Insider-Talk mit Maxim Pecheur: „Ich träume vom Sieg in der Winterkönigin“

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Zweimal Vize-Champion der Jahre 2019 und 2020, 2021 Vierter der Statistik – Maxim Pecheur ist ohne Zweifel einer der Top-Jockeys in Deutschland. Auch das Derby und der Preis der Diana stehen bereits auf seinem Konto – 2017 mit dem Röttgener Windstoß bzw. 2019 mit der Brümmerhoferin Diamanta. Exklusiv im Insider-Talk auf dem Blog berichtet der 31-jährige über seine Pläne.

Im vergangenen Jahr hatten Sie großes Verletzungspech mit der Schulter und dem Sprunggelenk. Und dennoch belegten Sie mit 42 Siegen Rang vier der Statistik. Können Sie das Jahr noch einmal Revue passieren lassen?

Maxim Pecheur: Normalerweise hätte ich 2021 wohl eines meiner besten Jahre gehabt, aber es fing leider ziemlich doof an. Durch den Bruch des Sprunggelenks habe ich drei Gruppe II-Siege verpasst, mit Jin Jin in Düsseldorf, mit Kaspar in Mülheim und mit Mythico im Mehl-Mülhens-Rennen, außerdem mit Aff un zo in einem Listenrennen und danach im St. Leger. Das tat natürlich schon weh, gerade wenn man die Pferde immer geritten hat, zum Beispiel Kaspar im Derby.

Hannover, Jin Jin mit Maxim Pecheur gewinnt
15.09.2019, Hannover, Niedersachsen, GER – Jin Jin mit Maxim Pecheur gewinnt. Foto: Galoppfoto

Größere Rückschläge gehören in unserem gefährlichen Sport dazu, daher habe ich stets die Hoffnung, gesund zu bleiben. Das ist das A und O.

Mit Tabera und Aff un zo gelangen Ihnen zwei Gruppesiege. Sie haben gesagt, dass der Triumph mit dem Renz-Galopper im Silbernen Pferd eine besondere Bedeutung für Sie hat. Weshalb?

Maxim Pecheur: Ich hatte zu Aff un zos Besitzer Holger Renz schon nach dem ersten Erfolg früh im Jahr gesagt, dass er ein Kandidat für weite Wege ist und viel Potenzial besitzt. Da ich ihn wegen meiner Verletzung in der Folge nicht reiten konnte und Adrie de Vries mit ihm ja auch das Listenrennen gewonnen hatte, war es natürlich schade, den Ritt zu verlieren, aber ich habe mich umso mehr gefreut, dass ihm im Silbernen Pferd ein solcher Sieg auf einer weiten Strecke gelungen ist, die ich als ideal erachtet hatte. Und das hat ohne Peitscheneinsatz geklappt.

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„Ich hoffe auf Doppelveranstaltungen“

Sie gehören seit etlichen Jahren zum Top-Team am Stall von Markus Klug im Gestüt Röttgen. Nun ist die Konkurrenz dort durch das Engagement von Andrasch Starke als Stalljockey größer geworden. Wie sehen Sie die Situation für Sie persönlich?

Maxim Pecheur: In jedem Falle ist Andrasch Starke der erfolgreichste Jockey in Deutschland. Ich muss die Situation akzeptieren und sehen, wie das Jahr läuft. Im Vorfeld ist schwer zu sagen, wie sich die Saison entwickelt. Ich bin seit neun Jahren für den Stall von Markus Klug am Gestüt Röttgen tätig und habe das Derby und die Diana gewonnen. Zu den meisten Besitzern habe ich ein sehr gutes Verhältnis.

Duesseldorf, Diamanta mit Maxim Pecheur und Trainer Markus Klug nach dem Sieg im 161. Preis der Diana
04.08.2019, Duesseldorf, Nordrhein-Westfalen, GER – Diamanta mit Maxim Pecheur und Trainer Markus Klug nach dem Sieg im 161. Preis der Diana.
Foto: Galoppfoto

Ich hoffe, dass es öfter Doppelveranstaltungen geben wird und sich die Jockeys auf die Bahnen verteilen. Andre Best hat einmal über sich gesagt: In der Provinz bin ich der Märchenprinz (lacht). Ich hoffe, dass ich vom Stall Chancen auf der Zweitbahn oder auch gleichwertige Pferde auf der ersten Bahn bekommen werden. In jedem Falle möchte ich das Beste aus der Situation machen.

