Vom Rennpferd zum Polizeipferd: Der einstige Rennstall-ReckeSchützling Splasing xx hat einen ungewöhnlichen Weg angetreten. Kathrin Bahn, Leiterin der Reiterstaffel Stahnsdorf (Potsdam), gibt uns Einblicke, wie sich der hübsche Fuchs bei der Ausbildung zum Polizeipferd der Bundespolizei schlägt.
Impressionen vom Training eines ehemaligen Rennpferdes bei der Bundespolizei
Der erste Härtetest
“Wir reiten die potenziellen Polizeipferde in der Regel bereits bei dem Verkäufer Probe und konfrontieren sie dort auch mit polizeitypischen Gewöhnungsgegenständen, wie zum Beispiel Fahne, Ratsche etc.”, erzählt Bahn. “Um festzustellen, ob und welche Reaktionen sie zeigen.” Splashing fiel schon bei diesem ersten Härtetest durch seine entspannte und neugierige Art auf. “Er ist selbstbewusst direkt auf die Fahne zugelaufen und hat sich auch durch laute Geräusche nicht verunsichern und aus der Ruhe bringen lassen.”
Nach dem Proberitt bei seiner (Vor-)Besitzerin Elisabeth Wendling zog Splashing für eine 30- tägige Probezeit direkt zur Reiterstaffel. “In dieser Zeit machen sich die Ausbilder ein Bild über den Ausbildungsstand des Pferdes und testen die Reaktion auf verschiedenste äußere Reize (Bewegungen, Berührungen und Geräusche)”, erklärt Kathrin Bahn. Zur Unterstützung wird das angehende Polizeipferd immer durch ein erfahrenes Dienstpferd an die neuen Situationen herangeführt. “Dabei ist es uns wichtig, dass die Pferde Interesse zeigen, neugierig sind und sich durch den Herdentrieb gut leiten lassen.”
Aus Splashing wird Karacho: Das schnellste Polizeipferd weit und breit
In der Probezeit konnte sich Splashing beweisen und verdiente sich eine dauerhafte Box bei der Reiterstaffel. Mit dem Einzug kam die Taufe auf seinen neuen Namen: Karacho. “Hintergrund dazu ist, dass jedes Pferd, das durch die Reiterstaffel der Bundespolizei angekauft wird, einen neuen „Stallnamen“ erhält”, erklärt Kathrin Bahn die internen Traditionen. “Dabei richtet sich der Anfangsbuchstabe des Namens nach dem jeweiligen Geburtsjahr des Pferdes. Da Splashing 8-jährig ist, hat es also einen Namen mit „K“ bekommen. Da er derzeit unser einziges Vollblut im Stall ist und das wohl schnellste Polizeipferd sein dürfte, hat sich eine seiner Ausbilderinnen für den Namen „Karacho“ entschieden.”
Auf Streife im Berliner Regierungsviertel
Die Ausbildung zum Dienstpferd kann, je nach Ausbildungsstand des Pferdes, bis zu ein Jahr dauern. In der Reiterstaffel der Bundespolizei gibt es ein festes Ausbilderteam für diese jungen, angehenden Dienstpferde (sogenannte Remonten). Die Remontereiter übernehmen gemeinsam und mit stetiger Begleitung durch den Reitlehrer die Ausbildung von Karacho und seinen Kollegen.
Bisher finden die Beteiligten nichts als lobende Worte für den vollblütigen Neuzugang: “Er arbeitet auch bei neuen Aufgabenstellungen immer interessiert und aufmerksam mit.”
Außerdem konnte Karacho bereits seine erste Streife im Berliner Regierungsviertel erfolgreich absolvieren. “Hervorzuheben ist, dass Karacho zu den Pferden gehört, die sich immer wieder auch für neue und unbekannte Gegenstände und Situationen begeistern lassen”, so Kathrin Bahn. “Dabei will er es seinemr Reiterin auch immer recht machen.”
So ist es wenig verwunderlich, dass Karacho wohl nicht das ganze Ausbildungsjahr absolvieren muss. “Da er bereits über einen guten Ausbildungsstand verfügt und insbesondere in der polizeilichen Ausbildung toll mitarbeitet, rechnen wir damit, dass er seine Ausbildung vorzeitig abschließen wird.”
Der Dienstalltag eines Polizeipferdes
Wenn Karacho die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, beginnt für ihn der Dienstalltag der Bundespolizei. “Karacho wird, wie jedes andere Dienstpferd auch, nach seiner Ausbildung mehrmals die Woche auf Streifen oder bei Einsätzen zum Einsatz kommen”, erklärt Kathrin Bahn. “Dabei sind die Einsatzgebiete und Einsatzanlässe sehr unterschiedlich. Er wird zum Beispiel im Berliner Regierungsviertel, am Flughafen, im Bereich der Bahnanlagen sowie bei Großeinsätzen, wie Demonstrationen und Fußballspielen, als Polizeipferd eingesetzt werden.”
Einen herzlichen Dank an das Team der Reiterstaffel und besonders Kathrin Bahn, die sich die Zeit für unsere Fragen genommen hat. Wir werden den ungewöhnlichen Weg von Karacho natürlich weiter verfolgen und verbleiben mit einem herzlichen “Hals und Bein” für die Zukunft (im Rennsport gilt diese Formulierung als gängiges und ehrliches Synonym für “Viel Glück & Erfolg” ).