Als Jockey reitet man Favoriten, chancenreiche Pferde, nicht so chancenreiche Starter und Außenseiter. Wir wollten von unserem RaceBets-Botschafter Michael Cadeddu wissen, was die größte Überraschung seiner reiterlichen Karriere war. Es ging uns direkt um einen Sieg mit einem Pferd, aber Cadeddu sieht das Thema Überraschungen im Rennsport differenziert. Ihm geht es also nicht nur um die Quote. Die ist für ihn als Jockey ohnehin nicht so relevant.
„Wenn ich nach Überraschungen gefragt werde, die ich als Jockey erlebt habe, kann ich dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Zum einen aus meiner eigenen. Manchmal rechnet man mit einem Erfolg und manchmal nicht. Doch immer wenn man gewinnt, ist da dieses Gefühl, das ich als Überraschung bezeichnen würde. Es ist die Frage „Habe ich es wirklich geschafft?“. Die kann man auch als Jockey des unschlagbaren Favoriten „fühlen“.
Und dann ist da noch die Sichtweise der Wetter. Ist die Quote hoch, ist der Sieg eines Außenseiters natürlich überraschend für alle, weil die Favoriten nicht erfolgreich waren. Ein gutes Beispiel ist hier mein Erfolg mit der von Claudia Barsig trainierten Al Queena auf der Geraden Bahn in Hoppegarten im Jahr 2014. Ich hatte mir Chancen ausgerechnet, denn die Stute war talentiert. Aber ob man eine solche Prüfung auf einer solchen Bahn gewinnen kann, ist immer irgendwie schwer vorher zu sagen. Wie auch immer, wir gewannen. Die Quote lag mit 167:10 hoch.
In besonderer Form überraschend war mein Treffer mit Nepal 2016 in Mailand. Es waren die Oaks, ein Klassiker. Mein Vater war vor Ort, ebenso meine Frau, denn eine Woche später haben wir geheiratet. Das war etwas Neues für mich. Es sind Tränen geflossen, gleichzeitig hat es übrigens stark geregnet. Ich war allgemein überrascht an diesem Tag.
Beim Thema Überraschung fällt mir auch noch mein Erfolg im Derby der Amateure in Meran ein. Es ging damals über 3000 Meter. Eigentlich war geplant, dass ich von hinten kommen sollte. Doch ich habe die Taktik geändert, ging von vorne, weil es kein anderer wollte. Für einen neutralen Beobachter und eventuell auch für den Trainer kam der Sieg überraschend, für mich aber nicht. Ich wusste, dass mein Pferd diese Leistung bringen kann.
Klar, rein objektiv betrachtet muss ich den Sieg mit Guignol als meinen größten Coup an dieser Stelle nennen. Es handelte sich damals in München um ein Rennen der Gruppe 1, wir waren klarer Außenseiter und die Taktik war eigentlich nur Tempo zu machen. Dieser Erfolg war wirklich sehr schön und emotional.
Um mich einmal kurz selbst zu zitieren aus dem Post über Enttäuschungen als Jockey: Am 1. November 2016 gewann ich mit Guignol den Großen Preis von Bayern als großer Außenseiter nach einem Rennen von der Spitze aus. Eigentlich waren wir Pacemaker für Savoir Vivre. 335:10 zahlte Guignol damals. Er ist jetzt Deckhengst, natürlich auch wegen dieses großen Sieges. Ich kannte ihn aus dem Training, hatte mich sehr gefreut, dass ich ihn in einem solch wichtigen Rennen reiten durfte. Es war leider mein letzter Ritt auf ihm. In seinen sechs Rennen in der folgenden Saison erhielt ich keine neue Chance.
Ich möchte abschließend zu diesem Thema folgendes sagen: Irgendwie ist jeder Sieg eine Überraschung, immer wieder und immer neu. Selbst wenn man mit einem Erfolg rechnet. Immer fragt man sich verwundert, ob man es wirklich geschafft hat. Natürlich nicht immer mit diesen Worten. Ein besonderes Gefühl habe ich stets bei den eigenen Pferden. Ob nun Hachico, Real Promise oder Conquistadorkitten – das erwähnte Gefühl nach einem Sieg ist anders als gewohnt. Und da wir ein kleiner Stall sind, bedeutet dies meist auch, dass die Quote höher ist.
Mein Fazit zur Thematik der Überraschungen als Jockey lautet, dass jeder Sieg schön ist, man sollte sich alle in Erinnerung haben. Irgendwie ist man immer überrascht, mal mehr und mal weniger. Und manchmal zeigt sich dies wie eine Bestätigung bei den Quoten.“
Woche für Woche wird Michael Cadeddu weiter in den Sattel steigen. Und man muss kein Prophet sein, wenn an dieser Stelle behauptet wird, dass ihm die eine oder andere Überraschung gelingen wird. Mit anderen Worten: Wetter sollten darauf achten, wenn unser RaceBets-Botschafter Pferde für eine besonders hohe Quote reitet, sich im Vorfeld im Führring aber besonders optimistisch präsentiert.