederike Schloms: Natürlich die dreijährige Stute Saldenlady. Bei den zweijährigen sind es Garuva
und Senador. Senador hat bei seinem Debüt in Hoppegarten alles richtig gemacht hat und sich nach
diesem Start auch wieder toll in der Arbeit gezeigt.
„Individuell auf jedes Pferd eingehen“
Wie ist Ihre Arbeits-Philosophie bei der Vorbereitung der Rennpferde?
Friederike Schloms: Individuell auf jedes Pferd eingehen, das ist mir sehr wichtig. Es ist ein harter
Hochleistungssport für Pferd und jeden Aktiven. Dementsprechend finde ich es sehr wichtig, dass die
Pferde auch ihre Erholungsphasen erhalten. Wir haben 20.000m² Weidefläche und noch zusätzliche
Paddocks, auf denen sich unsere Pferde in kleinen Gruppen frei bewegen können, zusätzlich ist eine
individuelle Betreuung und Pflege wichtig. Das funktioniert dank meines eingespielten Teams wirklich super, und darauf bin ich unheimlich stolz.
Wie sind Sie persönlich zum Rennsport gekommen? Und was waren die bisherigen Stationen?
Friederike Schloms: Durch meine Mutter Gabriele Schloms bin ich den Rennsport gekommen. Sie ist
selber viele Jahre als Amateur-Rennen geritten, und sie führt diesen Rennstall schon seit mehr als 20
Jahren. Ich habe nach meiner Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten einige Jahre im Pferde- bzw. Kleintierbereich gearbeitet. Danach wechselte ich in den Rennstall und war dort Futtermeister und rechte Hand. Zusätzlich habe ein zweijähriges Studium zur Tierphysiotherapeuten und Osteopathie für Pferde absolviert und das auch jahrelang ausgeübt.
Was würden Sie gerne im deutschen Rennsport ändern oder verbessern?
Friederike Schloms: Realistisch gesehen geht es unserem Sport nicht sehr gut, aber ich hoffe, dass wir auf einem guten Weg sind.