Enttäuschungen gehören zum Leben und zum Sport dazu, das wird jeder Leser bestätigen können. Niemand von uns hat immer nur Glück. RaceBets Botschafter Michael Cadeddu hat sich seine Gedanken zu diesem Thema gemacht und sich in diesen natürlich auf seinen Beruf konzentriert. In diesem war er während der Gedankenfindung fleißig wie immer.
Am Montag ist er noch in Hamburg in den Sattel gestiegen, verbrachte dann einen Tag am Stall sowie natürlich in den heimischen vier Wänden, plante aber gerade wieder den nächsten Aufenthalt in Hamburg bei der Derbywoche, diesmal mit der Familie. Seine Stimmung war gut, er hatte zwei Rennen in den Tagen zuvor gewonnen, was Thema in einem anderen Blog sein wird.
„Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht zu den Menschen gehöre, die Enttäuschungen lange im Kopf haben. Es fällt mir sogar schwer, mich an sie zu erinnern. Klar, wenn man ein Rennen verliert, ist man ich sage mal in 80 % der Fälle enttäuscht, jedenfalls wenn man Hoffnungen hatte. Auch mit einem chancenlosen Pferd will man zwar gewinnen, aber die Situation ist eine andere, wenn man den großen Favoriten reitet, vielleicht sogar in einem besseren Rennen.
Wie ich in einem anderen Post vor längerer Zeit schon mal berichtet habe, bin ich von den Pferden nie enttäuscht. Das sind Lebewesen, die Rennen laufen und von uns Menschen trainiert und geritten werden. Enttäuscht sein kann ich von mir selbst, von anderen Menschen oder von einer Situation.
Ich will es einmal so formulieren: Immer öfters sorgt in unserem Sport die Umgebung für eine Enttäuschung. Ich meine verschiedene Entscheidungen im Rennsport und will das gar nicht einzig auf Deutschland beziehen. Manchmal hat man viel gemacht und bekommt nichts zurück. Man hat mit viel Aufwand Leistung gezeigt, aber dennoch profitiert man nicht. Für mich gilt: Ein Profi gibt stets sein Bestes.
Ich bin dennoch immer mal wieder enttäuscht worden, weil ich ein hoffnungsvolles Pferd plötzlich nicht mehr reiten durfte. Besonders vor großen Rennen ist das ärgerlich, wenn man sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, Trainer oder Besitzer aber doch einen anderen Jockey bevorzugen. Ein für jeden Leser nachvollziehbares Beispiel werde ich unten nennen…
Aus den gemachten Erfahrungen habe ich gelernt, dass ich meinen eigenen Weg gehen und durchziehen muss. Man muss lernen, lernen, lernen. Also nicht nur was die eigenen Fähigkeiten betrifft, sondern auch, wie man mit solchen Situationen umgeht. Man darf sich nicht zu viel ärgern, das bringt nichts.
Ich wurde für diesen Post gebeten, drei Beispiele aus meiner Jockeykarriere für erlebte Enttäuschungen auszuwählen. Das war nicht leicht. Ich musste lange nachdenken.
Meine erste Enttäuschung ist ganz neu. Aktuell finde ich es ein wenig schade, dass ich keinen Ritt im IDEE 150. Deutschen Derby bekommen habe. In solchen Rennen will jeder Jockey reiten. Wir haben alles versucht, hatten aber keinen Erfolg.
Einer meiner größten Erfolge steht in Verbindung mit einer meiner größten Enttäuschungen der Vergangenheit. Am 1. November 2016 gewann ich mit Guignol den Großen Preis von Bayern als großer Außenseiter nach einem Rennen von der Spitze aus. Eigentlich waren wir Pacemaker für Savoir Vivre. 335:10 zahlte Guignol damals. Er ist jetzt Deckhengst, natürlich auch wegen dieses großen Sieges. Ich kannte ihn aus dem Training, hatte mich sehr gefreut, dass ich ihn in einem solch wichtigen Rennen reiten durfte.
Es war leider mein letzter Ritt auf ihm. In seinen sechs Rennen in der folgenden Saison erhielt ich keine neue Chance. Auch bei seinem letzten Karrierestart im Juni 2018 in Baden-Baden saß ich nicht im Sattel. Das finde ich heute noch immer schade. Dies ist nicht gegen Filip Minarik gerichtet, der die weiteren großen Siege mit dem Hengst erzielte.
Das dritte Beispiel zu finden, ist mir besonders schwer gefallen. Ich möchte deshalb nicht ein spezielles Pferd nennen oder ein besonderes Rennen. Stattdessen möchte ich betonen, dass ich ein wenig vom System enttäuscht bin. Wenn ein so großes Land wie Deutschland mit einer Bahn wie Bremen so umgeht, wie es geschehen ist, verstehe ich das nicht.
Dass das Direktorium die Rennbahn nicht direkt für den Sport rettet, wenn die Bürger es geschafft haben, dass sie nicht bebaut werden soll, kann mal als Aktiver nur enttäuschend finden. Wir brauchen möglichst viele Bahnen in Deutschland und so viele Rennen wie möglich. Aber warten wir mal ab, was passiert. Ich bleibe allgemein Optimist, denn es gibt immer neue Chancen.“