Peitschengebrauch

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Sibylle Vogt: Peitschengebrauch: „Deutsche Regelung ist richtig“Weiterlesen
Maxim Pecheur über den PeitscheneinsatzWeiterlesen
Christian von der Recke über PeitscheneinsatzWeiterlesen
Marco Klein: „Wenn der Sieg sicher ist, keine Peitsche nehmen“Weiterlesen

Sibylle Vogt: Peitschengebrauch: „Deutsche Regelung ist richtig“

Sibylle Vogt Featured Image

Es ist vielleicht eines der allerwichtigsten Themen im Rennsport – der Peitschengebrauch im Rennen. Sollte die Peitsche erlaubt bleiben oder verboten werden? Gerade die Tierschützer gehen regelmäßig auf die Barrikaden. Doch wie sollte sich der Rennsport verhalten? Bereits seit einigen Jahren werden Verstöße sehr strikt geahndet und die Jockeys entsprechend bestraft.

Natürlich hat sich auch RaceBets-Botschafterin Sibylle Vogt ihre Gedanken zu diesem Thema gemacht, zumal sie auch selbst schon die ein oder andere Sperre kassiert hat. Exklusiv auf dem Blog schildert sie ihre Meinung.

„Es kommt natürlich ganz auf das Pferd an, das eine braucht mehr, das andere weniger oder gar keine Unterstützung mit der Peitsche. Ich glaube, so wie es jetzt in Deutschland reglementiert ist mit den fünf erlaubten Schlägen ist es richtig. Wir Jockeys werden im Übrigen ja auch bestraft, wenn wir die Peitsche falsch gebrauchen.

In Frankreich, wo ich auch oft im Einsatz bin, waren früher sieben Schläge erlaubt, jetzt sind es wie bei uns auch fünf. In Tschechien sind es sechs, bei zweijährigen Pferden nur vier, aber dafür mit einem normalen Stock und nicht mit der Reitklappe.

„Wenn man ohne Peitsche reiten müsste, höre ich auf“

Wenn man ganz ohne Peitsche reiten müsste, würde ich aufhören. Ich glaube in Dänemark oder Norwegen wird das so praktiziert. Die Peitsche ist ja keine Bestrafung, sondern ein Hilfsmittel, das nur der Unterstützung des Pferdes dient.

Wir geben damit nur die Richtung vor. Ganz ohne Peitsche wäre meiner Meinung nach lebensgefährlich. Fünf Schläge sind auf einer Zielgeraden von rund 500 Metern okay, weniger erlaubte Schläge sollten es aber nicht sein. Wie in der Schweiz mit drei Peitscheneinsätzen im Rennen, halte ich für schlecht.

Nicht gut finde ich, dass in Deutschland die Schläge auf die Schulter des Pferdes mitzählen. Normalerweise dient der erste Schlag auf die Schulter dazu, dem Pferd zu zeigen, dass es jetzt losgeht, nach dem Motto, wir fangen nun mit dem Endkampf an.

Nastaria (links) mit Sibylle Vogt gewinnt
Nastaria (links) mit Sibylle Vogt gewinnt, 30.06.2021, Hamburg, Foto: Galoppfoto

Überfallartiger Einsatz

Die meisten Reiter bei uns lassen diesen Schlag auf die Schulter nun weg, da man ja sonst nur vier Peitscheneinsätze noch hat. Daher wird das Pferd nicht auf das Finish vorbereitet, sondern es passiert überfallartig. In Frankreich beispielsweise zählen diese Schläge nicht. Man haut ja nicht so fest, dass es weh tun würde.

Den sechsten Schlag im Derby nicht bemerkt

Im Rennen selbst kann es schon mal passieren, dass man im Eifer des Gefechts nicht merkt, dass man das Limit schon erreicht hat, wenn man im Endkampf Nase an Nase ist. Man ist da bisweilen so im Fight um den Sieg, dass man wie ich den sechsten Schlag im Derby nicht wahrnimmt. Ich war mir zunächst keiner Schuld bewusst, bis ich zur Rennleitung gerufen wurde.“

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Maxim Pecheur über den Peitscheneinsatz

Maxim Pecheur Featured Image

RaceBets Botschafter Maxim Pecheur setzt als Jockey in Rennen die Peitsche ein. Er hat also mit einem Thema zu tun, über das in diesem Sport sehr viel diskutiert wird. Auch von Leuten, die wenig Fachkenntnis besitzen, vorsichtig formuliert. Seine Meinung ist die eines Aktiven und nicht eines Theoretikers.

