Der Jockey muss zum Pferd passen, auch die Auswahl des passenden Rennens spielt beim Training eines Vollblüters eine wichtige Rolle. Unsere RaceBets-Profis berichten exklusiv auf dem Blog über Ihre Erfahrungen zu diesem Thema.
Stefan Richter: „Zwischen Pferd und Reiter muss eine Harmonie entstehen. Dafür ist es von großer Bedeutung, den richtigen Jockey für ein Pferd zu finden. Für mich persönlich hängt vieles davon ab, in welcher Form ein Jockey gerade agiert.
Wenn ein Reiter gerade kaum ein Rennen gewinnt, kann er schon mal demotiviert und lustlos sein. Dann funktioniert es nicht. Er denkt zuviel nach. Und wenn man Fehler sucht, macht man auch noch mehr falsch. Das Selbstvertrauen schwindet.
Aber umgekehrt verhält es sich so, dass ein Jockey in Form auch kaum Fehler, sondern fast alles richtig macht. Ich binde mich ja nicht so stark an einen Reiter, habe keinen Stalljockey, sondern versuche, den passenden Jockey zu engagieren. Sehr gerne arbeite ich mit Martin Seidl und Maxim Pecheur. Ich möchte auch Wladimir Panov jetzt wieder mehr verpflichten. Er macht zur Zeit auch wenig Fehler.
Natürlich passieren auch mir Fehler. Wenn es mit einem Reiter zum wiederholten Male nicht harmoniert, muss man auch mal tauschen, was ich sonst nicht so gerne oder so schnell mache. Aber nicht jeder Reiter passt auf jedes Pferd. Es gibt auch Temporeiter, die gerne die Rennen von vorne angehen, oder andere, die am liebsten die Wartetaktik praktizieren, aber das ist nicht mehr so extrem wie früher. Wenn man zu schnell den Jockey tauscht, dann erzählt mir jeder etwas anderes nach dem Rennen. Wenn ein Jockey das Pferd schon geritten hat, kann man ihm auch die Order besser erklären.
Unser Fort Good Hope läuft seine besten Rennen mit Martin Seidl. Mit Maxim Pecheur hat es zweimal nicht gut geklappt. Martin und Fort Good Hope scheinen sich blind zu verstehen.
Die andere große Aufgabe ist, die passenden Rennen zu finden, zumal es in Deutschland ja nicht so viele Startmöglichkeiten gibt, dass man oft auf andere Prüfungen ausweichen kann. Ein Pferd soll ja in seinem gewohnten Rhythmus bleiben.
Wenn ein Pferd am Wochenende gerade gelaufen ist, schaue ich schon am Sonntag oder Montag die Ausschreibungen durch, entscheide aber von einem Start zum anderen. Da es sich bei mir hauptsächlich um Handicap-Pferde handelt, mache ich keinen großen Plan über Monate im Voraus, sondern entscheide kurzfristiger. Anderthalb Wochen liegt normalerweise der Nennungsschluss vor einem Rennen.
Bei Auktionsrennen ist das anders, da arbeitet man schon genau auf ein Rennen hin. Aber bei den Handicaps wird ja auch schon kurzfristig die Skala oder die Distanz geändert. Und man muss von einem Rennen zum nächsten die Route planen.“