Der Jahrgang 1990 gilt in der deutschen Vollblutzucht und im Galopprennsport als einer der besten überhaupt. Auf der Rennbahn unglaublich starke, in der Zucht ungemein einflussreiche Hengste erblickten das Licht der Welt. An drei wollen wir hier erinnern: an Lando, Monsun und Sternkönig. Bei gutem Boden war Derbysieger Lando die Nummer 1, bei weichem und schwerem Geläuf war es Monsun, der zudem der einflussreichere Deckhengst wurde, auch wenn Lando ebenfalls erfolgreich war. Sternkönig wäre in so ziemlich jedem anderen Jahrgang die Nummer 1 gewesen. Auf der Rennbahn fiel er übrigens mehr als die beiden anderen auf, weil er ein Schimmel war.
Über Lando als Rennpferd
Lando war als Zweijähriger das führende Pferd seines Jahrgangs. Auf dem Weg in Richtung Derby geriet der von Heinz Jentzsch vorbereitete Ittlinger allerdings ein wenig aus dem Fokus, weil er wenig überzeugte. Wie sich später herausstellte, war einfach nur das Geläuf nicht passend. Es war ideal in Hamburg am Tag des Deutschen Derbys, das er als überraschend großer Außenseiter mit Jockey Andrzey Tylicki im Sattel klar vor Monsun und Sternkönig gewann. Er brach dabei mit der Siegerzeit den 57 Jahre alten Derby-Rekord von Nereide. Bei insgesamt 22 Starts gewann Lando zehnmal und war dreimal platziert. Mit über 5 Millionen DM Gewinnsumme avancierte er zum gewinnreichsten Galopper in Europa und überholte damit seinen Vater Acatenango. Der Grund war einer der ganz großen Erfolge, die die deutsche Vollblutzucht für sich verbuchen konnte: Im Jahr 1995 gewann Lando mit zwei Längen Vorsprung den Japan Cup, damals eines der höchstdotierten Rennen der Welt.
Lando in der Zucht
Lando wirkte zunächst als Deckhengst im heimatlichen Gestüt Ittlingen. Zu seinen besten Nachkommen gehörte Paolini, der ihn im Jahr 2002 als gewinnreichstes deutsches Galopprennpferd ablöste und selbst Deckhengst wurde. Von 2005 bis 2011 wirkte Lando in Frankreich als Deckhengst, danach kam er bis zu seinem Tod im Jahr 2013 wieder in sein Heimatgestüt zurück.
Das Rennpferd Monsun
Monsun wurde im Gestüt Isarland gezüchtet und von Georg Baron von Ullmann auf der BBAG Jährlingsauktion für einen damals sehr hohen Betrag von 160.000 DM erworben. Dieser gab ihn zu Heinz Jentzsch nach Köln ins Training, womit er ein Trainingsgefährte von Lando wurde. War das Geläuf weich bis schwer, war er besser: 12 seiner 23 Rennen gewann er, triumphierte dreimal in der Gruppe I. Im Ausland trat er zweimal an – es waren damals andere Zeiten. Bestes Resultat war ein zweiter Rang in der Gruppe 2 in Longchamp.
Ein bedeutender Deckhengst
Monsun wurde vom Gestüt Schlenderhan aus der bedeutendste deutsche Vererber der letzten Jahrzehnte. Von allen deutschen Vaterpferden stellte er bisher die meisten Sieger in Gruppe-Rennen. Mit Manduro, Shirocco, Samum, Novellist und Schiaparelli hat er schon fünf Söhne gezeugt, die mindestens so gut waren, wie er selbst als Rennpferd war. Sie alle wurde Deckhengste – und auf der ganzen Welt erfolgreich. Monsun, der in den letzten Jahren seines Lebens aufgrund einer Augenerkrankung blind war, wurde vier Mal Champion der deutschen Vaterpferde und kann vergleichbare Auszeichnungen in vielen Ländern vorweisen. Gerade auch als Vererber von Stuten erfreute er sich auf der ganzen Welt einer unfassbaren Beliebtheit. Auch nach seinem Tod im Jahr 2012 wird nach Monsun-Blut auf den Auktionen gesucht.
Der ewige Herausforderer Sternkönig
Im Jahr 2010 verstarb im Gestüt Görlsdorf der Schimmel Sternkönig. Er ging somit vor seinen ewigen Konkurrenten in den ewigen Pferdehimmel. In jedem anderen Jahrgang wäre er die Nummer 1 gewesen. Unvergessen sind die Schlachten, die sich die drei Protagonisten Monsun, Lando und eben Sternkönig auf den Rennbahnen lieferten. Zumindest im Preis der Privatbankiers Merck, Finck & Co. In Düsseldorf hatte dabei Sternkönig auf höchster Ebene die Nase vorn. Acht Siege bei 18 Starts stehen in der Statistik. Als Deckhengst brachte er unter anderem den Derby Italiano Derbysieger Kallisto, der ebenfalls ein guter Deckhengst war. Er vererbte sein Blut aber auch über viele starke Stuten. Und er gab Sprungtalent weiter.
Was für ein Jahrgang
Es gab weitere starke Pferde in diesem Jahrgang. Dazu muss man nur einmal die Ergebnisse der Klassiker des Jahres 1993 betrachten. Kornado und Komtur waren Hengste, die auch heutzutage zur absoluten Spitze gehören würden. Die Stute Arkona schlug im Preis der Diana Quebrada, die eine der besten Ladys in Deutschland seit langer Zeit war, in diesem Rennen aber auf zu weiter Distanz antrat. Viele Hengste und Stuten aus der damaligen Generation sind heute in Stammbäumen weiter präsent. Auch das macht den Jahrgang 1990 allgemein zu einem der besten, den es in der deutschen Vollblutzucht jemals gegeben hat. Er wirkt nach bis in die Gegenwart.