Die Wahrheit über die Peitsche

„Die Peitsche ist ein Thema, bei dem man vorsichtig sein muss. Ich, der ich sie nutze, muss immer wieder darauf hinweisen, dass wir die Pferde natürlich nicht schlagen, um sie zu quälen. Ja, wir treiben sie an, aber das geschieht nach strengen Regeln. Wir haben Peitschen, die mit Schaumstoff gepolstert sind. Sie sind recht laut. Sie wirken also in erster Linie akustisch. Wenn ich mir mit einer solchen Peitsche auf den Arm oder auf den Oberschenkel schlage, merke ich kaum etwas. Die Haut wird nicht rot oder so. Wenn man als Zuschauer kurz vor dem Ziel lauter Schläge hört, muss man sich bewusst machen, dass wir nicht mehr als fünfmal die Peitsche einsetzen dürfen.

Aber das summiert sich, wenn es zehn Starter gibt. Das klingt stark übertrieben formuliert fast wie ein Massenmord durch das bumbumbum. Der eigentliche Eindruck täuscht. Der wichtigste Aspekt der Peitsche ist natürlich nicht, dass wir das Pferd schlagen wollen, damit es schnell läuft, auch wenn Aufmunterungen bei einigen Kandidaten wichtig sind. Man gibt Hilfe, tippt auf die Schulter oder korrigiert, wenn das Pferd nicht gerade bleiben will. Das minimiert das Risiko für alle Beteiligten. Ein totales Verbot der Peitsche würde die Gefahren in unserem Sport sogar erhöhen.

Rennen ohne Peitsche

Einmal angenommen wir würden ab morgen keine Peitsche mehr zulassen. Dann gewinnen von der Logik her in erster Linie die Pferde, die schon von Natur aus besonders motiviert sind. Das wäre für die Zucht eventuell gar nicht so uninteressant. Aber die, die die beste Leistungskraft haben, besitzen vielleicht nicht die größte Motivation. Also zeigen sie ihr volles Leistungsvermögen nicht ohne Hilfestellung. In Sachen Zucht ist das zu beachten. Dieses Gedankenspiel erscheint mir aber nicht zielführend. Ich gehe dennoch davon aus, dass schon aus Gründen des Tierschutzes die Regelungen auf Dauer noch strenger werden. Das ist für mich auch in Ordnung, solange gleiches Recht für alle gilt.

Sea of Marengo mit Maxim Pecheur gewinnt
Sea of Marengo mit Maxim Pecheur gewinnt, 05.09.2021, Iffezheim, Foto: Galoppfoto

Strafen bei zu starkem Peitscheneinsatz

Wenn man als Jockey die Peitsche zu oft einsetzt, also mehr als fünfmal, gibt es eine Strafe. Eine Sperre ist recht schnell ausgesprochen und das bedeutet, dass ich als Gesperrter keine Einnahmen habe. Deshalb kann uns niemand vorwerfen, dass wir absichtlich die Peitsche zu häufig einsetzen. Denn es gibt auch einen Abzug von unseren Gewinnprozenten. Wir hätten also alle einen klaren Nachteil. Was die Anzahl der Nutzung betrifft bin ich froh, dass ich keine Entscheidung treffen muss. Es gibt immer Argumente für mehr oder weniger. In der gesamten Gesellschaft wird der Tierschutz immer größer geschrieben. Das führt halt zu Vorurteilen, aber viele Menschen hinterfragen gar nicht. Man muss abwarten, wie sich alles entwickelt.

Eifer des Gefechts

Im Eifer des Gefechts kann man die Peitsche auch mal zu oft einsetzen. Man hat vielleicht den ersten Schlag einfach vergessen oder handelt aus dem Affekt heraus. Ich zähle aber tatsächlich genau mit und das machen auch meine Kollegen so. 14 Tage Mindeststrafe heißt ja, dass man wirklich blöd sein müsste, wenn man absichtlich zu viel schlägt. Der sechste Schlag ist ein Fehler, der nicht passieren darf. Ich finde es aber krass, wenn direkt die große Strafe folgt. Beim siebten oder gar achten Schlag wäre es Absicht von der Logik her.

