Die Liste der im Gestüt Ohlerweiherhof gezogenen oder im Pre-Training auf den Rennstall, vorbereiteten Pferde ist lang. Auch der aktuelle Winterfavorit Fantastic Moon gehört dazu. Nastasja Volz-Degel ist als Gestütsgesellschafterin und Leiterin sowie Trainerin eine der wichtigsten Personen, die für den Erfolg der in St. Wendel, nur wenige Kilometer von Frankreich entfernt, an der Grenze von Saarland und Rheinland-Pfalz, beheimateten Zuchtstätte, verantwortlich ist. Aber sie trainiert auch selbst. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet die 38-jährige über ihre Arbeit.
Das Gestüt Ohlerweiherhof gilt als eine der Top-Erfolgsadressen der deutschen Vollblutzucht. Sie sind natürlich „familiär vorbelastet“, aber wie sind die ersten Erinnerungen an Ihre Anfänge in diesem Metier?
Nastasja Volz-Degel: Ich bin bei der Geburt mit dem Vollblutvirus infiziert worden. Bereits im Alter von 7 Jahren ritt ich mein erstes Ponyrennen. Meine Eltern haben meine Schwester und mich immer an allem teilhaben gelassen. So habe ich bereits in der Kindheit viel Zeit auf Rennbahnen und Auktionen verbracht. Mir war schon sehr früh klar, dass mein Leben sich auch um die Vollblutzucht und den Galopprennsport drehen soll.
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„Arbeit am Berg“ ein großer Vorteil
Welche klimatischen und geographischen Vorzüge hat Ohlerweiherhof?
Nastasja Volz-Degel: Wir liegen am Rande des Mittelgebirges, was natürlich bedeutet, dass wir eine eher hügelige Landschaft bei uns vorfinden. Die Arbeit am „Berg“ sehen wir gerade im Aufbau junger Pferde und in der Arbeit mit Rekonvaleszenten als großen Vorteil an. Durch die abwechselnde Belastung kommt es zu einer ausgeglichenen körperlichen Beanspruchung und führt zu einem guten Muskelaufbau vor allem der Hinterhand und des Rückens. Klimatisch haben wir durch die Lage einen gewissen Vorteil. Durch immer geringe Luftbewegung, auch im Sommer, gibt es kaum Schwierigkeiten mit Fliegen, usw. Die Winter sind mittlerweile eher mild, und Schnee ist auch eher die Ausnahme.
„Viel Gesundheit und viel Wohlgefühl“ sind laut Ihrer Website zwei der Prinzipien, die hier gelten. Können Sie genauer umschreiben, worauf Sie bei der Zucht ganz besonderen Wert legen?
Nastasja Volz-Degel: Pferde haben viel Anspruch an Bewegung und frische Luft sowie soziale Kontakte. Dies erfüllen wir durch großzügige Weideflächen und ganzjährigen Weidegang. Wir versuchen immer, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Pferdes einzugehen.
„Der Derbysieg von Sisfahan war ein besonderes Erlebnis“
Was waren für Sie persönlich die schönsten Momente und die besten Pferde, die hier bei Ihnen aufgewachsen sind oder vorbereitet wurden?
Nastasja Volz-Degel: Natürlich gab es über die Jahre viele Momente, die mir in Erinnerung geblieben sind. Besonders schön ist es natürlich, wenn ein Pferd aus eigener Zucht ein Rennen gewinnt.
Ein ganz besonderes Erlebnis war der Derbysieg von Sisfahan. Er war bei uns im Pre-Training und von Beginn an ein beliebtes und sehr talentiertes Pferd. Dass unser Deckhengst Isfahan mit seinem ersten Jahrgang einen Derbysieger gestellt hat, machte das ganze natürlich zu einem unvergesslichen Augenblick.
Isfahan und Rubaiyat sind die aktuellen Deckhengste. Wie sehen Sie die Perspektiven für die Zukunft der beiden Beschäler?
Nastasja Volz-Degel: Isfahan hat gezeigt, dass er zu der Spitze in Deutschland zählt und wird auch in den nächsten Jahren noch viele sehr gute Jahrgänge auf die Bahn bringen. Wir haben den Vorteil, mit vielen seiner Nachkommen im Pre-Training zu arbeiten, was uns immer wieder zeigt, wie hoch die Qualität seiner Produkte ist.
Rubaiyat wird nun in seine erste Saison als Deckhengst gehen. Ich denke aufgrund seiner Klasse und Härte wird auch er als Areion-Sohn sehr gut zur deutschen Zucht passen. Wir freuen uns sehr auf die ersten Fohlen 2024.
„Fantastic Moon zeigte früh Talent“
Der aktuelle Winterfavorit Fantastic Moon wurde hier auf den Ernst des Rennstalles vorbereitet. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?
Nastasja Volz-Degel: Fantastic Moon war von Beginn an ein sehr unkompliziertes Pferd mit viel Freude an der Arbeit. Er zeigte schon früh Talent, und man konnte davon ausgehen, dass er bereits zweijährig dem Liberty Racing Syndikat Freude bereiten wird.
Wer sind Ihre Hauptkunden beim Pre-Training? Und wie präpariert man Pferde in dieser frühen Phase vor?
Nastasja Volz-Degel: Wir haben einen wirklich tollen Kundenstamm, gemischt aus privaten Gestüten und Kunden, die ihre Pferde in Deutschland und auf internationalen Auktionen erwerben. Darius Racing, Gestüt Hachtsee, Gestüt Ebbesloh, Gestüt Karlshof, Liberty Racing und die Cometica AG sind Pferdezahlmäßig am stärksten bei uns vertreten.
Bei der Vorbereitung gilt auch, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Jährlings einzugehen. Dazu ist es für uns ganz wichtig, dass die jungen Pferde auch im Training, täglich Weidegang mit gleichaltrigen genießen können.
Ihr eigener Rennstall legte mit zehn Siegen eine großartige Saison 2022 hin. Wie sehen Sie das rückblickend und was sind die Hoffnungen für 2023?
Nastasja Volz-Degel: Oftmals ist das Ziel unserer rennsportlichen Aktivitäten, Stuten mit ansprechenden Pedigrees über einen Sieg für die Zucht zu qualifizieren. Dies hat gerade im letzten Jahr gut geklappt. Die Erwartungen für 2023 sind ganz bodenständig. Die Ziele sind eher an die einzelnen Pferde als an die Gesamtsiegzahl gerichtet.
Als Vorstandsvorsitzende haben Sie auch im Rennclub Saarbrücken große Verantwortung übernommen. Auf welche Highlights darf man sich in diesem Jahr freuen?
Nastasja Volz-Degel: Wir haben drei Renntage mit durchaus ansprechendem Programm. Neben tollen Handicaps und Altersgewichtsrennen, wird es auch ein Dreijährigen-Sieglosen-Rennen in diesem Jahr geben. Die Renntage werden natürlich wie immer auf Familien ausgerichtet sein. Somit wird es sicher ein Erlebnis für Groß und Klein.
Was sind Ihre Wünsche für das Gestüt, den Renn-Club und das Privatleben in naher Zukunft?
Nastasja Volz-Degel: Ich wünsche mir weiterhin mit unserem tollen Team und großartigen Kunden, pferdegerecht und erfolgreich arbeiten zu können. Ebenso wünsche ich mir Erfolge der selbstgezogenen Pferde. Privat ist sicher Gesundheit und etwas Zeit für die Familie das höchste Ziel. Für den Rennclub hoffe ich trotz wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten auf eine gute Saison und vor allem tolle Starterfelder.