Es spricht einiges dafür, dass der Triumphator im 145. Longines – Großer Preis von Baden genauso heißt wie der Sieger von 2016: Denn Iquitos aus dem Hannoverschen Stall von Altmeister Hans-Jürgen Gröschel (74), tritt nicht nur als Titelverteidiger in Baden-Baden an, er hat hier außer einem zweiten Rang im Frühjahr auch noch nie verloren. Natürlich ist der Hengst der große Stolz der Golffreunde des Stalles Mulligan um Werner Gerhold aus Köln. Der einstige Trierer Sportstudent leitet zwei Unternehmen für Spedition und Küchen-Granit-Service und zog im Jahr 2000 von Koblenz in die Domstadt um. Im selben Jahr besuchte er in Köln erstmals eine Rennbahn und dann auch den Stall bei Schwiegervater Ecki Gröschel in Hoppegarten. Das erste Pferd, mit dem er zum Gras fressen auf die Wiese geschickt wurde, war der gute Sprinter Call me Big. Bei Peter Remmert stieg Werner Gerhold dann als Mitbesitzer im Stall Piaggio ein, hatte aber auch stets Pferde im Stall Totti bei Hans-Jürgen Gröschel, wie Totti, Tembo, Foreign Hill oder aktuell der Ostseepreis-Sieger Itobo. 2013 wurde der Stall Mulligan bei dem später viel zu früh verstorbenen Trainer Norbert Sauer gegründet (mit dem Pferd Bidiki). Iquitos war dann der zweite „Pferde-Versuch“ bei Hans-Jürgen Gröschel. Im Gespräch mit RaceBets schildert der 59-jährige die Geschichte des Galopp-Cracks.
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Grosser Preis von Baden!
Ihnen und Ihren Mitstreitern gehört mit Iquitos der Vorjahressieger im Großen Preis von Baden. Gewinnen Sie wieder das Top-Rennen in Baden-Baden?
Wenn er gesund an den Start kommt, dann sollte er gute Chancen haben. Die Vorleistung von München über nur 2.000 Meter lässt hoffen.
Baden-Baden ist bisher seine absolute Erfolgsbahn. Was gefällt ihm hier besonders, und welchen Eindruck hinterlässt er im Vergleich zu diesem Zeitpunkt 2016?
Iquitos ist vielleicht etwas reifer geworden. Er muss nicht mehr unbedingt vom letzten Platz kommen. Die Rennbahn in Baden-Baden mag er wohl, weil er hier immer gewonnen hat. Er war zwar im Frühjahr nur ganz knapp Zweiter, das haben wir ihm aber nicht verraten und ihn wie einen Sieger gefeiert.
Iquitos trifft u.a. auf Derbysieger Windstoß. Wie sehen Sie diesem Aufeinandertreffen entgegen, zumal der Dreijährige ja durch das Gewicht bevorteilt ist?
Da wir mit zwei Mulligan-Mitgliedern in unmittelbarer Nähe zum Gestüt Röttgen in Rath-Heumar wohnen, das sind Luftlinie vielleicht 250 Meter, schauen wir schon, was unsere Nachbarn machen. Sie haben mit Windstoß und Dschingis Secret zwei tolle Pferde, mit denen wir im Wettbewerb stehen. Wir freuen uns, wenn alle Pferde gesund zurückkommen und wir den Pokal ins „Dorf“ bringen.
Gesundheitlich hatte Iquitos mehrere Rückschläge zu meistern, was ihm mit Bravour gelang. Wie ist er immer wieder zurückgekommen?
