Insider-Talk mit Konstantin Phillip: „Ich möchte mein Hobby zum Beruf machen“

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Er ist erst 18 Jahre alt, hat aber schon eine stolze Erfolgsbilanz vorzuweisen: Konstantin Phillip gewann 2023 das Championat der Amateur-Rennreiter, nachdem er 2021 schon Dritter gewesen und in jenem Jahr das Bayerische Amateur-Championat an sich gebracht hatte. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet der Münchener über seine bisherige Karriere und die Pläne für die Zukunft.

Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn bei den Amateuren 2023. Was bedeutet Ihnen dieser Triumph? Und welche Erfolge waren dabei die wichtigsten?

Konstantin Phillip: Vielen Dank, ich freue mich sehr darüber, dass ich das Amateurchampionat 2023 gewinnen konnte, da es natürlich ab dem Moment, in dem ich meine Amateurlizenz bekommen habe, mein Ziel war, einmal die Meisterschaft der Amateure zu gewinnen. In den letzten beiden Jahren war es jeweils knapp, wobei ich bereits einen dritten und einen zweiten Platz im Championat erreichen konnte.

Für mich sind alle Erfolge grundsätzlich gleich viel wert, da jeder seinen Anteil zum Championat beigetragen hat. Es gab im letzten Jahr aber für mich persönlich natürlich auch Siege, die ich länger in guter Erinnerung behalten werde, wie zum Beispiel der Sieg mit Grey Darling am 14.Oktober in München, da ich die Schimmelstute täglich in der Morgenarbeit reite oder mein erster Sieger in Iffezheim auf Emirates Flight am 15.Oktober.

Grey Darling siegt unter Konstantin Phillip am 14.10.2023 in München

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Kein erneuter Anlauf auf das Championat 2024

Unternehmen Sie 2024 einen erneuten Anlauf auf das Championat? Und wie schwer ist es aufgrund der Entfernungen von München aus so etwas zu realisieren?

Konstantin Phillip: In 2024 wird es keinen erneuten Anlauf meinerseits auf das Amateur-Championat geben, da ich sehr bald meine Ausbildung zum Pferdewirt Schwerpunkt Rennreiten beginnen werde, dennoch setze ich mir natürlich auch für die Saison 2024 Ziele. Ich finde, dass München kein großer Standort-Nachteil ist, die Entfernungen zu den Rennbahnen sind bekanntlich zwar im Durchschnitt etwas länger, und man muss die Reisen gründlicher planen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass der Standort, der im übrigen auch in anderen Aspekten viele Vorteile mit sich bringt, in diesem Fall ein Problem darstellt.

Wer sind Ihre größten Unterstützer? Und sehen Sie Ihre Zukunft auch weiterhin in Riem? Ist auch die Fegentri ein Thema?

Konstantin Phillip: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich große Unterstützung von John Hillis erhalte, der mich schon seit vielen Jahren sehr fördert und mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht und zudem eine tolle Besitzerstruktur im Stall hat, die mir sehr viele Möglichkeiten geben und mich mit zahlreichen Ritten unterstützen.

New Diamond siegt unter Konstantin Phillip am 03.10.2023 in Berlin-Hoppegarten

Ich bin ebenso sehr glücklich darüber, dass ich von den anderen Münchner Trainern wie zum Beispiel Werner Glanz oder Karoly Kerekes, aber auch von einigen anderen Trainern aus ganz Deutschland in 2023 tatkräftig unterstützt wurde und viele Möglichkeiten bekommen habe, Rennen zu reiten und mich zu verbessern.  Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken.

Beim Blick in die Zukunft habe ich relativ schnell gemerkt, dass es im Rennsport sehr schwierig ist, langfristige Planungen aufzustellen, aber ich fühle mich sehr wohl in München-Riem und freue mich, wenn dies auch lange so bleibt.

Die Fegentri war aufgrund der Tatsache, dass ich immer im Kopf hatte, nach meinem Schulabschluss die Lehre zu beginnen nie wirklich ein Thema. Im letzten Jahr gab es die kurzfristige Option für mich, wobei ich diese aufgrund meiner damals anstehenden Abiturprüfungen nicht realisieren konnte.

Mit Freikarten für den Dallmayr-Renntag fing alles an

Wie kamen Sie in schon so jungen Jahren zum Galopprennsport? Und wie sehr steht Ihre Familie hinter Ihnen?

Konstantin Phillip: Ich fing mit neun Jahren an, in einer Reitschule Reitstunden zu nehmen, da ich das Interesse zu Pferden über meine ältere Schwester bekommen habe, die damals schon klassisch geritten ist. Den Galopprennsport lernte ich eigentlich durch Zufall kennen, da ich Freikarten für den Dallmayr-Renntag 2015 bekam. Hierbei habe ich schnell gemerkt, dass mir der Galopprennsport deutlich besser gefällt als der klassische Reitsport, und über einige Zwischenstationen u.a. den Tag der Rennställe, bin ich 2017 bei John Hillis im Rennstall gelandet. Hierbei erlernte ich zu Beginn die Grundlagen im Umgang mit Rennpferden von Jeanette Spratter auf dem Ex-Galopper ,,Navorix’’ und seitdem bin ich dem Sport treu geblieben.

