Ein Jockey kommt viel rum. Das steht außer Frage. Wer, wie unser RaceBets-Botschafter Michael Cadeddu, schon aus Gründen der Herkunft international orientiert ist, um es einmal so zu formulieren, hat viel gesehen. Darunter auch ungewöhnliche Rennbahnen. Wir stellten Mikki deshalb die Frage, was die ungewöhnlichste Rennbahn war, auf der er je reiten musste. Und nach einigem Nachdenken kam er zu einem Ergebnis.
Zu diesem muss man wissen, dass Michael Cadeddu in seinen jungen Jahren als Amateur geritten ist und den italienischen Verband international vertreten hat in der FEGENTRI. Das kennt man von den besten deutschen Amateuren.
„Da ich schon einige Jahre aktiv bin und viel gesehen habe, war es gar nicht so einfach, die ungewöhnlichste Rennbahn zu benennen. Ehrlich gesagt hatte ich in meiner Erinnerung zuerst ein Bild vor Augen und musste recherchieren, wie die Bahn hieß. Es war die, auf der vor einigen Wochen der Bremer Trainer Pavel Vovcenko die zwei wichtigsten Hindernisrennen in Schweden gewann. Sie heißt Strömsholm und liegt mitten im Wald. Alles dort ist anders, als man es kennt.
Ich war dort vor vielen Jahren. Ich vermute mal es war rund um 2005. Ich bin damals viel für die FEGENTRI sozusagen um die Welt gekommen und habe Italien vertreten. Schweden war für mich ungewohnt. Erstmals musste ich mich in einem Zelt umziehen. Es war in Strömsholm wirklich alles sehr provisorisch, das kannte ich nicht.
Dieser Tag ist mir nicht nur wegen des gefühlten Volksfestes in bester Erinnerung. Ich habe damals ein wenig getrickst, um es einmal so zu formulieren. Man darf in Schweden die Peitsche nur dreimal einsetzen. Ich hatte aber ein Pferd, das als etwas schwierig galt. Also habe ich mir alle Rennen von Strömsholm genau angeschaut und in den Passagen, in denen die Kamera die Pferde nicht erfasste, die Peitsche zusätzlich verwendet.
Es geht auf diesem Kurs häufig durch recht dichten Wald und die Zuschauer und die Kameras sehen nichts. Das ist tatsächlich nicht aufgefallen und wir haben am Ende gewonnen. Damit wir uns nicht missverstehen: natürlich habe ich nicht einfach drauf gehauen, ich habe mein Pferd nur motiviert, als es notwendig war – und dafür die richtigen Momente genutzt. Ich war am Ende natürlich sehr glücklich über meinen Erfolg.
In Erinnerung geblieben ist mir auch die Rennbahn von Madrid. Im Vergleich ist sie wesentlich normaler als Strömsholm, nur halt nicht ganz so bekannt und modern, wie man es gewohnt ist. In Deutschland fallen mir Bad Doberan und Bad Harzburg aus unterschiedlichen Gründen ein, wenn es um spezielle Bahnen geht, wobei ich auf den ganz kleinen Kursen im Südwesten eigentlich keine Ritte habe.
An der Ostsee müssen wir Reiter uns in Zelten umziehen, da es dort keine festen Bauten gibt. Im letzten Jahr war das Zelt größer als in diesem. Das ist alles vollkommen in Ordnung. Das Harzburger Ambiente mit einer Jockeystube, in der in den letzten 50 Jahren oder so nicht viel passiert ist, kann man durchaus schätzen. Ich mag sowas, wenn auch nicht immer.
Ebenso wie die Bahn, die vor einigen Jahren bekanntlich überarbeitet worden ist. Nach dem, was ich gehört habe, wäre sie in ihrer früheren Form wohl ein ernsthafter Kandidat für eine der ungewöhnlichsten deutschen Rennbahnen.
Apropos Jockeystube: Allgemein finde ich, dass man für uns Jockeys alles so angenehm und modern wie möglich gestalten sollte, wir sind schließlich die ganze Zeit vor Ort und neben den Pferden die Hauptakteure. Beispielsweise gibt es in Hannover nicht einmal eine Sauna. Und auch Köln hat eine Jockeystube, die seit Jahrzehnten nicht großartig verändert worden ist.
Aus Erzählungen und als Besucher weiß ich, was beispielsweise in Parislongchamp oder Ascot geboten wird. Wenn Royal Ascot ist, dürfen die Reiter nicht raus, für sie gibt es einen Raum zur Entspannung mit Couch, Fernseher, PlayStation und so weiter – was auch irgendwie schräg ist. Alles ist jedenfalls moderner als bei uns. Ein gewisser Nachholbedarf besteht hierzulander, um es einmal so zu formulieren.“
Aus Erzählungen und als Besucher weiß ich, was beispielsweise in Parislongchamp oder Ascot geboten wird. Wenn Royal Ascot ist, dürfen die Reiter nicht raus, für sie gibt es einen Raum zur Entspannung mit Couch, Fernseher, PlayStation und so weiter – was auch irgendwie schräg ist. Alles ist jedenfalls moderner als bei uns. Ein gewisser Nachholbedarf besteht hierzulander, um es einmal so zu formulieren.“
Es ist fraglich, ob Michael Cadeddu in naher oder ferner Zukunft noch einmal in Strömsholm reiten wird. Er ist kein Amateur mehr, reitet keine Hindernisrennen. Und die genannte Bahn in Schweden hat nur eine Veranstaltung pro Jahr. Longchamp und Ascot sind wahrscheinlichere Ziele. Jetzt ist er erstmal in Iffezheim aktiv, steigt bei der Großen Woche in Baden-Baden in den Sattel. Iffezheim und Strömsholm – das ist natürlich überhaupt nicht zu vergleichen…