Insider-Talk mit Thomas Schmidt: „Sind zweitgrößter Zuschauer-Magnet der Region“

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Schon als früherer Sportchef der Dresdner Morgenpost war er ein glühender Fan des Galopprennsports. Inzwischen machte Thomas Schmidt das Hobby zum Beruf und ist als Geschäftsführer des Rennvereins in der Zwingerstadt für die Geschicke des Rennveranstalters entscheidend mitverantwortlich. Am 7. Mai startet die sieben Renntage umfassende Saison 2022. Gründe genug für ein Exklusiv-Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog.

Wie verlief aus Ihrer Sicht das Rennjahr 2021? Man war in Dresden ja besonders kreativ und hat einmal den größten Biergarten der Stadt präsentiert und konnte daher auch in der Corona-Zeit viele Besucher empfangen?

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Thomas Schmidt: Im Nachhinein muss man sagen: Abhaken und nach vorn blicken. Gerade die Geister-Renntage im Frühjahr waren von der Stimmung her und auch finanziell bitter. Aber das ging ja allen so. Mit dem Öffnen der Außengastronomie haben wir dann schnell reagiert und die Rennbahn zu Dresdens größtem Biergarten gemacht, in dem ,zufällig‘ auch ein paar Pferde um die Wette gelaufen sind. Offiziell war der Renntag immer noch nicht zugelassen für Besucher. Die strömten dann im Verlauf der Saison aber fast wie in alten Zeiten, das stimmt uns zuversichtlich für dieses Jahr.

Dresden, Redakteur Thomas Schmidt mit den Siegern im Hutwettbewerb
15.05.2010, Dresden, Sachsen, DEU – Redakteur Thomas Schmidt mit den Siegern im Hutwettbewerb. Galopprennbahn Dresden-Seidnitz. Foto: Galoppfoto

„Bob-Olympiasieger hat zugesagt“

Sieben Renntage haben Sie für 2022 geplant. Worauf dürfen sich die Fans zunächst am Eröffnungstag, dem 7. Mai, besonders freuen?

Thomas Schmidt: Wir nehmen nach zwei Corona-bedingt verhinderten Anläufen den dritten zu einem Sport-Renntag, bei dem sich alle Vereine der Stadt präsentieren und ein Rennen ausrichten. Die Fans bekommen Frei- und die Sportler VIP-Karten, es gibt Merchandising-Stände und Autogramm-Runden. Der vierfache Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich hat ebenfalls zugesagt – passend zum Rennsport wird er bestimmt ein echtes Zugpferd für die Leute.

Welche Maßnahmen standen im Winter an?

Thomas Schmidt: Wir haben Rails im Zuschauer-Bereich und am Geläuf erneuert, eine Investition im mittleren fünfstelligen Bereich. In Planung ist ein neuer Spielplatz, um noch familienfreundlicher und noch mehr als Eventlocation außerhalb der Renntage interessant zu werden.

„Das Grupperennen ist ein finanzieller Kraftakt“

Mit einem Auktionsrennen, einem Listenrennen und natürlich dem Grupperennen im September kann sich das sportliche Programm sehen lassen. Können Sie einen Überblick über die Highlights geben?

Thomas Schmidt: Das Auktionsrennen über 1200 Meter im Juni gehört nun schon seit vielen Jahren in den Kalender. Wir haben dem Wunsch vieler Trainer entsprochen und bei dem Renntag im Mai ein Sprintrennen ausgeschrieben, in das die Kandidaten passen und so Dresdner Luft schnuppern können. Deshalb gehen wir von einer  ,ausverkauften‘ Startmaschine aus. Genau wie beim Sommerpreis im August, der wie das Auktionsrennen von unserem treuen Partner bwin gesponsert wird. Ein finanzieller Kraftakt wird erneut das Gruppe III-Rennen, den wir aber auch dank der Unterstützung der Landeshauptstadt Dresden bewältigen werden.

Rennsportjournalisten Jens Sorge und Thomas Schmidt ueberreichen Winfried Engelbrecht-Bresges einen Dresdner Ch, 12.12.2014, Hong Kong, Foto: Galoppfoto
Rennsportjournalisten Jens Sorge und Thomas Schmidt ueberreichen Winfried Engelbrecht-Bresges einen Dresdner Ch, 12.12.2014, Hong Kong, Foto: Galoppfoto

Was erwartet die Besucher neben den Rennen auf der Bahn? Wie wollen Sie junge Zuschauer für die Veranstaltungen begeistern?

Thomas Schmidt: Wie gesagt: Der Spielplatz soll ein Highlight für die Kleinsten werden, für die es aber auch Ponyreiten, Kindereisenbahn und Karussell gibt. Für die Frauen sind erneut eine Hutmodenschau und ein Hutwettbewerb geplant. Zahlreiche Autohäuser wollen ihre Neulinge auf der Bahn präsentieren – nicht nur für die Männer.

Wie sieht es aus bei der Trainingszentrale in Dresden? Die ersten größeren Frankreich-Treffer sind ja bereits unter Dach und Fach?

Thomas Schmidt: Das Problem wie fast in allen Rennställen: Es ist schwer, ausreichend und gutes Personal für die tägliche Arbeit zu gewinnen. Claudia Barsig musste bereits ihren Rennstall verkleinern. Stefan Richter landete schon einige Frankreich-Treffer, aber von Dresden aus ist es natürlich ein weiter Weg.

Wie ist persönlich Ihr Interesse am Rennsport entstanden? Was fasziniert Sie an den Vollblütern?

Thomas Schmidt: Wie in den meisten Sport-Redaktionen von Tageszeitungen ist Galopp ein Buch mit sieben Siegeln, das deshalb lieber im Regal bleibt. Bei der Dresdner Morgenpost haben wir nach dem Bundesliga-Abstieg von Dynamo Dresden Mitte der 90er Jahre nach Themen gesucht, mit denen man den frei gewordenen Platz füllen könnte und haben festgestellt, dass die Rennbahn in Seidnitz der zweitgrößte Zuschauer-Magnet der Region ist und damit das zweitgrößte Leser-Potenzial umfasst. So wurde es immer mehr, und ich habe mich Schritt für Schritt reingefuchst.

„Ich hoffe auf ein Comeback des Platzzwillings“

Was war Ihr größter Wettgewinn? Welche Wette spielen Sie am liebsten?

Thomas Schmidt: Vierstellig ist schon ein Weilchen her. Und es klingt verrückt: Wenn man in Verantwortung an einem Renntag ist, kommt man tatsächlich kaum noch zum Wetten. Den Platzzwilling fand ich auch für Neulinge immer am interessantesten, ich hoffe auf ein Comeback hierzulande.

Wo sehen Sie die Rennbahn Dresden in fünf Jahren?

Thomas Schmidt: Immer noch in Seidnitz. Aber im Ernst: Man spürt nach Corona eine Aufbruchsstimmung bei Sponsoren und Besuchern, die mich sehr zuversichtlich stimmt. Die Rennbahn wird ihre schwarzen Zahlen aber immer weniger wegen der Wettumsätze, sondern dank der Nebengeschäfte schreiben. Menschen sind wichtig als Besucher, die ein Ticket kaufen, ihre Bratwürste essen, sich wohlfühlen und wiederkommen. Und zwar nicht nur zu den Renntagen, sondern auch zu Hochzeit, Firmenfeier, Jugendweihe oder einer Messe. Mit diesen Einnahmen erhalten wir die Rennbahn und den Sport.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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