Insider-Talk mit Jan Korpas: „Hier sind die besten Trainingsmöglichkeiten“

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Der 12. August 2023 war ein ganz besonderes Datum für Jan Korpas. Der ehemalige mehrfache Champion der Hindernisjockey feierte mit Erol in München den 50. Sieg seiner Karriere als Trainer. In Berlin-Hoppegarten bereitet der 50-jährige seine Pferde seit Jahren sehr erfolgreich vor. Gründe genug für ein Exklusiv-Interview auf dem RaceBets-Blog.

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Der 50. Sieg war ein weiterer Meilenstein Ihrer Karriere als Galopper-Trainer. Wie hat denn für Sie persönlich alles angefangen als Coach?

Jan Korpas: Im Juni 2018 habe ich meine Prüfung bestanden und mich in Hoppegarten als Trainer selbständig gemacht. Das war schon immer mein Ziel nach dem Ende meiner Jockey-Karriere. 2015 habe ich in St. Moritz mein letztes Hürdenrennen geritten, aus gesundheitlichen Gründen. Ich hatte eine Gesichtsverletzung nach einem schweren Unfall. Daher musste ich aufhören.

Jan Korpas im Portrait am 05.06.2022 in Berlin-Hoppegarten

Zwei Starter, zwei Sieger in Baden-Baden

Sie haben seither auf den verschiedensten Bahnen des Landes für Furore gesorgt, gerade auch bei den großen Meetings. Welche Treffer haben bei Ihnen besonders bleibende Eindrücke hinterlassen und weshalb?

Jan Korpas: Gleich im ersten Jahr habe ich in Hamburg gewonnen, es war mein erster Trainer-Sieg mit Shabraque mit Miki Cadeddu. Natürlich war für mich sehr wichtig, dass ich in der zweiten Saison mit Paloma Ohe ein Listenrennen in Hannover gewonnen habe. Sehr schön waren im vergangenen Jahr in Baden-Baden bei der Grossen Woche die Siege mit American Fly und New Moon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Nur mit diesen beiden Pferden war ich angereist, das hatte eine sehr große Bedeutung für uns. Tuo Sogno war ein tolles Pferd, ich habe ihn als sehr startschwieriges Pferd bekommen, das nicht einfach zu reiten war, er hat mehrere Rennen gewonnen und war fast immer platziert.

Tuo Sogno am 22.04.2019 in Hannover

„Immer nach vorn, hinterher kann jeder“, lautet das Motto auf Ihrer Homepage. Auf welche Prinzipien legen Sie beim Training besonderen Wert? Was machen Sie anders?

Jan Korpas: Man darf nicht nur schauen was war, sondern muss sehen, was jetzt ist und was in der Zukunft passiert. Im Rennsport ist man schnell unten, wenn ein Besitzer mehrere Pferde abzieht. Ich habe damals mit fünf Pferden angefangen. In kurzer Zeit ging es auf 30 Pferde hoch, dann waren es wieder 8 und dann 16. Im vergangenen Jahr hatte ich nur fünf, sechs Startpferde. In dieser Saison habe ich zehn Pferde im Stall. Ich schaue immer nur nach vorne.

Ich versuche, jedes Pferd individuell zu trainieren. Die meisten Pferde reite ich auch selbst, ansonsten beobachte ich alle. Wir haben ein kleines Lot und sind nur zu zweit, oder wenn unser Amateur da ist, zu dritt. Wir reiten immer zusammen. Daher habe ich auch die anderen Pferde immer im Auge. Wenn mir etwas nicht gefällt, reagiere ich direkt. Ich habe sehr viel Erfahrung, denn ich habe Araber, Halbblüter geritten, in Flach- und Hindernisrennen war ich aktiv, am Strand oder auf Schnee habe ich geritten.

Viel Hoffnung in die Dreijährigen

Sie haben 2022 zwölf Siege erzielt, was bei Ihrem Pferdebestand sicher ein sehr gutes Ergebnis ist. 2023 ging es noch etwas ruhiger zu. Was sind die Gründe? Was haben Sie sich für dieses Jahr noch vorgenommen?

