Wenn wir in diesem Artikel einen unvergessenen Jockey in Verbindung bringen mit den zwei Worten The Chase, ist ausnahmsweise einmal kein Jagdrennen gemeint, denn die ritt Lester Piggott nicht. Um ihn geht es und um eine Stute mit dem Namen The Chase, die eigentlich nicht viel geleistet hat. Sie hatte auch keinen Einfluss in der Zucht. Aber dennoch ist sie unvergessen. Wieso dies so ist, darüber berichten wir in diesem RaceBets Blog Post.
Lester Piggott: Erster Sieg im Alter von 12 Jahren
Am 7. April des Jahres 1948 ritt ein damals zwölf Jahre alter Junge namens Lester Piggott das erste Mal in einem Rennen in England. Er war Sohn des Trainers Keith und saß bereits seit Jahren auf Pferden. Auf der Bahn von Salisbury bestritt er ein Nachwuchsreiten auf einer Stute mit dem Namen The Chase. Er beschrieb diese Jahre später als nett und ruhig. Beide liefen dem Feld hinterher. Das geschah noch drei weitere Male, insgesamt war der junge Mann in seinen ersten sechs Ritten ohne Erfolg.
Dann bestritt er am 18. August des gleichen Jahres auf dieser Pferdedame auf der Bahn von Haydock Park ein Handicap der Verkaufsklasse. Und beide siegten zu hoher Quote. Das Problem war allerdings, dass ein Konkurrent mit dem Namen Prompt Corner offiziell nicht gewinnen sollte. Das wurde auch so kommuniziert, was in unserer heutigen Zeit nicht mehr möglich wäre. Unterwegs hat dessen Reiter, er hieß Davy Jones, den unerfahrenen Lester immer angebrüllt, dass er weiter reiten solle. So wirklich versucht hat der Konkurrent also nicht den Sieg zu verhindern. Wie es um die Freude nach dem Sieg bestellt war, ist unbekannt.
Ein Wunderkind im Sattel
Bald stellte sich heraus, dass das zwölf Jahre alte Wunderkind (dieser deutsche Begriff wurde in englischen Medien später tatsächlich verwendet) Lester Piggott ein unfassbares Talent hatte. Allerdings dauerte es fast ein ganzes Jahr, bis er zu seinem nächsten Sieg kam. Das lag sicherlich auch an fehlenden Möglichkeiten. Er ging weiterhin zur Schule und erreichte seinen Status als Phänomen erst Anfang der fünfziger Jahre. Zu The Chase kann gesagt werden, dass sie nach dem gemeinsamen Sieg für geringe 330 Guineas Trainer und Besitzer wechselt und nicht mehr weiter auffiel.
Aber vergessen wurde sie nicht von Lester Piggott. Das lag vielleicht sogar an den speziellen Umständen. Später ließ seine Frau Susan eine Skulptur dieser Stute mit dem zwölf Jahre alten Reiter anfertigen. Lester Piggott galt als ein Reiter, der nur wenige Worte verlor. Auch wenn The Chase einen Platz in seinem Herzen hatte, beschrieb er seinen ersten Erfolg später mit den knappen Worten: „Es war nur der Beginn des Jobs und das war alles.“ Und was kannst zu diesem Job gesagt werden? Kaum einer war besser als der grantige Lester.
Über Lester Piggott
Wie alles anfing bei Lester Piggott haben wir nun beschrieben. Nun folgt die Übersicht über die folgende, unfassbar erfolgreiche und dennoch spezielle Karriere. Im Alter von 18 holte er sich im Jahr 1954 seinen ersten Sieg im britischen Derby. Mit acht weiteren Triumphen wurde er zum Rekordhalter in diesem Rennen. Insgesamt war er in England 11 Mal Champion, von 1955 bis 1985 erzielte er in 25 Jahren über 100 Siege jährlich. Laut Wikipedia siegte er in 27 Ländern.
Am bedeutendsten waren die drei Siege im Prix de l’Arc de Triomphe. Im Deutschen Derby war er dreimal erfolgreich. Das erste Mal 1957 mit Orsini. Es folgte Fanfar im Jahr 1963. Sein bester Derbysieger wegen des folgendes Einflusses auf die Zucht war Luciano 1967. 1985 beendete Piggott zunächst seine Jockey Karriere und wurde Trainer. Das war ein logischer Schritt und es stellten sich auch schnell erster Erfolge ein. Aber dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Im Jahr 1987 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, was natürlich ein großer Skandal war, auch abseits des Sports. Nach seiner vorzeitigen Haftentlassung im selben Jahr nahm er seine Jockey-Karriere wieder auf. Bereits zehn Tage später gewann Lester Piggott die Breeders‘ Cup Mile in den USA. Mit den Englischen 2000 Guineas schnappte er sich im Jahr 1992 noch einmal einen großen Klassiker in England. 1995 folgte schließlich sein endgültiger Abschied vom Rennsport.
Lester in der Gegenwart
Lester Piggott lebt noch zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Artikel erscheint. Er war in den vergangenen Jahren mehr als einmal Ehrengast auf Rennbahnen. Auch in Deutschland. In Baden-Baden wurde ihm fast schon gehuldigt. Wenn es um die besten Jockeys aller Zeiten geht, wird sein Name oft genannt. Aber kaum jemand weiß, dass alles mit einer Stute begann, die den Name The Chase trug.