Insider-Talk mit Marie Gast: „Einzigartige Verbindung zwischen Reiter und Pferd“

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Es ist eine mehr als eindrucksvolle Bilanz: Zwölf Siege und damit ein Verhältnis von Ritten zu Treffern von knapp 28 Prozent – Marie Gast legt eine formidable Saison 2022 hin. Die 26-jährige Amateurrennreiterin bringt sich immer mehr in die Schlagzeilen. Gründe genug für ein Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog.

Sie stammen aus Blieskastel, wo der Rennsport eine große Tradition besitzt. Wann saßen Sie zum ersten Mal auf einem Pferd? Und wie wurden Sie durch Ihre Familie zum Reiten ermutigt? Sind Sie verwandt mit dem früheren Trainer Arno Gast?

Marie Gast: Gebürtig komme ich aus Münchweiler, das ist ein kleines Dorf in der Pfalz. Mit sechs Jahren habe ich angefangen zu reiten und war in verschiedenen Reitställen aktiv. Auf der Rennbahn war ich allerdings das erste Mal mit 14 Jahren. Meine Freundin Larissa Bieß hat mich damals mit nach Webenheim auf die Rennbahn genommen. Seitdem kann ich mir mein Leben ohne den Galopprennsport nicht mehr vorstellen. Meine Eltern haben mit Pferden überhaupt nichts zu tun. Sie unterstützen mich in meinem Hobby, schauen sich die Rennen von zu Hause an oder kommen mal auf die Rennbahn. Meiner Mama wäre es jedoch lieber, ich würde ein ungefährliches Hobby ausüben. Von Arno Gast habe ich noch nie etwas gehört.

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„Die Faszination lässt einen nie mehr los“

Marie Gast
Marie Gast im Portrait am 29.08.2021 in Köln

Was begeistert Sie am Rennsport? Was macht die Arbeit mit den Pferden so besonders?

Marie Gast: Galopprennsport ist eine Faszination, die einen nicht mehr loslässt, wenn man einmal damit angefangen hat. Die Verbindung zwischen Reiter und Pferd ist einzigartig und ist mit nichts anderem gleichzusetzen. Die Arbeit ist vielseitig und jeden Tag anders, da es immer wieder neue Situationen gibt und jedes Pferd andere Bedürfnisse hat, die man beachten muss. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als tagtäglichen Kontakt mit Vollblütern zu haben.

In diesem Jahr geht es für Sie Schlag auf Schlag. Was sind die Gründe für die vielen Siege?

Marie Gast: Ich hatte das Glück, dass ich Anfang der Grasbahnsaison relativ schnell drei Rennen gewinnen konnte. Somit wurden die Leute etwas mehr auf mich aufmerksam, und ich habe deutlich mehr Chancen bekommen als in den Jahren zuvor. Reiten lernt man bekanntlich nur durch Reiten, und somit konnte ich mich stetig etwas verbessern. Natürlich müssen aber auch die Pferde mitspielen, da hatte ich dieses Jahr einfach das Glück, im richtigen Moment auf dem richtigen Pferd zu sitzen. Ich bin für jede Chance ,die ich bekommen habe, sehr dankbar.

Asifa siegt unter Marie Gast
Asifa siegt unter Marie Gast am 17.04.2022 in Saarbrücken

„Großer Wunsch, einmal in Baden-Baden zu gewinnen“

Sie haben sogar während der Derby-Woche in Hamburg gewonnen? Was war das Besondere daran? Auf welcher Rennbahn würden Sie gerne einmal siegen?

Marie Gast: Der Sieg während des Derby-Wochenendes war natürlich etwas ganz Besonderes. Ich bin extra für diesen einen Ritt nach Hamburg gekommen. Dass es dann tatsächlich mit dem Sieg geklappt hat, war natürlich umso schöner. Die Kulisse und die Stimmung ist einfach unbeschreiblich. Ein großer Wunsch ist es, einmal in Baden Baden zu gewinnen.