Ich hatte ja schon einmal eine ähnliche Konstellation, als Adrie de Vries die Nummer eins am Stall war. Das hat sehr gut harmoniert, zumal ich ihn sehr schätze. Und er hat meine Arbeit in der Vorbereitung der Pferde für die Rennen auch sehr geschätzt. Es war eine sehr schöne Zeit.

„Habe das Glück, an einem großen Quartier zu arbeiten“

Wie hat sich generell die Lage für einen selbständigen Jockey gegenüber früher verändert? Für welche weiteren Ställe werden Sie hauptsächlich zum Einsatz kommen?

Maxim Pecheur: Es ist kein Geheimnis, dass die Lage im deutschen Rennsport nicht besser geworden ist. Immerhin hat es eine kleine Rennpreiserhöhung gegeben. In den letzten beiden Jahren waren während der Corona-Krise die Reitgelder reduziert bei erhöhten Benzinpreisen und gestiegenen Krankenkassenbeiträgen. Die Situation hat sich für alle Profireiter verschlechtert.

Vielleicht stehen wir durch die vorgesehenen Doppelveranstaltungen bald besser da. Aber da immer weniger Pferde in Training sind, gibt es auch immer weniger Ritte.

Ich habe das große Glück, dass ich für ein großes Quartier arbeite, im Verhältnis viele Ritte habe und zu den Führenden in der Statistik gehöre. Aber wir brauchen auch Reiter für die großen Handicaps, für die Viererwett-Rennen. Für viele von ihnen ist es sehr schwer, am Ende des Monats ihre Rechnungen zu bezahlen. Da muss sich etwas ändern.

Profisport impliziert, dass man vom dem Beruf leben kann. Wir dürfen nicht in den Amateur-Sport abrutschen, sonst sind wir international nicht mehr konkurrenzfähig. Und das wäre ein großer Rückschritt. Wir müssen daher professionelle Rennen mit realistischen Ergebnissen abhalten, gerade auch für die Besitzer, die alles bezahlen. Und der Rennsport muss sauber sein. Schließlich ist der Zuchtwert die Hauptaufgabe des Turfs.

Gallardo siegt unter Maxim Pecheur
Gallardo siegt unter Maxim Pecheur am 21.11.2021 beim Renntag in München. Foto: Galoppfoto

„Beschäftige mich sehr mit Kulinarik und Ernährung“

Wie halten Sie sich persönlich fit, und wie sehr müssen Sie um Ihr Gewicht kämpfen? Können Sie auch mal einen Burger oder Pommes frites essen?

Maxim Pecheur: Ich reite in der Saison 52 Kilo. Der Hauptfaktor ist, dass ich mich sehr mit Kulinarik und Ernährung beschäftige. Ich koche sehr gerne. Ich ernähre mich sehr gezielt, aber esse auch mal Dinge, die nicht gut fürs Gewicht sind, wie Burger oder Pommes. Generell beginne ich die Woche mit schwererem Essen, und Richtung Wochenende, wenn unsere Renntage anstehen, gibt es leichtere Sachen, wie Fisch oder Gemüse.

Man muss die richtige Mischung finden, sollte glücklich sein mit der Ernährung und sein Gewicht halten sowie ausreichend Vitamine und Nährstoffe zu sich nehmen. Eine Harmonie ist der beste Weg, um langfristig das Gewicht in den Griff zu bekommen. Generell muss natürlich jeder seinen eigenen Weg finden.

Einige Ihrer Kollegen, wie Adrie de Vries, Martin Seidl oder Marco Casamento, verbrachten die Winter-Monate am Persischen Golf. Kommt solch ein Engagement für die Zukunft auch für Sie in Frage?  