Ein Vergleich zu anderen Pferdesportdisziplinen

Auch in anderen Pferdesportarten wird die Peitsche eingesetzt. Es sind aber andere Peitschen als bei uns. Unsere sind wesentlich tierfreundlicher. Ich habe zuvor ja bereits beschrieben, dass man sie gar nicht so merkt, wie manch ein Gegner unsere Sports dies glaubt. Wir dürfen ja auch ohnehin nicht überall hinschlagen. Die Regeln sind wesentlich strenger geworden in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Mit früher hat das alles nichts mehr zu tun. Das Thema ist schwierig und es wird immer schwieriger. Es muss mit großer Vorsicht behandelt werden und ich hoffe das habe ich verständlich getan.“

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Christian von der Recke über Peitscheneinsatz

Christian von der Recke Featured Image

RaceBets Botschafter Christian von der Recke erläutert in diesem Artikel seine Meinung über den Einsatz der Peitsche im Galopprennsport. Für ihn gehört sie aus mehreren Gründen dazu. Er wird nachfolgend erläutern, weshalb es seiner Meinung nach ohne sie nicht geht, dass aber längst nicht mehr alles so ist wie noch vor Jahren.

Viele Diskussionen

„Die Peitsche ist ein Thema, über das viel diskutiert wird. Wir haben es mit einem Sport zu tun und in diesem versucht man das letzte aus allen Teilnehmern heraus zu holen. Für mich muss die Peitsche sein. Schon wegen der Korrektur ist sie wichtig. Wenn ich in eine Lücke rein will, muss ich das Pferd ja irgendwie steuern. Ebenso wenn es ausbricht. Dass der Turbo gezündet werden muss, ist aber maßgeblich und diese Chance muss man einfach haben. Gewinnt ein Pferd leicht, wird der Reiter die Peitsche gar nicht einsetzen.

Es gibt klare Regeln

Bei uns sind die Pferde nicht nur Lebewesen, sie sind auch Sportler. Das wird zwar kritisiert, aber für mich ist das alles kein Thema, über das ich diskutieren muss. Wir haben Regeln und an diese müssen sich alle Beteiligten halten. Wenn fünf Schläge erlaubt sind, kann man nicht dagegen argumentieren. Zumal es klare Vorgaben gibt, wo und wie die Peitsche eingesetzt werden kann. Man stelle sich einmal vor ein Reiter nutzt sie mit Absicht nicht oder hat bereits nach dem Start vier seiner erlaubten fünf Schläge verbraucht und setzt sie kurz vor dem Ziel nur einmal ein. Und dadurch gibt es nicht den Sieg, sondern nur den vierten Platz. Dann werden die Wetter sich aufregen. Diese Diskussionen um den Einsatz der Peitsche führen zu keinem Ergebnis, denn die, die gegen sie sind, verstehen das Prinzip nicht.

Niemand will Pferde quälen

Hier ist nichts dazu gedacht, um Pferde zu quälen. Wir wollen schließlich, dass sie Leistung bringen und kein Trauma oder Ähnliches erleiden. Die Tatsache, dass die Peitschen in Deutschland mit Schaumstoff ausgestattet sind und dass sie vor allem Geräusche machen, ist ja gar nicht allseits bekannt. Wir wollen natürlich nicht, dass ein Pferd leidet oder sogar psychisch gestört wird. Davon hat ja auch keiner etwas. Es geht einzig um die Leistung in den Rennen und um das Thema Sicherheit. Es ist die falsche Einstellung, dass wir die Pferde nur als Sportobjekt „benutzen“. Wäre dies der Fall, kann man natürlich sagen, dass die Tiere doch alleine ihre Leistung zeigen sollen. Jeder normale Sportler quält sich auch eigenständig. Aber das ist nicht vergleichbar.

Die Zeiten haben sich geändert

So wie es früher war, als man sah, dass die Pferde quasi die ganze Gerade herauf von den Reitern mit der Peitsche kräftig unterstützt worden sind, ist es ja ohnehin nicht mehr. Man muss sich nur mal alte Videos von zum Beispiel Königsstuhl und Nebos anschauen. Die Zeiten sind vorbei. Man hatte damals immer gesagt: das Pferd zog ja an. Das war dann quasi der Freispruch. So einfach wäre es heute nicht mehr. Die Regeln wurden angepasst und das ist auch gut so.

