Insider-Talk mit Stefan Hahne: „Mein größter Wunsch: Den Rennsport erhalten“

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Besitzer von Galopprennpferden, Vorstandsmitglied der Besitzervereinigung, Aufsichtsratsmitglied im Düsseldorfer Reiter- und Rennverein und Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens in der IT-Branche – Erfolg in den verschiedensten Bereichen ist das Markenzeichen von Stefan Hahne. Der in Vallendar ansässige 59-jährige berichtet exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog über seine größten Erfolge und Perspektiven im Rennsport.

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Vor allem Stuten, wie Flamingo Girl oder Sunny Queen, haben in der Vergangenheit in Ihren Farben für Furore gesorgt. Wie hat sich Ihr Faible für dieses Metier entwickelt, und was waren bisher die schönsten Momente?

Stefan Hahne: Meine Leidenschaft für den Galopprennsport resultiert schon aus meinen Kindertagen, in denen ich mit meinen Eltern die Galopprennbahn in Dortmund regelmäßig besucht habe. Ich habe dann die ersten großen internationalen Erfolge von Acatenango Mitte der 80er Jahre und von Lando in den 90er Jahren als Fan verfolgt und 1998 bei der BBAG mein erstes eigenes Galopprennpferd gekauft. Die schönsten Momente haben mir in der Tat die von Ihnen in der Frage erwähnten beiden Stuten bereitet. Der Gruppe-Sieg von Flamingo Girl in Rom sticht bis heute heraus, aber auch die fantastischen Rennen von Sunny Queen haben mich total begeistert.

Flamingo Girl siegt unter Andrasch Starke im Henkel-Stutenpreis, L. am 16.05.2020 in Düsseldorf

„Die Zweijährigen sagen uns, wenn sie für einen Start bereit sind“

Der Zweijährige American Runner bei Markus Klug, die zweijährige Stute High Wisdom und die vierjährige Stute Ithaque bei Henk Grewe sind Ihre aktuellen Hoffnungen. Wie sind die Pläne und Perspektiven für den Rennstall?

Stefan Hahne: Anfang des Jahres hatte ich noch gemeinsam mit Sven Tropartz und Christoph Holschbach vier weitere Pferde unter Real Estate Racing bei Henk Grewe im Training. Leider haben sich nicht alle die Hoffnungen erfüllt und die Pferde wurden zwischenzeitlich verkauft, allerdings war mit Laguna Beach auch eine Black-Type Stute dabei, die wir gut an Team Valor verkaufen konnten. Für die beiden Zweijährigen gilt, dass die Pferde uns sagen werden, wenn sie für einen Start bereit sind, ich bin mit ihrer bisherigen Entwicklung im Rennstall zufrieden. Ithaque habe ich als Oasis Dream-Stute im Wesentlichen mit einer Zuchtperspektive erworben. Ihre guten Trainingsleistungen hat sie mit einem zweiten Platz bei ihrem ersten Rennen für meine Farben in Lyon gleich bestätigt, dem sich ein Sieg in Nancy anschloss. Sie wird als französische Inländerin dort auf der Handicap-Route weitermachen.

Sehr international ausgerichtet

Worauf legen Sie besonderen Wert beim Kauf eines Pferdes? Nach welchen Kriterien treffen Sie eine Auswahl?

Stefan Hahne: In den letzten drei Jahren habe ich mit dem Ziel, eine eigene Zucht aufzubauen, den Ankauf von Pferden neu strukturiert. Ich besitze derzeit neben den genannten Pferden im Training elf Mutterstuten, von denen acht tragend sind und habe in diesem Jahr vier selbst gezogene Fohlen, sowie einen Jährlingshengst. Bei der Auswahl der Mutterstuten richte ich mein Augenmerk vorwiegend auf die Mutterlinie und die Vererbungsleistung des Vaters. Mit Stuten von unter anderem Dubawi, Sea The Stars, Siyouni, Dansili, Danehill Dancer und Dark Angel habe ich mich dabei sehr international ausgerichtet.