Fast die Hälfte Ihrer Erfolge kamen für den Stall von Nastasja Volz-Degel zustande. Was verbindet Sie mit ihr? Wo reiten Sie aus?

Marie Gast: Ich reite seit über drei Jahren bei Nastasja Volz-Degel in der Morgenarbeit. Sie und ihr Mann Timo Degel haben mir viel beigebracht und unterstützen mich, wo sie nur können. Dass es dieses Jahr mit den Pferden vom Gestüt Ohlerweiherhof so gut läuft, freut mich natürlich sehr. Mit den Pferden Rennen zu gewinnen, die man aus der täglichen Arbeit kennt, ist immer etwas ganz Besonderes.

Quilamy siegt unter Marie Gast
Quilamy siegt unter Marie Gast am 25.09.2022 in Mannheim

In der Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin

Wie lässt sich der Turf mit Ihrem Hauptberuf verbinden?

Marie Gast: Ich habe Sportwissenschaft studiert und während dieser Zeit angefangen, in der Morgenarbeit auf dem Gestüt mitzureiten. Mittlerweile mache ich eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin, die nur an manchen Wochenenden im Monat stattfindet. Unter der Woche arbeite ich nachmittags im Büro des Gestütes und kümmere mich um die Kundenbetreuung und die Social Media-Seiten. Durch diese Arbeitszeiten ist es für mich kein Problem, morgens in der Arbeit mitzureiten.

Gibt es Signale, bei der Fegentri dabei zu sein? Welche Rolle spielt für Sie das Ausland?

Marie Gast: Ich denke jeder Amateur träumt davon, einmal bei der Fegentri dabei sein zu können. Natürlich wäre es schön, wenn es schon im nächsten Jahr klappen würde. Ansonsten bin ich bisher auf ein paar Rennbahnen in Frankreich unterwegs gewesen und konnte bisher zwei Rennen dort gewinnen.

Magritte Du Champ siegt unter Marie Gast
Magritte Du Champ siegt unter Marie Gast am 02.07.2022 in Hamburg

Was sind Ihre beruflichen und Ihre rennsportlichen Ziele?

Marie Gast: Mein erstes Ziel ist es, die Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin erfolgreich zu beenden. Was danach kommt, kann ich noch nicht genau sagen. Natürlich ist es mein Ziel, irgendwann einmal Championnesse der Amateurreiterinnen zu werden. Ob und wann das klappt, werde ich sehen. Mir ist es aber auch besonders wichtig, mich stetig zu verbessern und nie an einer Stelle stehen zu bleiben.

Welche Jockeys sind Ihre Vorbilder? Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Marie Gast: Ein bestimmtes Vorbild habe ich nicht. Es gibt viele Reiter, bei denen ich die Reitweise sehr schön finde, beispielsweise Adrie de Vries oder Sibylle Vogt. Ich versuche mir das Beste von allen abzuschauen. Zu meinen Schwächen würde ich den Endkampf zählen, der noch nicht so stark ist. Auch das Stockwechseln ist definitiv noch ausbaufähig. Dafür habe ich meiner Meinung nach mittlerweile einen relativ guten Überblick im Rennen und weiß, mein Pferd einzuschätzen. Ich bereite mich immer sehr genau auf die Rennen vor und schaue mir meine Gegner und ihre letzten Formen an.

Marie Gast

Was haben Sie in den Winter-Monaten geplant? Und wie gestalten Sie Ihre Freizeit (Familie, Hobbys)?

Marie Gast: Im Winter wird sich nichts für mich ändern. Ich reite weiterhin bei Nastasja Volz Degel und hoffe auf einige Chancen auf der Dortmunder Sandbahn. In meiner Freizeit gehe ich gerne laufen und treffe mich mit Freunden. Ich versuche auch so oft es geht nach Hause zu fahren, um meine Familie zu besuchen.

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