Ein Rennpferd bei der Bundespolizei: Wir sprachen mit Vollblutfan und Tierärztin Elisabeth Wendling, wie ihr Ex-Galopper Splashing xx aus dem Rennstall Recke in die Vielseitigkeit wechselte. Und wie er kürzlich die Qualifikation zum Polizeipferd absolvierte.
Erzähl uns doch bitte ein wenig über dich, deinen reiterlichen Hintergrund und wo/ wann/ wie du aufs Rennpferd gekommen bist?
Elisabeth: Ich bin Elli, 27 Jahre alt und Tierärztin. Meinen ersten Kontakt zu ExRennpferden hatte ich bei meiner damaligen Reitlehrerin vor ca 10 Jahren. Sie hatte einige Pferde von der Bahn gekauft und so fing ich an, mein Herzenspferd „Mo“ (Marcus Antonius) zu reiten und kauft ihn 2 Jahre später. Gemeinsam fanden wir den Weg in die Vielseitigkeit und lernten diesen Sport lieben. Mo war zuletzt ein Garant für eine gute Dressur und eine flotte, fehlerfreie Geländerunde. Springen war immer eine Wundertüte 😄
Nachdem Mo mit 10 Jahren viel zu früh an seiner ersten und letzten Kolik verstarb, bin ich eine ganze Zeit nicht geritten. Irgendwann fehlt natürlich was, ganz ohne Pferde geht es nicht. So hatte ich zunächst eine Reitbeteiligung an einem Warmblutwallach. Aber ernsthaft, wer einmal ein Vollblut hatte will nichts anderes mehr. Ich zog also mit meiner besten Freundin los und fuhr nach Weilerswist zu Christian von der Recke. Eigentlich für zwei braune Wallache. Die passten aber beide nicht und irgendwie lief im gleichen Lot noch so ein Fuchs mit. Ich probierte ihn, mehr aus Frust als aus ernsthaftem Interesse. Und sieht da, das passte!
Warum wurde es dieses eine, ganz bestimmte Pferd?
Splashing, von mir Tommy genannt, war mit seinen 1,70 schön groß und hatte genügend Bewegungsqualität um eine ordentliche VS-Dressur zu laufen. Von Anfang an war er total abgeklärt und cool. Zur Ankaufsuntersuchung sind wir alleine in eine nahegelegene Klinik gefahren. Er war nicht ein Fünkchen aufgeregt oder nervös. Einfach nur brav und entspannt. Damit hat er mich dann schlussendlich um den Finger gewickelt.
Wie verlief die Umschulung?
Die Umschulung verlief, wie alles mit diesem Pferd: entspannt.
😄 als erstes lernte er, wie longieren funktioniert. Die Hilfengebung lernte er auch unter dem Reiter super schnell. Sprünge waren für ihn genau so unspektakulär, wie eine Koppel mit Gras. Er sprang überall drüber und wurde schnell sehr geschickt.
Leider hatte er in den ersten Jahren bei mir relativ viel Verletzungspech, weshalb die Ausbildung relativ langwierig war.
Und die Frage aller Fragen: Wie kam es dazu, dass dein Pferd inzwischen verbeamtet ist?
Durch meinen Job als Tierärztin habe ich aktuell leider nicht mehr die Zeit, mich adäquat um einen Sportler zu kümmern. Tommy ist kein Pferd, dass man 2 x pro Woche aus der Box zieht und ein bisschen reitet. Er möchte täglich was tun und braucht viel Bewegung, um ausgeglichen zu sein. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, für ihn ein passendes zu Hause zu finden. Den Weg zur Polizei hat er durch Zufall gefunden. Ein Bekannter von mir bekam eine Anfrage, ob er aktuell ein passendes Pferd hat und stellte daraufhin Tommy vor. Wer hätte gedacht, dass er alle Tests besteht und tatsächlich den Dienst antreten darf? Ich nicht! Nach einer zweiwöchigen Probezeit bei der Polizei war dann klar, dass er genau der Richtige für den Job ist. Aber hey, abgeklärt war er schon immer!
… es laufen bereits Gespräche mit Splashings neuem Team. Wie seine Ausbildung zum Polizeipferd verläuft, erfahrt ihr zeitnah hier im Blog.