Jan Korpas: Ich hatte, wie schon erwähnt, im letzten Jahr nur fünf, sechs startfertige Pferde, da es immer mal kleine Verletzungen gab. Die Saison war trotzdem gut. 2023 habe ich zwar etwas mehr Pferde zur Verfügung, aber viele sind spätere Kandidaten, meistens dreijährig. Es brauchte Zeit, bis sie richtig reif waren. Ich will natürlich bis zum Ende des Jahres noch ein paar Rennen gewinnen. Ich wäre froh, wenn alle Dreijährige, die herauskommen, je einen Sieg erzielen, so wie Erol, mein 50. Sieger, und die anderen Pferde sind kaum schlechter.  

Wie schwer ist es in Hoppegarten neue Besitzer zu bekommen und aktuelle Eigner zu halten?

Jan Korpas: In Hoppegarten ist es ziemlich schwierig, neue Besitzer zu bekommen. Viele sind in den Westen gegangen oder wollen in Frankreich laufen. Die Möglichkeit haben wir auch, wir können auch dorthin fahren. Für mich sind es hier die besten Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Ich war schon überall. Vieles ist auch eine Frage des Preises.

Eindrücke rund um das Jubiläums-Meeting 200Jahre Deutscher Galopp am 14.08.2022 in Berlin-Hoppegarten

Was ist hier so einzigartig?

Jan Korpas: Ich habe hier 1990 mein erstes Rennen geritten und auch gewonnen, für Herrn Bauermeister. Die verschiedenen Bahnen, Berg hoch und runter, das ist wie in England, auch Gerade Bahnen. Meine Pferde gehen direkt vom Stall in den Wald, so dass sie richtig abschalten können. Sie sind nicht gestresst. Hier fällt die Anspannung von den Pferden ab. Besser sind die Möglichkeiten nirgends in Deutschland.

In den verschiedensten Disziplinen aktiv

Sie waren ein hocherfolgreicher Reiter. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit helfen Ihnen in Ihrem jetzigen Beruf?

Jan Korpas: Ich war immer von Flachrennen fasziniert, der Hindernissport war zunächst mein Hobby, auch Adrenalin. Erst ab 2008 habe ich mich darauf konzentriert, nachdem ich wegen einer Kolik nicht mehr abnehmen durfte. Ich war so vieles auf der Flachbahn erreicht hatte und dort Champion war, will ich auch den Titel über Hindernisse holen. Ich bin zu Christian von der Recke gegangen und habe zweimal das Championat gewonnen. Ich denke, wenn man so viele verschiedene Arten von Pferden und in so vielen Disziplinen geritten hat, bekommt man viel mehr Gefühl für Pferde und kann sie richtig einschätzen.

Indian Sun siegt unter Jan Korpas am 21.07.2013 in Bad Harzburg

„Die alte Schule ist fast ausgestorben“

Wie schwer ist es, als Trainer heutzutage selbständig und wirtschaftlich zu arbeiten?

Jan Korpas: Die Zeiten, gerade in Hoppegarten mit so wenigen Pferden, sind sehr schwer, weil alles viel teurer geworden ist. Nachwuchs zu bekommen ist sehr schwer in diesem Sport, alle wollen nur viel verdienen und wenig arbeiten. Die alte Schule ist schon fast ausgestorben. Es ist schwer, überhaupt durchzuhalten. Man muss viel alleine machen.

Wie sieht ein normaler Wochentag für Sie persönlich aus? Und wieviel Zeit bleibt für Hobbys oder andere Aktivitäten?

Jan Korpas: Morgens komme ich um sechs Uhr in den Stall und kontrolliere meine Pferde, danach wird ein Kaffee getrunken. Anschließend gehen wir reiten, wobei ich alle Lots mitreite. Bevor die Pferde im Stall komplett versorgt werden, mache ich meine Büroarbeit, wie die Nennungen. Dann gehe ich kurz nach Hause. Am Nachmittag von 17 bis 18 Uhr sind wir erneut im Stall. Die Pferde bleiben immer einen halben Tag draußen im Sandpaddock.

Jan Korpas im Portrait am 05.06.2022 in Berlin-Hoppegarten

Mein Hobby ist das Reiten. Ich fahre viel mit dem Rad. Der Rest sind nur Pferde. Im Winter gehe ich Skifahren, auch wenn es nur ein paar Tage sind, dann kann ich für die ganze Saison auftanken.

Was sind Ihre Pläne/Wünsche für die nächsten Jahre?

Jan Korpas: Ich möchte einige neue Besitzer gewinnen. Mir gefällt es in Hoppegarten sehr gut. Wir versuchen alles, damit auch Besitzer zurückkommen. Wir können auch von hier reisen, selbst wenn man ein paar Tage unterwegs ist.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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