Maxim Pecheur: Prinzipiell käme ein Engagement im Ausland für mich schon in Frage, aber es sollte an einem Ort sein, an dem ich mich wohl fühle und der sehr gut organisiert ist. Denn ich habe ja auch hier meine finanziellen Verpflichtungen. Bei Adrie oder Marco passt es natürlich, gar keine Frage. Es muss sich zeigen, ob man dann im Ausland auch mehr verdient als hier oder man nur mehr in der Sonne ist und weniger Zeit auf dem Pferd sitzt.

Mir war und ist es eine große Freude, meine Mumm-Pferde schon über den Winter über auf die Saison vorzubereiten. Ich stecke da viel Energie hinein und bin damit immer gut gefahren. Mit einigen meiner Pferde, die ich regelmäßig im Training reite, habe ich die größten deutschen Rennen gewonnen. Ich behaupte, dass diese Vorbereitung essenziell ist.

Rene Piechulek erfüllte sich 2021 den Traum vom Arc-Sieg mit Torquator Tasso. Welches Rennen würden Sie persönlich gerne einmal gewinnen, im Inland und im Ausland?

Aff un zo siegt unter Maxim Pecheur im Silbernen Pferd, Gr.3
Aff un zo siegt unter Maxim Pecheur im Silbernen Pferd, Gr.3 am 31.10.2021

Maxim Pecheur: In Deutschland ist mein Traum, die Winterkönigin zu gewinnen. Mit drei Herzenspferden von mir, die ich über Winter auch immer geritten habe, war das das Ziel. Aber mit Tickle Me Green, Suada und Akribie bin ich immer Zweiter geworden. Natürlich würde ich auch gerne international anerkannte Gruppe I-Rennen für mich entscheiden, will mich da aber nicht festlegen.

Sympathie und Vertrauen in Wagnis

Haben Sie schon den einen oder anderen Derby-Kandidaten im Stall gesehen?

Maxim Pecheur: Mit der Röttgener Stute Wagnis habe ich im vergangenen Jahr ein Rennen in Baden-Baden gewonnen. Sie war mein Mumm für den Preis der Winterkönigin, konnte dort aber leider nicht antreten. Ich reite sie jeden Tag in der Arbeit. Mit Freude habe ich gesehen, dass Markus Klug und das Gestüt Röttgen ihr eine Derby-Nennung gegeben haben. Aus Sympathiegründen wäre ich glücklich, wenn sie es ins Derby schaffen würde. Ob sie die Qualität dafür hat, ist natürlich schwer zu sagen. Aber Wagnis hat sich über Winter toll entwickelt. Als Adlerflug-Tochter sollte ihr auch die Distanz und möglicher Regen in Hamburg nichts ausmachen.

Iffezheim, Wagnis mit Maxim Pecheur gewinnt
04.09.2021, Iffezheim, Baden-Wuerttemberg, GER – Wagnis mit Maxim Pecheur gewinnt. Foto: Galoppfoto

Was müsste sich generell im deutschen Turf ändern?

Maxim Pecheur: Jede Sportart kostet viel Geld, ob Fußball, Tennis oder Golf, und jedes Hobby auch. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen im Rennsport nicht den Gedanken in den Vordergrund stellen, mit den Pferden Geld zu verdienen, sondern einen Mehrgewinn an Lebensqualität zu generieren. Vielleicht könnte man durch eine geänderte Einstellung mehr Interessenten für den Sport gewinnen.

Ihre Ehefrau Lena war früher Amateur-Championesse, reitet aber keine Rennen mehr. Was macht Sie aktuell? Und was bedeutet für Sie das Familienleben?

Maxim Pecheur: Meine Frau hat um die 90 Rennen für sich entschieden, aber jetzt hat sie sich dem Vielseitigkeitssport gewidmet und nimmt mit ihrem Pferd an etlichen Turnieren teil. Mehrfach hat sie bereits gewonnen. Als Amateur ist es im Rennsport nicht leicht, wenn man die Pferde nicht in der täglichen Arbeit reitet, wenn man den Anspruch hat, das Maximum im Rennen herauszuholen. Im Hauptberuf ist Lena Physiotherapeutin in einer Praxis. Sie behandelt auch Pferde in der Warmblutzucht. Sie liebt die Pferde und den Pferdesport.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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