Trust on me siegt unter Konstantin Phillip am 15.08.2022 in München

Auch meine Familie unterstützt mich sehr stark und ich bin sehr dankbar dafür ein familiäres Umfeld zu haben, das mir hilft, diesen zeitintensiven Sport auszuüben.

Was haben Sie bisher neben dem Rennsport gemacht, und wie sind Ihre Pläne?

Konstantin Phillip: Bis zu meinem Abitur im Juni 2023 bin ich zeitgleich noch zur Schule gegangen, die viel Zeit in Anspruch genommen hat, ansonsten liegt mein Fokus aktuell sehr stark auf dem Rennsport, so dass für weitere zeitintensive Hobbys oder Aktivitäten wenig Zeit bleibt. Mein Plan ist, wie ich bereits oben erwähnt habe, die Pferdewirt-Ausbildung zu starten und mir somit den Traum erfüllen zu können, mein Hobby zum Beruf zu machen. 

Konstantin Phillip portrait

„Ich bekam nur positive Rückmeldungen“

Wie können sich gleichaltrige Menschen vom Turf begeistern? Und wie reagiert Ihr Umfeld, wenn Sie von Ihrem Hobby berichten?

Konstantin Phillip: In meinem Umfeld bekam ich bis jetzt tatsächlich ausschließlich positive Rückmeldungen, wobei meine Verwandten und engen Freunde mittlerweile meine Rennen meistens sogar aktiv mitverfolgen.

Ich finde es ebenso wichtig, dass man der jüngeren Generation die Chance gibt, sich ein eigenes Bild vom Galopprennsport machen zu können, und ihnen durch Einblicke hinter die Kulissen die Möglichkeit bietet, den Galopprennsport mit eigenen Augen kennen zu lernen, und ich bin mir sicher, dass sich bei genauerem Hinsehen viele weitere Menschen auch in meiner Generation für den Galopprennsport begeistern können.

Ballindinas siegt unter Konstantin Phillip am 27.09.2021 in München

Wie unterscheidet sich Ihr Tagesablauf von dem anderer 18-jähriger? Und wieviel Prozent nehmen dabei die Pferde ein?

Konstantin Phillip: Ich denke, es gibt tatsächlich mehr Unterschiede als Parallelen, wenn man meinen Tagesablauf mit dem eines anderen 18-jährigen vergleicht, da mein Tag zum einen bedeutend früher losgeht, aber auch sehr vom Rennsport geprägt ist, wobei schon die tägliche Morgenarbeit einen Großteil in Anspruch nimmt. Gemeinsam mit dem notwendigen Fitnesstraining für mich selbst im weiteren Verlauf bleibt natürlich wenig Zeit für anderes, und der Galopprennsport nimmt bestimmt 80 % meines Tages in Anspruch. Dennoch versuche ich natürlich auch durch Ausgleichsaktivitäten in ruhigeren Phasen wie z.B. Skifahren im Winter oder Treffen mit Freunden, die nötige Balance zu halten.

Wo sehen Sie Ihre eigenen Stärken und Schwächen im Rennsattel? An welchen Verbesserungen arbeiten Sie?

Konstantin Phillip: Grundsätzlich bin ich selbst wahrscheinlich mein größter Kritiker, der Rennsport ist insgesamt auch ein Sport, bei dem es oftmals auf sehr viele Kleinigkeiten ankommt, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, und als Reiter muss man sowohl physisch als auch mental zum Rennen reiten an sich arbeiten. In jedem Rennen treten neue Situationen und Eigenheiten der Pferde auf, aus denen man oftmals im Anschluss eigene Fehler analysieren und sich dadurch weiterentwickeln kann. Deshalb versuche ich weiter Tag für Tag, Fortschritte in jeglichen Aspekten zu machen, um mich so im Gesamtpaket reiterlich verbessern zu können.

Haben Sie Vorbilder, national oder international?

Konstantin Phillip: Konkrete Vorbilder habe ich nicht, ich denke jeder Reiter muss seinen eigenen Stil finden, da jeder auch andere körperliche Voraussetzungen hat, gerne schaue ich mir aber natürlich von den guten Jockeys Dinge ab, die ich bei mir verbessern kann und bin immer sehr dankbar für Tipps von Trainern und anderen Reitern, die oftmals nochmals eine andere Sicht auf Situationen haben und mir weiterhelfen können. 

Neriano siegt unter Konstantin Phillip am 23.08.2021 in Krefeld

Wo möchten Sie in fünf, wo in zehn Jahren stehen?

Konstantin Phillip: Das Ziel von jedem, der diesen Sport ausübt, ist es, auf Dauer natürlich viele große Rennen und Championate zu gewinnen. Wie oben bereits erwähnt, finde ich es aber immer schwierig, die langfristige Zukunft vorherzusagen, da sich heutzutage vieles auch schnell ändern kann. Ich setze mir gerne in jedem Jahr Ziele für die Saison, auf die man sich fokussieren kann, generell ist aber mein eigentliches Ziel, sowohl in fünf als auch in zehn Jahren und auch in der noch weiteren Zukunft sagen zu können, dass ich das Maximum aus meinen Möglichkeiten herausgeholt habe. Eine Grundlage dafür ist aber in meinem Fall, natürlich möglichst viele Erfolge zu erzielen.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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