Sea The Stars am 04.10.2009 in Paris-Longchamp

Wieviel Zeit nimmt der Rennsport im Alltag bei Ihnen ein, und wie lässt sich das Hobby mit Ihrem Beruf verbinden?

Stefan Hahne: Meine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der SHD AG, einem international tätigen Softwareunternehmen mit 650 Mitarbeitern, ist zeitlich sehr fordernd. Allerdings habe ich das Glück, meine Arbeitszeit weitgehend selbst gestalten zu können.

An Renntagen mit eigenen Startern sind wir eigentlich immer vor Ort, egal ob im In- oder Ausland, hinzu kommen die Renntage auf den Bahnen im Westen und die Meetings in Hamburg und Baden- Baden, soweit das geht. Somit verbringen wir sicherlich auf ein Jahr gerechnet jedes zweite Wochenende einen Tag auf einer Galopprennbahn. Die Besuche im Rennstall beim Training und im Gestüt kommen hinzu. Dann kommen noch die regelmäßigen Sitzungen für die Besitzervereinigung, und die vielen, vielen Stunden „Hausaufgaben“, in denen ich mich mit den Auktionskatalogen beschäftige und die zukünftigen Anpaarungen plane. Letzteres macht mir unglaublich viel Spaß und wird hoffentlich in naher Zukunft Früchte tragen.

Galopp in Baden-Baden

„Es gibt keine Standardsoftware aus dem Regal“

Wie sehen aktuell Ihre dringlichsten Aufgaben in der Besitzervereinigung aus? Die Zahl der Besitzer und Pferde geht immer weiter zurück…

Stefan Hahne: Ja, diese seit Jahren existierende Entwicklung ist höchst bedenklich. Seit drei Jahren haben die makroökonomischen Rahmenbedingungen mit der Corona-Krise und der Inflation die ohnehin schwierige Entwicklung noch beschleunigt. Die Kosten, ein Pferd im Training zu haben, sind durch die erhöhten Aufwände bei den Trainern deutlich gestiegen. Da sehe ich keine Trendwende. Also müssen wir noch mehr auf Besitzergemeinschaften setzen, die in anderen Rennsportländern viel verbreiteter sind als bei uns in Deutschland. Die Aktivitäten von Liberty Racing und vom Mülheimer Turfsyndikat sind absolut zu begrüßen und Nachahmer herzlich willkommen. Innerhalb der Besitzerbereinigung kümmere ich mich gemeinsam mit Matthias Tamrat vorwiegend um die Stabilisierung und zukünftige Modernisierung unserer IT-Landschaft bei Deutscher Galopp. Auch das ist eine Mammutaufgabe, denn die Mittel dafür sind sehr begrenzt, und für die inhaltlichen Aufgabenstellungen gibt es leider keine Standardsoftware aus dem Regal.

Wie kann man andere Menschen, auch aus Ihrem Unternehmensumfeld, für diesen Sport und den Pferdekauf begeistern?

Stefan Hahne: Für Menschen, die bislang noch nicht mit unserem Sport in Berührung gekommen sind, bedarf es eines Schlüsselerlebnisses, um sie für einen ja doch teuren Einstieg als Besitzer in den Galopprennsport zu begeistern. Das geht nur, indem wir Enthusiasten Bekannte und Freunde  zu den Galopprennveranstaltungen mitnehmen und die Begeisterung, die wir in uns tragen, vermitteln. Dazu gehört dann natürlich auch ein entsprechendes Ambiente auf den Rennbahnen, damit die Gäste sich wohl fühlen und gerne wieder kommen. Der Schritt zu einem eigenen Rennpferd muss dann in professioneller Weise von Vollblutagenten, Trainern und Tierärzten begleitet werden, um genau die Professionalität zu vermitteln, die eine solche Investition voraussetzt.

„Ich genieße jeden Rennbahnbesuch“

Welche Rennbahnen im In- und Ausland sind Ihre persönlichen Favoriten? Und welche Events wollen Sie gerne bald besuchen?

