Jockey Frank Hayes und der süße Kuss des Todes

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Der Rennsport schreibt immer wieder unglaubliche Geschichten. In diesem Artikel berichten wir von einem Reiter, dessen viel zu kurzes Leben mit einem Erfolg auf der Rennbahn geendet hat. Das klingt im ersten Moment sicherlich etwas seltsam. Und wir wollen hier auch nicht die Tragödie eines Menschen „ausnutzen“. Deshalb möchten wir einleitend betonen: Diese Geschichte ist nicht neu und geheim, sie hat bereits vor 85 Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Die Rede ist von einem Rennreiter namens Frank Hayes, der im Jahr 1923 während eines Rennens in Belmont Park (USA) an einer Herzattacke gestorben ist, dessen Pferd aber dennoch gewann. Vor einiger Zeit hatten wir auf dieser Seite eine Geschichte, bei der ein Reiter nach einem Sturz für tot erklärt wurde. Die war vollkommen anders gelagert.

Die Pferd und Jockey
Pferd und Jockey, Foto: TT

Der Vorfall

Was wie eine Kurzgeschichte mit dem Tod als Thema klingt und in diesem Blog Post beschrieben wird, hat sich also wirklich zugetragen. Es geht wie erwähnt um Jockey Frank Hayes, um die Rennbahn Belmont Park in New York – und vor allem um das Schicksal, das am 4. Juni 1923 erbarmungslos zuschlug. Die Folge ist, dass Hayes einen Weltrekord mit seiner „Leistung“ erzielte, der den uns vorliegenden Informationen nach weiterhin gültig ist und sogar im Guinness Buch der Weltrekorde steht. Denn nie zuvor und nie danach gewann ein Pferd mit einem toten Reiter im Sattel ein offizielles Galopprennen.

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Das muss man sich mal vorstellen

Obwohl Hayes verstorben war, blieb sein Körper auf dem Wallach Sweet Kiss sitzen, der das Rennen zur Quote von 20:1 als Außenseiter gewann. Zurückwiegen musste man sich damals wohl nicht. Um es direkt vorweg zu nehmen:  Frank Hayes war kein Jockey. Zumindest nicht nach deutscher Definition. Denn er, der im Alter von nur 22 Jahren verstarb, hatte nie zuvor ein Rennen gewonnen. Sein Ritt war nicht nur aus diesem Grund ein Außenseiter. Es heißt, dass die Herzattacke, der der Reiter letztlich erlitt, ihn bereits in der Mitte des Rennens außer Gefecht gesetzt hatte. Der Vorsprung im Ziel war genau ein Kopf.

Rennbahn Belmont Park
Rennbahn Belmont Park, Foto: TT

Interessanterweise soll es sich um eine Steeplechase gehandelt haben, also um ein Jagdrennen. Das erfährt man allerdings erst, wenn man etwas tiefer recherchiert. Umso mehr verwundert der Sieg, denn das Pferd musste ja den richtigen Kurs finden und ein toter Reiter im Sattel, der bei einem Sprung nicht runterfällt, das klingt alles etwas ungewöhnlich. Übrigens ist wohl auch weit nach dem Ziel nicht aufgefallen, dass Hayes verstorben war. Erst als die Besitzerin ihm gratulieren wollte, wurde alles entdeckt. In einem Beitrag auf der Facebook-Seite von Horse Racing History heißt es, der Reiter sei drei Tage später „in seiner Seide“ begraben worden.

Über Sweet Kiss

Wirklich unglaublich macht diese Geschichte natürlich der bereits erwähnte Name des Pferdes. Süßer Kuss – und dann stirbt der Reiter im Sattel. Kein Wunder, dass das Tier in süßer Kuss des Todes quasi umbenannt wurde. Also in Sweet Kiss of Death. Wenn man dies in einer Geschichte oder in einem Film so aufschreibt bzw. zeigt, würde vermutlich so manch Entscheider den Hinweis geben, dass alles viel zu unrealistisch ist. Wer nach dem Namen dieses Pferdes im Internet sucht, wird sogar fündig. Allerdings immer im Zusammenhang mit dem hier beschriebenen Todesfall. Übrigens ist Sweet Kiss nach diesem Vorfall nie wieder gelaufen…

Eine Reihe von Vermutungen

Es wird vermutet, dass die Herzattacke darauf zurück ging, dass der Reiter vor dem Start viel Gewicht machen musste innerhalb von sehr kurzer Zeit. Es soll sich um sechs Kilo gehandelt haben.

Pferderennen in Belmont Park
Pferderennen in Belmont Park, Foto: TT

Den uns vorliegenden Informationen nach gibt es keine gesicherte Information darüber, ob die anderen Reiter etwas von dem Vorfall gemerkt haben. Auch auf welchem Meter der Tod erfolgte, das wissen wir nicht. Das Pferd war entweder vollkommen überlegen, denn es konnte ja nicht mehr unterstützt werden. Oder hier war das Schicksal tatsächlich gnädig und Sweet Kiss hatte einen starken Willen und wollte siegen. Gewonnen hat der Wallach (einige Quellen sprechen übrigens von einer Stute) wie erwähnt mit einem knappen Vorsprung. Fraglos könnte man sich fragen, wieso es sich tatsächlich um einen Sieg gehandelt hat im wahrsten Sinne des Wortes. Fakt ist: Wäre der tote Reiter vom Pferd gefallen, hätte der Zweitplatzierte gewonnen. Da die Leiche allerdings im Sattel geblieben ist, entsprach alles den Regularien. Denn in diesen steht nicht, dass der Reiter lebendig sein muss. Aber heutzutage müsste der Reiter sich zurückwiegen bevor es den offiziellen Richterspruch gibt…

In Hoppegarten

Wenn uns nicht alles täuscht, hat es einen vergleichbaren Vorfall auch einmal früh im letzten Jahrhundert in Hoppegarten gegeben. In einem Rennen ist ein Jockey verstorben. Allerdings müssen wir gestehen, dass wir leider keine Informationen gefunden haben, obwohl wir nicht nur im Netz, sondern auch in verschiedenen Büchern recherchiert habe. Auf jeden Fall ist dieser Vorfall bereits viele Jahrzehnte her, vielleicht sogar noch länger als der in den USA. Wir bleiben am Ball…

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