1973 wird die Welt nicht vom Galopp erschüttert, sondern von der ersten Ölkrise. Auch die Watergate-Affäre sorgt für turbulente Zeiten. Bei einem Referendum in Nordirland wird entschieden, dass der Landesteil im Vereinigten Königreich verbleibt. Helmut Kohl wird zum Vorsitzenden der CDU gewählt und Griechenland wird zur Republik. Pink Floyd’s The Dark Side of the Moon wird zum Kassenschlager. Die Rocky Horror Show feiert Premiere. Und wie sieht’s auf den Rennbahnen dieser Welt aus?
The Dikler bestritt den Cheltenham Gold Cup in sieben aufeinanderfolgenden Jahren, wurde zweimal Dritter, einmal Zweiter in einem hart umkämpften Rennen und gewann 1973. The Dikler war ein Publikumsliebling, den niemand als Dreijähriger haben wollte, weil er hässlich wie die Nacht war. Sein Gold Cup-Sieg war ein spannendes Rennen, das seinen Mut und sein Durchhaltevermögen bewies. Sein Vater Vulgan wurde fast ausschließlich für die Zucht von Springpferden eingesetzt und war zwischen 1959 und 1974 zehnmal der führende Springpferdevererber in Großbritannien. Vulgan brachte drei Grand-National-Sieger hervor – Team Spirit, Foinavon und Gay Trip.
Das Grand National 1973 ist vor allem deshalb in Erinnerung geblieben, weil es der erste von drei Grand-National-Siegen von Red Rum war. Red Rum brach auch den Rekord von Reynoldstown aus dem Jahr 1935 und schaffte dabei ein spektakuläres Comeback, indem er Crisp beim Einlaufen schlug, nachdem er am letzten Hindernis 15 Längen zurücklag. Vor dem Start war Red Rum mit 9:1 gemeinsam mit Crisp Favorit auf den Sieg. Doch als die Pferde The Chair erreichten, hatte der australische Chaser Crisp, der das Höchstgewicht trug, bereits einen beträchtlichen Vorsprung aufgebaut und schien nicht mehr aufzuhalten zu sein. Während der ersten Runden war Bill Shoemark auf Grey Sombrero Crisps engster Verfolger, doch er stürzte bei The Chair und verschaffte Crisp einen noch größeren Vorsprung, der bis zum Ende der ersten Runde auf 20 Längen angewachsen war. Doch Red Rum kam immer näher und holte sich Crisp schließlich.
Und noch ein legendäres Pferd. Das Kentucky Derby 1973 trägt einen der prominentesten Namen der Rennsportwelt in die Siegerliste ein: Secretariat. Secretariat gewann das Derby in einer Rekordzeit von 1:59+2⁄5, 2 1⁄2 Längen vor Sham, während Our Native an dritter Stelle landete. Die Veranstaltung wurde von einer Rekordzahl von 134.476 Zuschauern verfolgt und sowohl im Fernsehen als auch im Radio übertragen.In den Tagen vor dem Rennen galt Secretariat für viele als Favorit auf den Sieg, doch nach seinem dritten Platz bei den Wood Memorial Stakes zwei Wochen vor dem Derby gab es Zweifel an ihm. Nach der Niederlage von Secretariat waren Angle Light und insbesondere Sham die Pferde, die neben Secretariat als die wahrscheinlichsten Gewinner des Derbys galten. Viele Sportjournalisten waren der Meinung, dass die Pferde im Feld über eine große Geschwindigkeit verfügten, und glaubten, dass der Streckenrekord gebrochen werden würde. Secretariat schrieb anschließend Geschichte.
Im Alter von zwei Jahren noch nicht gelaufen, debütierte Morston im Mai 1973 in der Godstone Plate in Lingfield. Er gewann bequem, zeigte aber seine Unerfahrenheit. Laut Budgett war das Pferd „völlig durcheinander“. Im Derby wurde Morston daher mit 25:1 als Außenseiter gehandelt. Sein Jockey Edward Hide wurde von Budgett angewiesen, den Hengst nicht zu hart anzufassen, wenn er sich nicht in einer Siegposition befand, doch das tat er. Ein Schock für die Buchmacher, denn Morsot ging locker flockig davon. Anschließend wurde er für die Great Voltigeur Stakes gemeldet, als er sich eine Sehnenverletzung zuzog, wurde seine Karriere jedoch beendet.
Obwohl das Gestüt Zoppenbroich sein 50. Jubiläum im Jahr 1973 feierte, fehlte zu diesen Festlichkeiten immer noch eins. Der Derbysieg. Familie Bresges glaubte verflucht zu sein, weswegen Besitzer Kurt Bresges einen anderen Weg wählte und nicht als Besitzer im Führring erschien, sondern sich eine einfache Eintrittskarte kaufte und so tat, als ob er gar nicht dazugehöre – um den Turfteufel zu überlisten. Das gelang und mit Athenagoras schrieb sich zum ersten Mal ein Zoppenbroicher in die Siegerliste des Deutschen Derbys ein. Und nicht nur das, Athenagoras erreichte mit seinem Schlussspurt die Fabelzeit von Nereide aus dem Jahr 1936 auf die Milisekunde genau.
Der Jahrhundert-Arc, wie man das Rennen später nannte, sah einige der ganz Großen unserer Zeit. Die Favoritin war die in Amerika gezogene dreijährige Stute Allez France, Siegerin des Critérium des Pouliches, des Poule d’Essai des Pouliches, des Prix de Diane, des Prix d’Ispahan und des Prix Vermeille und Prix Ganay. Zu den weiteren französischen Startern gehören Tennyson, der Sieger des Grand Prix de Paris, Dahlia (Prix Saint-Alary, Irish Oaks, King George VI und Queen Elizabeth Stakes), Lady Berry (Prix de Pomone) und San San, der Sieger des Rennens von 1972. Die fünfköpfige britische Mannschaft wurde von dem vierjährigen Hengst Rheingold angeführt, der 1972 im Epsom Derby Zweiter geworden war, seine besten Leistungen aber in Frankreich erbracht hatte, wo er den Prix Ganay und zweimal den Grand Prix de Saint-Cloud gewann. Die anderen britischen Herausforderer waren der Yorkshire Oaks-Sieger Attica Meli, der irische St Leger-Sieger Parnell, der Great Voltigeur Stakes-Sieger Buoy und der vierjährige Handicapper Firefright. Auch der spätere Arc-Sieger Star Appeal war vertreten.
Gala Supreme war das erste Pferd aus viktorianischer Zucht, das den Melbourne Cup seit Wodalla im Jahr 1953 gewann. Obwohl Gala Supreme nicht einmal ansatzweise favorisiert war, setzte er sich auf der Zielgeraden zwischen den beiden Führenden Glengowan und Daneson durch. Der Cup 1973 ist vor allem wegen der langen und emotionalen Rede des siegreichen Jockeys in Erinnerung geblieben, der sich kurz vor dem Rennen nach einer wechselhaften Karriere, in der er sich im Laufe der Jahre fast alle Knochen seines Körpers gebrochen hatte, beinahe zur Ruhe gesetzt hätte und sich doch noch einmal breitschlagen ließ, das Rennen zu reiten.