Aus Sicht der Jockeys

Die Reiter haben ja quasi alle Angst, einen Schlag zu viel zu geben. Also sind sie vorsichtig und geben lieber einen zu wenig. So eine Strafe schlägt schon ins Kontor mit Sperre und Verlust der Gewinnprozente. Aber über sowas denken die Kritiker gar nicht nach. Für die gilt nur: die peitschen ja. Das ist aber wie beschrieben viel zu einfach gedacht. Der Sicherheitsaspekt wird meist aus Unwissenheit außer Acht gelassen.

Der Peitscheneinsatz gehört dazu

Für mich gehört der Einsatz der Peitsche in den Rennen einfach dazu. Sicherlich sind die neuen Peitschen mit der akustischen Geschichte nicht ideal. Man sieht an ihnen aber, dass wir immer mehr für die Tierschützer machen. Viele vergessen aber dabei, dass wir diese Pferde haben, um Rennen zu laufen. Die Tiere müssen an dem Tag fit sein und sie dürfen nicht überfordert werden. Aber wir sind ein Sport und die Leute bezahlen für die Leistungen. Damit meine ich nicht, dass man verprügelte Pferde sehen will. So etwas passiert nicht. Aber es muss von allen Beteiligten alles gegeben werden, natürlich den Regeln entsprechend. Die Rennleitung ist da sehr aufmerksam. Und das muss auch so sein.“

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Marco Klein: „Wenn der Sieg sicher ist, keine Peitsche nehmen“

Marco Klein Featured Image

Fünfmal dürfen Jockeys im Rennen die Peitsche verwenden. Sollten es mehr Schläge werden, dann wird es für sie heftig, denn dann greifen Maßnahmen der Rennleitung, wie Geldstrafen, Lizenzentzüge oder sogar Abzüge von den Gewinnprozenten.

Doch wie steht ein Trainer zu diesem Thema? Wie reagiert ein Pferd auf die Peitsche? Sind 5 Peitschenstöße ausreichend im Rennen? Sollten es mehr oder weniger sein. RaceBets-Ambassador Marco Klein erklärt in dieser Woche, welche Meinung er vertritt.

„Grundsätzlich halte ich das Reiten ganz ohne Peitsche für gefährlich. Sie muss meiner Ansicht nach mitgeführt werden im Rennen. Gerade bei Pferden, die nicht zu korrigieren sind oder sich gerne wegdrücken. Wenn ein Pferd etwas zur Seite hängt und bekommt dann einmal die Peitsche gezeigt. dann wird es schnell wieder gerade gerichtet.

„Ein Pferd nimmt den Einsatz der Peitsche wahr“

Ich glaube schon, dass ein Pferd wahrnimmt, wenn die Peitsche eingesetzt wird. Ob als Schmerz oder nicht, kann ich nicht sagen, aber die Pferde merken schon, wenn sie gefordert werden.

„Fünf Peitschenschläge sind ausreichend“

Fünf Peitschenschläge wie bei uns in Deutschland sind ausreichend. Wir haben im Vergleich relativ strenge Regeln, aber das halte ich für absolut okay.

Ich würde mir allerdings wünschen, dass noch mehr darauf geachtet wird, wenn ein Pferd hochüberlegen voraus ist, dass der Reiter oder die Reiterin nicht noch viermal draufhaut, wie zum Beispiel am kürzlichen Renntag in München in einem Rennen. Wenn der Sieg sicher ist, muss man den Stock nicht mehr einsetzen.

Dass man die Zahl der Stockschläge eingeschränkt hat, ist auf alle Fälle richtig, das sind wichtige Maßnahmen. Viel diskutiert wird ja, ob man einen Auszubildenden weniger hart bestrafen sollte, wenn er zuviel die Peitsche benutzt. Aber ich bin der Ansicht, dass gerade bei den jungen Reiterinnen und Reitern noch mehr dahinter her sein muss. Ich würde dem Reiter direkt sagen, dass das nicht okay war.

„Strafenkatalog ist in Ordnung“

Auch der Strafenkatalog bei uns ist in Ordnung. Ohne Peitsche kann es schnell gefährlich werden. Manchmal handelt es sich ja auch nur um einen Klaps auf den Hals. Es gibt übrigens auch Pferde, die man nicht mit der Peitsche reiten muss. Unser Saibaba hat sich früher immer unter dem Stock weggedrückt. Der Trainer muss dem Jockey dann einen Hinweis geben, wo es Sinn macht, die Peitsche einzusetzen und wo nicht. Es gibt auch Besitzer, die nicht wollen, dass ihr Pferd mit der Peitsche unterstützt wird. Auch das gilt es zu respektieren.“

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