„Ich sitze noch auf Wolke sieben“ – Interview mit Dr. Günter Paul über Windstoß

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In diesem Jahr feierte Dr. Günter Paul seinen 75. Geburtstag. Doch 2017 war auch aus einem anderen Grund etwas ganz Besonderes für den Vorsitzenden der Mehl-Mülhens-Stiftung (seit 32 Jahren), die die Geschicke von Stifterin Maria Mehl-Mülhens im Gestüt Röttgen leitet. Denn Windstoß sorgte für den ersten Derbysieg Röttgens seit 1959. Und nun soll er auch im Longines  – 145. Großer Preis von Baden dem Vorjahressieger Iquitos auf den Zahn fühlen. RaceBets sprach mit Dr. Günter Paul über die Chancen.

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Grosser Preis von Baden!

Windstoss siegt unter Maxim Pecheur im IDEE 148. Deutschen Derby, Gr.1 am 02.07.2017 Renntag in Hamburg.

Mit Hochspannung warten die Turffans immer auf den ersten Start des Derbysiegers nach Hamburg. Wie sind mit Windstoß Ihre Hoffnungen für den Großen Preis von Baden?

Unsere Hoffnungen sind erst einmal unbegrenzt. Allerdings sind wir auch Realisten und wissen, dass sich nicht jede Hoffnung erfüllen lässt. Wichtig ist uns jetzt vor allem, dass Windstoß sich in Baden-Baden bewährt.

Mit Iquitos treffen Sie auf den Vorjahressieger. Wie schätzen Sie diesen Konkurrenten ein?

Iquitos ist ein ganz hervorragendes Pferd. Er hat sich als Vierjähriger inzwischen bestimmt auch positiv weiterentwickelt. Als Mitbewerber nehmen wir ihn deshalb sehr ernst und trauen ihm jede Spitzenleistung zu.

Windstoß war der erste Derbysieger für das Gestüt Röttgen seit Uomo im Jahr 1959. Welche Bedeutung hatte dieser Triumph für Sie persönlich, auch aus historischer Warte?

Für jeden ist das Derby das Höchste, was sich erreichen lässt. Im Scherz sage ich immer: Ich sitze nach wie vor auf Wolke sieben und finde einfach keine Leiter, um wieder herunter zu klettern. Dass es uns in meiner Amtszeit gelungen ist, noch einmal das Derby zu gewinnen, vermittelt ein unbeschreibliches Triumphgefühl. Aber Triumph hin und Triumph her und trotz aller Plätze auf den Wolken: Wir versuchen, die Erdung nicht zu verlieren und bei allem Erfolg gelassen zu bleiben.

Die Karriere von Windstoß verlief nicht geradlinig, denn er kam in einem Derby-Trial in Hannover zu Fall, hat sich aber schnell davon erholt. Was zeichnet Ihn besonders aus?

Wie Windstoß seinen Unfall weggesteckt hat, zeigt einen bemerkenswerten Charakter. Unserer Stifterin war das immer besonders wichtig: immer und immer wieder hat sie mir gesagt, wie wichtig für Sie bei der Zucht der Charakter des Pferdes ist, mit dem gezüchtet wird. Und genau das hat Windstoß gezeigt, Charakter. Wie wenig eine solche Reaktion des Pferdes selbstverständlich ist, sah man wohl am besten auch an der Reaktion seines Trainers Markus Klug. Von dem gelassenen Auftritt des Pferdes im Rennen wenige Tage nach dem Sturz war er zu Tränen gerührt.

Dr. Günther Paul gibt Maxim Pecheur die Derby-Order am 02.07.2017 Renntag in Hamburg.

Wie hat er die Zeit seit dem Derby genutzt?

Windstoß hat in der Zeit nach dem Derby seine ganz normale Arbeit gemacht. Aber er durfte sich nach den großen Strapazen des Derbys dabei auch ganz gelassen erholen. Wir sind gespannt, ob ihm das gut getan hat. Nach Baden-Baden werden wir es wissen.

Gab es Kaufinteressenten, und wird er auch weiterhin in Röttgener Besitz bleiben?

Zwar gab es Kaufinteressenten. Wir wollen aber, wenn er sich dafür als qualifiziert erweist, unbedingt mit Windstoß züchten. Deswegen kam der Verkauf für uns jetzt nicht in Betracht. Windstoß hat das Zeug, ein durchaus interessanter Vererber zu werden.

Welche Pläne haben Sie mit ihm nach dem Start in Baden-Baden?

Grundsätzlich entscheide ich nie allein darüber, was wir mit unseren Pferden machen. Stets stimme ich das mit meinen Mitarbeitern ab, insbesondere natürlich mit Trainer Markus Klug und mit Gestütsleiter Frank Dorff. Nach unserem bisherigen Überlegungsstand und vorbehaltlich des Auftritts in Baden-Baden wollen wir Windstoß auch weiterhin im Training lassen.

Haben Sie noch weitere Pferde aus seiner Familie?

Windstoß ist ein „Röttgener Gewächs“. Aus seiner Familie haben wir natürlich noch weitere Pferde und werden auch weiterhin Rennpferde aus seiner Familie züchten. Das ist eine interessante Blutlinie, wie sich nicht erst durch den Derbysieg gezeigt hat.

Welches sind weitere Röttgener Hoffnungsträger für den Rest der Saison 2017?

Natürlich ist Windstoß nicht der einzige Hoffnungsträger aus Röttgener Zucht. Sie alle aufzuzählen, würde hier aber den Rahmen sprengen. Wir haben eben nach wie vor deutlich mehr als 20 Pferde im Training und hoffen doch sehr, dass einige unter ihnen unsere Erwartungen in besonderer Weise erfüllen werden.

Dr. Günther Paul im Portrait am 09.07.2016 Renntag in Hamburg.

Abschließend noch ein paar Worte zu Ihnen und Ihren Aufgaben persönlich?

Die Mehl-Mülhens-Stiftung darf ich nun schon seit 32 Jahren als erster Diener dieser Stiftung leiten. Als ich dieses Amt antrat, hätte ich das so nie erwartet. Auf eine so lange Zeit schaut man nicht, wenn man ein neues Amt bekommt. Aber von Anfang an war es mir eine selbstverständliche Pflicht, den Auftrag unserer Stifterin, den Sie mir sehr persönlich erteilt hatte, nach besten Kräften zu erfüllen.

Im Übrigen bin ich noch als Anwalt tätig und mit beiden Aufgaben voll ausgelastet. Bis zur Altersgrenze war ich auch Notar und bis zum Ende des vergangenen Jahres mehr als ein Dutzend Jahre lang als Präsident des Verfassungsgerichts in Hessen protokollarisch der dritte Mann in unserem Bundesland. Und im Galopprennsport bin ich nicht nur über die Leitung der Mehl-Mülhens-Stiftung engagiert, sondern war es auch darüber hinaus immer wieder zusätzlich mit Ämtern wie zum Beispiel viele Jahre lang als Präsident der Rennklubs erst in Berlin-Hoppegarten und dann in Frankfurt am Main.

Lesen Sie auch das Interview mit Werner Gerhold über Titelverteidiger Iquitos!

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