Insider-talk mit Sascha Multerer: „Das wird ein Fest für die gesamte Familie“

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Seit 2021 leitet er die Geschicke des Münchener Rennvereins, als Sascha Multerer das Amt des Generalsekretärs von seinem viel zu früh verstorbenen Vorgänger Horst-Gregor Lappe übernahm. Schon zuvor hatte er das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit des Rennveranstalter in der Bayern-Metropole geführt. Am Sonntag steht mit dem Großen Dallmayr-Preis eines der Top-Highlights der Saison auf der Rennbahn Riem an. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Sascha Multerer über sein das bevorstehende Event und seine Pläne.

Der Große Dallmayr-Preis ist eines von zwei Gruppe I-Rennen in München. Der Tag wird gerne als „größte Kaffeeparty des Jahres“ tituliert. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 nun wieder hoffentlich „volles Haus“ herrscht?

Sascha Multerer: In erster Linie freue ich mich auf einen Renntag mit großem Besuch, tollen Pferden und darauf, dass dieser Renntag mit Kaffee-Ausschank, Verlosung und großem Kinderland ein tolles Fest für die gesamte Familie ist. Wir sind auch in diesem Jahr optimistisch, wieder ein starkes Starterfeld präsentieren zu können, damit München an diesem traditionsreichen Termin ein Turf-Event der Extraklasse bietet.

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„Der Große Preis ist ein Fixpunkt des europäischen Kalenders“

Auch der Große Preis von Bayern ist eines der Top-Ereignisse in München. Wie günstig hat sich die Verlegung vor einigen Jahren auf den November ausgewirkt?

Sascha Multerer: Auch wenn der Termin von vielen am Anfang kritisch beäugt wurde, war die Entscheidung meines Vorgängers Horst Lappe und des Vorstands genau richtig. Seit dem Terminwechsel hat sich der Große Preis von Bayern, der auch in diesem Jahr die Allianz AG als Titelsponsor haben wird, zu einem Fixpunkt am Saisonende des europäischen Kalenders entwickelt und hat seit 2016 drei Mal die Auszeichnung „bestes Rennen des Jahres in Deutschland“ erhalten.

Welche weiteren Ereignisse können die Galoppfans noch in diesem Jahr erwarten?

Sascha Multerer: Neu ist in diesem Jahr der Münchner Herbst-Preis, der zum Saisonabschluss am 19. November nochmals Black Type-Sport nach München bringt. Den Herbst-Preis haben wir aus Dresden übernommen und freuen uns, dass es in dieser Saison auch wieder Listen-Sport in München gibt. Ein Highlight wird sicherlich der Wies’n-Renntag am 12. September, der als After Work-Renntag konzipiert ist. Nach den Rennen wird die Oktoberfest-Band „Die Derbys“ für mächtig Stimmung auf der Terrasse des Wirtshauses sorgen.

Am 15. August werden wir im Rahmen des Lotto in Bayern-Renntags auch das Riemer Bahn-Jubiläum feiern, denn die Rennbahn wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. In Planung ist vor dem Renntag ein kleiner Tag der offenen Tür mit interessanten Infos rund um das Vollblut, um das Thema Besitzer / Besitzergemeinschaften und vieles mehr.

„Planen einen zusätzlichen Termin im kommenden Jahr“

Wie sehen Sie aktuell die Zukunft der Rennbahn? Wie sehen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus?

Sascha Multerer am 03.07.2020 beim Renntag in Mannheim
Sascha Multerer am 03.07.2020 beim Renntag in Mannheim

Sascha Multerer: Ich bin ein grundsätzlich positiver Mensch, und so sehe ich die Zukunft in Riem als gesichert an. Wir versuchen, an allen Stellen Dritteinnahmen zu generieren, um durch diese das Renntagsangebot ausbauen zu können. Der neue Vorstand um Michael Motschmann und Gräfin Pfuel ist sehr engagiert, und so werden wir im kommenden Jahr voraussichtlich einen zusätzlichen Termin anbieten können. Weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Natürlich erhoffen wir uns von zusätzlichen Terminen auch, dass das Angebot der Trainingszentrale wieder einige Pferde mehr nach München bringt, denn die Trainingsbedingungen vor Ort sind sehr gut. Finanziert werden diese Maßnahmen in erster Linie durch die Vermietung des Geländes an Drittveranstalter. Außerdem denken wir über eine PV-Anlage im Innenbereich der Trainingsbahn nach, um zum einen energetisch unabhängig zu sein und zum anderen um zusätzliche Einnahmen durch Einsparungen und Veräußerung des Stroms zu generieren.

Immer wieder wird die Bebauung oder ein möglicher Verkauf der Trainingsbahn thematisiert. Wie ist aktuell der Stand?

Sascha Multerer: Hier gibt es nichts zu berichten, denn Gespräche gibt es nicht. Die Trainingsbahn ist Teil einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme der Stadt. Hier gibt es einen Beschluss des Münchner Stadtrats, dass die Fläche der Trainingsbahn als Grünfläche erhalten bleiben soll. So lange es diesen Plan gibt, wird sich keine Möglichkeit ergeben. Sollte sich daran etwas ändern, so kann es sein, dass sich der Vorstand mit der Thematik einer teilweisen Bebauung auseinandersetzt. Diese sollte allerdings durch den MRV selbst erfolgen und kann nur dann Sinn machen, wenn die Trainingsbahn für ihren Zweck erhalten bleibt.

