Das Leben als Jockey ist nicht leicht. Es gibt viele Herausforderungen. RaceBets Botschafter Michael Cadeddu erläutert den Druck, den sein Beruf mit sich bringt. Und er berichtet über seine persönlichen Rituale.
„Körperliche, mentale und psychische Anstrengung gehören zum Job eines Jockeys dazu. Wer nicht fit ist, kann nicht erfolgreich Rennen reiten und für die Fitness muss man etwas tun. Mental sind natürlich vor allem die Fahrten zu den Bahnen anstrengend. Mal eben von Köln nach Berlin oder München und zurück, das kann nerven. Es gibt immer Phasen, an denen man keine Lust hat, sich ins Auto zu setzen. Das Rennreiten ist davon nicht betroffen. Daran viel im Auto zu sitzen, gewöhnt man sich, wie auch an alles andere, es gehört zum Job. Ich könnte nicht auf dem Bau arbeiten und ein Bauarbeiter könnte nicht mit uns für mehrere Tage unterwegs sein.
Die meisten Fahrten sind tatsächlich mit dem Auto, wir teilen uns eines mit Kollegen, nehmen oft einen Leihwagen wegen der Kilometer. Zug und Flugzeug sind auch denkbar. Zur Unterhaltung bevorzuge ich das Radio, keine Audiobooks oder so.
Zugegeben, vor den Rennen habe ich Rituale. Ich bin halt Italiener, wir sind abergläubisch. Bei mir sind es aber nur Kleinigkeiten. Ich versuche denselben Parkplatz und den gleichen Platz in der Jockeystube zu bekommen, wenn ich auf der Bahn zuvor gewonnen habe. War ich nicht erfolgreich, will ich einen anderen Platz. Spezielle Glück bringende Kleidungsstücke habe ich nicht, aber ich bevorzuge eine Rennhose, wenn ich mit ihr bereits ein paar Rennen mehr gewonnen habe. Das gilt auch für den Stock. Wir sind aber so oft unterwegs, an alle Kleinigkeiten kann man sich gar nicht halten.
Es ist natürlich so, dass man in diesem Beruf auf einiges verzichten muss, gerade was das Familienleben betrifft. Für den Kopf ist das nicht immer leicht. Ich habe zumindest Glück, gut mit dem Gewicht klar zu kommen. Ich muss nicht übermäßig aufpassen und mir keine Gedanken über dieses Thema machen. Mein Agent hilft mir bei der Suche nach Ritten, bei denen ich nicht zu sehr auf die Kilos achten muss. Wenn ich Fehler mache, schaue ich Rennen häufiger als üblich, um zu lernen, bewerte aber die Fehler von Kollegen nicht. Fällt mir eine Eigenart eines neuen Pferdes auf, schlage ich dem Trainer möglicherweise vor, es anders zu reiten.
Natürlich gibt es Kollegen, die anders mit allem umgehen als ich. Da man jung anfängt und sich an alles gewöhnt, geht es eher um den Umgang mit dem Stress. Einige spüren mehr Druck, andere sind entspannter. Das hängt immer auch damit zusammen, wie es läuft. Mit guten Ritten in einer erfolgreichen Saison ist alles einfacher. Aber mit wenigen Erfolgen nach Dresden zu fahren und auf chancenlosen Pferden zu sitzen, das verbessert die Laune nicht. Naja, wir lieben alle die Pferde und deshalb den Job, die nicht ganz so angenehmen Seiten akzeptiert man.“