Das dritte große Meeting in Nordeuropa nach Kopenhagen und Solvalla findet am zweiten Juni-Wochenende in Norwegens Hauptstadt Oslo statt.
Und obwohl Bahn-Manager Arnlioth Heltberg wie immer gewissenhaft an einer sportlichen Spitzenkarte gearbeitet hat, ist es ihm dieses Mal nicht gelungen, alle Gäste, die er gern gehabt hätte, nach Bjerke zu bekommen. Trotzdem hat der VG Oslo Grand Prix, mit rund 293.000 Euro eines der höchstdotierten Einzelrennen des europäischen Trabrennsports, mindestens drei Top-Akteure zu bieten, darunter den amtierenden »Weltmeister« Twister Bi (Christoffer Eriksson / 4), der sich im Oktober vergangenen Jahres auf Yonkers Raceway in den USA den International Trot sichern konnte. Sein von dort stammender Trainer, Jerry Riordan, der momentan auf einer tollen Erfolgswelle schwimmt, stellte mit Ringostarr Treb, der erst wieder beim Kymi Grand Prix antreten wird, den aktuellen Elitloppet-Sieger, und normalerweise ist der ebenfalls der italienischen Zucht entstammende »Wirbelsturm« (Twister) das bessere Pferd.
Der Sohn des legendären Varenne, der es niemals nach Oslo geschafft hat, muss sich nach dem Ehrenplatz beim Comeback Mitte Mai in Gävle, als er anfangs eine kurze Unsicherheit eingestreut hatte, hier in erster Linie mit seinem ein Jahr jüngeren Landsmann Urlo dei Venti (Enrico Bellei / 5) auseinandersetzen, der bei vier Starts in diesem Jahr noch ungeschlagen ist, in Vincennes den Prix du Luxembourg und zuletzt in Neapel Vorlauf und Finale des Gran Premio della Lotteria Nazionale für sich entschied. Für den Fünfjährigen ist Norwegen erst das dritte Land, in dem er seine Klasse unter Beweis stellen kann.
Ebenfalls schon ein internationaler Gruppe I-Sieger ist Schwedens Derby-Sieger Cyber Lane (Johan Untersteiner / 9), der sich den Copenhagen-Cup sicherte, seit acht Starts ungeschlagen ist und als eine der ganz großen Zukunfts-Hoffnungen der Tre Kronor gilt. Wäre der Wallach, der 18 seiner 21 Rennen gewann, nicht durch die zweite Startreihe arg gehandicapt, er stünde auf einer Stufe mit den beiden Südländern.
Hinter diesem Trio kommen mindestens fünf der verbleibenden sieben Teilnehmer für ein Platzgeld in Frage. Der dieses Mal Jorma Kontio, dem nach Heinz Wewering einzigen europäischen Fahrer, der mehr als 10.000 Rennen gewonnen hat, anvertraute Franzose Dreammoko (1) lief im Elitloppet zwei Mal anständig, er sollte auf der Mittelstrecke und aus dieser Position eigentlich noch stärker sein.
Cruzado dela Noche (Per Linderoth / 2), in den USA geboren und aufgewachsen, gewann vor zwei Jahren den Großen Preis von Deutschland, ein »big point« als älteres Pferd blieb dem Melander-Schützling aber bislang versagt. Das sollte sich auch nach diesem Rennen nicht geändert haben. Rajesh Face (3) hat dieses Mal den Norweger Per Oleg Midtfjeld hinter sich, der Raja Mirchi-Sohn besitzt immenses Laufvermögen, und wenn sein Fahrer die voraussichtliche Order von Lutfi Kolgjini missachtet, ist er ein brandgefährlicher Außenseiter.
Für die in Schweizer Farben laufende Uza Josselyn (Erik Adielsson / 8) war die Sprintstrecke eindeutig zu kurz, findet sie ein schnelles, verdecktes Rennen, kann die gebürtige Dänin sicher eher überraschen als ihr in Solvalla deutlich an Grenzen gestoßener Landsmann Takethem (Steen Juul / 7).
Am schwersten antreffen dürften es die beiden Vertreter der Gastgeber; Cokstile (Ulf Ohlsson / 6) endete schon im Elitloppet-Vorlauf abgeschlagen, Evil Enok M.E. (Noralf Braekken / 10) schied tags zuvor in der Qualifikation des Sweden-Cups aus und trifft es hier noch einmal anspruchsvoller.
Leider muss nicht nur das Hauptrennen, sondern auch der reputationsreiche Jahrgangs-Vergleich Finn Tack Europamatch (555.000 Skr / 2100 Meter) ohne deutsche Beteiligung auskommen. Insgeheim hatte man gehofft, dass Portland hier nach der Streichung in Solvalla aufschlagen würde, doch Trainer Dirk Hafer, der nach der Rückkehr des Fuchshengstes aus Frankreich in Neritz wieder zuständig für ihn ist, waren die Strapazen der Reise nach Oslo zu risikoreich. So begibt sich lediglich Richard Westerinks Esmondo (Jorma Kontio / 1) in die Auseinandersetzung mit sieben Fünfjährigen, von denen Generaal Bianco (Peter Untersteiner / 8) für Holland die Favoritenrolle übernehmen werden muss. Er war immerhin Fünfter im Copenhagen-Cup.
Seinen schärfsten Gegner sehen wir in Phantasm Soa (Erlend Rennesvik / 4), auch wenn der Cromwell-Sohn schon einmal deutlich bessere Formen hatte als im Moment. Sir Q.C. (Ulf Ohlsson / 5) und Allaway G.T. (6), der über seinen Fahrer, Wilhelm Paal, ein wenig deutsche »Couleur« ins Rennen bringt, kommen neben Esmondo für Plätze in der Dreierwette in Frage, während dessen Reisegefährtin Douloureuse (Quentin Machet / 7) ebenso Außenseiterin ist wie der Rest.
Deutlich interessanter besetzt ist die Vierjährigen-Elite, die allerdings nur 400.000 Kronen Rennpreis anbietet. Läuft alles normal, geht der 200.000 Kronen-Siegerscheck an Erik und Rebecca Christoffersen, die Besitzer von Giveitgasandgo (Erik Adielsson / 4), der das korrespondierende Rennen in Stockholm nach dem Rückzug von Portland überlegen gewann und dabei einen so starken Eindruck hinterließ, dass eine Formumkehr durch seinen dort zweitplatzierten Landsmann King On The Hill (Hans G. Eriksson / 6) praktisch ausgeschlossen scheint.
Jolanda Mollemas niederländischer Derby-Sieger Hooters USA (Christoffer Eriksson / 7) ist trotz der nicht optimalen Ausgangslage ebenso ein Platzgeld-Kandidat wie der Finne Lexus Dream (Ari Moilanen / 3), der zuletzt lange am Favoriten dran blieb und am Ende Dritter war. Gespannt sein darf man auf die Französin Elite du Ruel (Franck Anne / 5), die in ihrer Heimat schon in Gruppe I-Rennen platziert und auf Gruppe II-Ebene siegreich war. Sie mag die Sprintdistanz und sollte nicht unterschätzt werden.