„Wollen weitere Pferde nach München bekommen“

München liegt für viele Aktive weit weg von den Zentren in NRW oder in Frankreich. Wie sehen Sie die Entwicklung der Trainingszentrale? Und welche Investitionen wurden und werden hier getätigt?

Sascha Multerer: Aktuell kümmern wir uns um den Substanzerhalte der Gebäude und haben mit der Sandbahn und der Grasbahn sicherlich sehr gute Trainingsbedingungen. Zukünftig muss es das Ziel des Münchener Rennvereins sein, weitere Pferde nach München zu locken. Dafür müssen die Stallgebäude und insbesondere die Dächer der Stallungen saniert werden. Aus unserer Sicht sorgen mehr Veranstaltungstage für eine höhere Attraktivität des Standorts. Allerdings müssen diese Renntage solide finanziert sein. Ein sprunghafter Anstieg von Renntagen ist deshalb nicht machbar. Wir wollen organisch wachsen, setzen auf Kontinuität und stabiles Wachstum, und so sollten die Chancen nicht schlecht stehen, dass zukünftig zu den aktuell rund 135 Pferden noch das ein oder andere hinzukommt und eventuell ein weiterer Trainer den Weg nach München findet.

Wie wollen Sie neue Besitzer zu einem Wechsel nach München motivieren? Wie werden junge Menschen für die Rennbahn gewonnen?

Sascha Multerer: Die Gewinnung von Besitzern ist sicherlich eine der wichtigsten Aufgaben des Sports. Rennvereine alleine können diese Aufgabe nicht bewältigen. Allerdings bin ich sicher, dass neue Besitzer vor allem über Besitzergemeinschaften gewonnen werden können. Projekte wie Liberty Racing oder auch die Rennclubs wie der Galoppclub Süddeutschland oder die Turffreunde Baden sind hier Vorbild. Zu überlegen ist es, ob die Rennvereine hier zukünftig selber Organisatoren solcher Besitzergemeinschaften sein könnten, um vor Ort auf der Bahn aktiv neue Besitzer zu werben. Ideal wäre es, wenn sich in dieser Organisation auch die Besitzervereinigung engagieren würde und auch die Amateurverbände könnten eine Rolle übernehmen, so dass am Ende alle am Rennsport Interessierten gemeinsam versuchen, neue Besitzer zu gewinnen.

Wie sind Sie persönlich zu den Pferden gekommen? Was macht die Faszination des Pferdesports, Galopp und Trab aus?

Sascha Multerer im Portrait am 27.05.2022 bei der Championatsehrung im Casino Baden-Baden
Sascha Multerer im Portrait am 27.05.2022 bei der Championatsehrung im Casino Baden-Baden

Sascha Multerer: Bereits meine Ur- und Großeltern besaßen Rennpferde, und so führte mein Weg schon in Kindertagen auf die beiden Münchner Bahnen, denen ich stets eng verbunden war. In Teenagertagen lag das größere Augenmerk bei den Trabern, da ich hier selber aktiv sein konnte, und so war ich fleißig im Trainingswagen zu sehen und verbrachte viel Freizeit im Stall eines großen Münchner Trainers. Heute ist die Aufmerksamkeit für beide Unterarten des Rennsports groß, wobei der Galopprennsport die Oberhand gewonnen hat. Faszinierend finde ich insbesondere zu sehen, wie ein Pferd vom Fohlen zum Rennpferd wird, wie man das Tier durch gezielte Förderung zu grandiosen Leistungen bringen kann, und Rennen bei Trabern wie Galoppern üben ihre Faszination durch Rasanz, Geschwindigkeit und die Schönheit der Kreatur Pferd aus, so dass es einen, wenn man einmal den Schlüssel entdeckt, nicht mehr loslässt.

Wie sieht es mit Ihrem eigenen Rennstall aus?

Sascha Multerer: Ich habe einen Anteil an Freibier, der für den Stall O’zapft is startet und vor kurzem in Köln sein Debüt gegeben hat. Bei den Trabern habe ich aktuell gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Dr. Marie Lindinger einen Jährling erworben und freue mich jetzt schon auf die spannende Zeit der Vorbereitung.

Teilt Ihre Familie die Leidenschaft für die Pferde? Was sind Ihre anderen Hobbys?

Sascha Multerer: Meine Lebensgefährtin ist selber stark bei den Trabern engagiert, fährt selbst Rennen und erfreut sich auch an den Vollblütern, so dass Rennsport auch in der Freizeit ein großes Thema ist. Neben dem Rennsport bleibt mittlerweile nicht mehr viel Zeit, aber Hobbys habe ich, und diese versuche ich auch in den Alltag zu integrieren. So gehe ich gerne in die Oper und ins Konzert, koche gerne, lese viel und reise sehr gerne, wobei Italien als Reiseziel meine Präferenz genießt. Außerdem geht es nicht ohne Sport. So gehören Schwimmen, Laufen und Radfahren zum regelmäßigen Ausgleich.

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