Seine Kolik kurz vor dem Preis der deutschen Einheit 2015 war schon sehr heftig. Zum Glück wurde sie vom Stallpersonal schnell entdeckt, der Tierarzt, der Trainer und der Spediteur standen gerade vor dem Stall, und so lag er eine Dreiviertelstunde später in der Hannoverschen Uniklinik zur Behandlung auf dem Operationstisch. Die Operation verlief optimal, und so stand er schon am nächsten Tag in der Klinik-Box feuerte seinen Futtereimer mit Masch durch die Box und wartete, bis seine Betreuerin ihm das gewohnte Stallfutter brachte. Er ist schon ein zäher Bursche, der einem nichts nachträgt und am liebsten rennen will. So auch dieses Jahr in Hamburg im Hansa-Preis. Nach einer kleinen Augen-OP fühlte er sich zwar noch nicht wohl, wurde aber trotzdem Zweiter in diesem Gruppe II-Rennen.
Wie hat er die Zeit nach dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis genutzt?
Morgen eine Trainingsrunde, Relaxen, Spazierengehen, Gras fressen und vor allem Wälzen, seine absolute Lieblingsbeschäftigung.
Was bedeutet dieses Pferd für Sie als Besitzergemeinschaft, und wie sind an ihn gekommen?
Er stand schon als Zweijähriger im Stall Gröschel und wurde bei jedem meiner Hannover-Besuche bei der Möhrenfütterung meiner eigenen Pferde mitberücksichtigt. Als ich dann auf der Weihnachtsfeier des Stalles erfahren habe, dass das Pferd zum Verkauf stand, bin ich sofort zu Walter Buhmann mit den Worten: „Walter, das Pferd ist gekauft, egal, was es kostet. Es kommt definitiv zu mir. Es bleibt in Hannover und beim Trainer Gröschel.“
Wir einigten uns per Handschlag und verabredeten uns wegen des Preises und der üblichen Bürokratie für die Woche nach Weihnachten. Zum Preis nur soviel, er war für einen kleinen Besitzer ausgesprochen fair.
Haben Sie einmal daran gedacht, Iquitos zu verkaufen?
Iquitos ist Mitglied der Mulligan-Familie mit allen Freunden und Fans, und Familien-Mitglieder verkauft man nicht. Sein höchstes damals abgegebenes Gebot lag kurz vor der Kolik bei knapp 700.000 Euro.
Ein großer Traum wäre natürlich ein Erfolg im Arc. Was trauen Sie ihm dort zu?
Es ist schon ein Traum, berechtigterweise am Arc teilzunehmen. Er wird mit Sicherheit gut laufen und Trainer, Besitzer, Züchter und den deutschen Rennsport gut vertreten.
Als Sieger im Großen Preis von Baden hätte er wieder eine Einladung zum Japan Cup sicher. Wäre das wieder ein Ziel oder eher Hong Kong?
Erstmal steht Baden-Baden im Vordergrund. Eine schwere Aufgabe mit einem Super-Starterfeld. Wir gehen sicherlich noch kein Geld wechseln. Aber Japan 2016 war schon wie auf einer Wolke.
Können Sie sich vorstellen, Iquitos einmal selbst als Deckhengst aufzustellen? Wie lange wird er noch Rennen bestreiten?
Wenn unser Iquitos mal von der Rennbahn aus eine neue Aufgabe in einem Gestüt anvisiert, dann wird er wohl doch die Besitzer wechseln müssen. Dies ist nicht unser Geschäft. Er hat riesige Vererber unter seinen Vorfahren, von denen einige maximal seine Größe hatten. Ich glaube auch, da steht ihm eine beachtliche Karriere bevor.
Woher kommt der Stallname, und was macht der Stall Mulligan mit den Gewinnen?
Ein Mulligan ist im Golf ein zweiter straffreier Versuch nach einem misslungenen Schlag. Nachdem meine drei Mitbesitzer nach Auslösung ihres Stalles Piaggio mit mir zusammen eine neue Besitzergemeinschaft gründen wollten, war für uns Golfer „Stall Mulligan“ der folgerichtige Name. So ist auch Iquitos unser zweiter Versuch. Unser erstes Pferd Bidiki kam leider nicht so richtig aus den Startlöchern. „Nomen est omen“ wie man sieht. Von unseren Gewinnen werden wir weiterhin unser Hobby finanzieren. Natürlich schauen wir auch nach einem Nachfolgepferd.
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