Stefan Hahne: In Deutschland ist die Galopprennbahn in Düsseldorf mein Favorit, wir fahren aber aufgrund der räumlichen Nähe sehr häufig und gerne auf die Rennbahn in Köln. Die Galopprennbahn in Dortmund spielt für mich emotional eine besondere Rolle, weil dort meine Rennsportleidenschaft entstanden ist. Hinzu kommen natürlich die Meetingrennbahnen, aber grundsätzlich genieße ich jeden Rennbahnbesuch. In Hannover zum Beispiel fühlt man sich aufgrund des großartigen Engagements von Gregor Baum immer besonders willkommen. Ich habe schon auf allen Kontinenten Galopprennveranstaltungen besucht, aber meine Besuche in Ascot und in Hongkong (Happy Valley und Sha Tin) sind mir in ganz besonderer Erinnerung. Die vor Jahren erneuerte Prachtbahn in Paris Longchamp und Deauville mit ihrem ganz besonderen Charme sind unsere Lieblingsbahnen in Frankreich. Japan (am besten mit einem eigenen Starter im Japan Cup) und noch einmal Melbourne, wären tolle Reiseziele für die kommenden Jahre. 

Galopp in Düsseldorf

Was macht für Sie den Rennsport so faszinierend? Und weshalb engagieren Sie sich hier und nicht in einer anderen Sportart?

Stefan Hahne: Zunächst engagiere ich mich auch im Fußball. Ich war vor vielen Jahren Schatzmeister bei einem Verein in der 2. Fußball-Bundesliga, und heute engagiere ich mich an meinem Wohnort für den Viertligisten TUS Koblenz als Sponsor und im Aufsichtsrat. Darüber hinaus bin ich auch dem Springsport durch meine aktiven Töchter sehr verbunden.

Was mein persönliches Engagement für den Galopprennsport betrifft, so ist es einfach mein Naturell, mich auch für die Rahmenbedingungen zu engagieren, in denen man selbst lebt oder ein Hobby betreibt. Dies tue ich auch auf wirtschaftspolitischer Ebene in meinem regionalen bzw. beruflichen Umfeld. Der Galopprennsport fasziniert mich zunächst durch das wundervolle Individuum Pferd. Seine Schönheit, Athletik, der menschenbezogene Charakter und der Leistungswille begeistern mich immer wieder. Darüber hinaus mag ich den Wettbewerb, und in diesem Zusammenhang ist der Zielpfosten ein unbestechlicher Richter. Der Bezug zur Natur und die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten seine Freizeit zu verbringen sind weitere Aspekte, die ich an unserem Sport sehr schätze.

Wie sieht der deutsche Rennsport in fünf Jahren aus? Was ist Ihr größter Wunsch?

Stefan Hahne: Mein größter Wunsch wäre es zunächst, den Galopprennsport in Deutschland erhalten zu können. Wie bereits erwähnt sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig. Darüber hinaus sieht sich unser Sport von Tierschützern bedroht, die leider in weitgehender Unkenntnis der wahren Gegebenheiten unseren Sport verbieten möchten. Wenn diese Tierfreunde sich mit der Gesamtheit unserer Engagements für das Englische Vollblut beschäftigen würden, kämen Sie vermutlich zu einer anderen Einschätzung. Ich hoffe, dass die von der Besitzervereinigung eingesetzte Tierwohlkommission hier wertvolle Arbeit leisten kann. Abschließend zurück zu den ökonomischen Faktoren. Heutzutage ist eine telegene und social-media kompatible Vermarktung für eine Sportart unumgänglich. Nur damit bekommt man Aufmerksamkeit und kann diese bei Werbetreibenden und Investoren nutzen. Die zwischenzeitlich gut aufbereiteten TV-Bilder und die professionellen Moderationen der Veranstaltungen sind wertvolle Bausteine. Über die weitere Popularisierung unseres Sports auch bei jungen Menschen kann dann die wirtschaftliche Basis verbreitert, die Preisgelder erhöht, der Pferdebestand wieder ausgebaut werden und dieser wunderschöne Sport in Deutschland erhalten bleiben

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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