Schon zu einem frühen Zeitpunkt hatte Marco Angermann 2022 das Vorjahres-Ergebnis an Siegen übertroffen. Klarer Fall, in Leipzig wurde auch in diesem Jahr erfolgreiche Arbeit geleistet. Der Trainer hat sich in der Szene längst etabliert, wir erinnern uns nur an den einstigen Seriensieger Mockingjay. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet der 56-jährige über seine Pläne.
Sie haben erneut ein erfolgreiches Trainer-Jahr hingelegt. Wie sehen Sie die bisherige Saison rückblickend? Und was ist noch von ihrem Crack Mister Bean zu erwarten?
Marco Angermann: Unser Saisonziel haben wir erreicht. Aber trotzdem bin ich nicht ganz zufrieden. Es hätten schon ein paar Siege mehr sein können. Die Dreijährigen haben mich schon etwas enttäuscht, bei denen wir wirklich Hoffnung hatten. Da mussten es wieder die älteren Pferde richten. Da wir diese Saison kein Rennen mehr für ihn haben, wird Mister Bean jetzt in die Winterpause gehen. Er ist aber kerngesund und wird nächstes Jahr eine weitere Saison laufen.
Viel Meinung bei Kulumi
Auf Ihrer Trainingsliste mit 21 Kandidaten findet man auch etliche Zweijährige. Wer sind die Hoffnungsträger für 2023?
Marco Angermann: Die größte Hoffnung habe ich auf Kulumi. Aber er muss noch sein rüpelhaftes Verhalten ablegen.
Der Stall BAfU ist mit vier Pferden ihr stärkster Patron. Wie ist die Verbindung entstanden?
Marco Angermann: Der Stall BAfU ist seit Beginn meiner Trainertätigkeit 2012, bis auf eine kurze Unterbrechung, Besitzer an meinem Stall. Es waren die ersten Pferde auf meiner Trainingsliste, sowie am 1. Mai 2012 mein erster Sieger. Ich hoffe, dass noch weitere Siege für Stall BAfU folgen.
„Mockingjay hatte ein Riesen-Kämpferherz“
Viele Turffreunde erinnern sich noch an den Seriensieger Mockingjay. Was zeichnete dieses Pferd aus? Und was waren Ihre besten Pferde und schönsten Erfolge bisher?
Marco Angermann: Mockingjay hat einen einwandfreien Charakter und hatte im Rennen ein Riesen-Kämpferherz. Er hat nie aufgegeben. In diesem Jahr hat er ein schönes Zuhause als Freizeitpferd gefunden. Seine sechs Siege in Serie im Jahr 2019 mit der Krönung des Ausgleich I-Treffers in Hoppegarten, waren natürlich ein Highlight.
Nicht zu vergessen ist auch Mister Spock, der ebenfalls fünf Siege in Serie erreichte. Und natürlich Mister Bean, der vor allem mit seinem Sieg beim diesjährigen Derby-Meeting in Hamburg beeindruckte.
Wie sind die Bedingungen am Trainingsstandort Leipzig?
Marco Angermann: Die Trainingsbedingungen in Leipzig sind in Ordnung. Wir arbeiten aber mit Besitzern und der Scheibenholz GmbH daran, diese weiter zu verbessern.
Nach welchen Kriterien suchen Sie Pferde bei Auktionen aus?
Marco Angermann: Zuerst schaue ich nach dem Pedigree, und dann sehen wir uns die Pferde vor Ort an.
„Rene Piechulek zählt jetzt zu den besten Jockeys in Deutschland“
Sie engagieren häufig Rene Piechulek als Jockey, schon weit vor dem Arc-Sieg war das der Fall. Was schätzen Sie an ihm?
Marco Angermann: Ich kenne Rene fast 20 Jahre, seitdem er in Leipzig seine Lehre begonnen hat.
Rene hat schon immer ordentlich für mich geritten. Jetzt zählt er zu den besten Jockeys in Deutschland und ist für mich einer der endkampfstärksten Reiter. Ich hoffe, dass er noch ein paar Rennen für uns reitet.
Was sind die Hauptaufgaben eines Trainers im Winter, wenn die meisten Pferde Pause haben?
Marco Angermann: Wenn die Pferde pausieren, dann macht der Trainer auch Pause. Nein, Spaß beiseite. Das Hauptaugenmerk liegt dann auf dem Training der jungen Pferde.
Wie ist bei Ihnen das Interesse für den Rennsport und dann für den Trainer-Beruf entstanden? Was begeistert Sie an diesem Metier?
Marco Angermann: Ich habe schon als Junge bei Herrn Busch im Rennstall im Magdeburger Herrenkrug mitgeholfen. Anschließend habe ich in Hoppegarten eine Lehre als Facharbeiter für Pferdezucht/ Berufsreiter absolviert. Nach einer kleinen Pause bin ich wieder zum Rennsport zurückgekehrt und letztendlich bin ich jetzt Trainer. Die tägliche Arbeit mit den Pferden bereitet mir große Freude.
Wenn Sie einen Tag die Geschicke des hiesigen Turfs bestimmen könnten, was würden Sie tun oder in die Wege leiten?
Marco Angermann: An einem Tag kann man nicht viel bewegen, aber Ideen habe ich einige.