Die Hauptstadt im Bann des “Blauen Bandes”

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Egal ob Galopp oder Trab, geht es um ein Derby so schlagen die Herzen der Rennsportfans in der Regel höher ganz egal in welcher Gangart die Protagonisten unterwegs sind. Am Sonntag steht die Entscheidung im 124. Deutsches Traber-Derby 2019 in Berlin-Mariendorf auf der Karte und was man bereits im Vorfeld der Vorläufe, die in diesem Jahr erstmals in der Geschichte 14 Tage vor dem Finale angesetzt waren, bereits ahnen konnte stellte sich als wahr heraus, denn der Derby-Fight 2019 ist offen wie selten zuvor.

Direkt zum 124. Deutschen Traber-Derby

In vier Vorläufen qualifizierten sich die 12 Teilnehmer für das mit insgesamt 188.000 EUR dotierte Finale das an Spannung kaum zu überbieten sein dürfte. Natürlich ist der Favorit zunächst unter den Vorlaufsiegern zu suchen. Da wäre der im Nachbarland Holland hoch gehandelte Velten von Flevo der mit Sulky-Weltmeister Rick Ebbinge und der optimalen Startnummer 2 an den Ablauf geht.

Erfolge niederländischer Pferde in Deutschlands Derby waren in den letzten 15 Jahren an der Tagesordnung und so wäre der Sieg des Ganymède-Sohnes keine Überraschung der von Hollands Champion-Trainer Jeroen Engweerda vorbereitet wird. Dieser hält große Stücke auf den Hengst, der in seiner Karriere mit Ausnahme des fehlerbedingten Ausfalls Anfang Juni noch nichts falsch gemacht hat. Seinen Vorlauf entschied er in vergleichsweise langsamen 1:14,6 / 1.900 m für sich, aber mehr wurde ihm von den Gegnern nicht abverlangt. Dass er viel schneller laufen kann, davon sind alle Experten überzeugt.

Für den Sieg im Derby wird dies auch nötig sein, denn Alessandro Gocciadoro kündigte nach der Siegerehrung des 3. Vorlaufs vor zwei Wochen an, dass er mit Juan Bros im Finale eine 12er-Zeit vorlegen wird um den Sieg nach Italien zu entführen. Der Muscle Mass-Sohn der Scuderia Tramontom ist dreifacher Sieger, steigerte sich beim Vorlaufsieg auf 1:13,4 / 1.900 m und ließ seinen Gegnern letztlich keine Chance.

Dabei musste Gocciadoro seinen scheinbar etwas “faulen” Partner aber immer wieder auffordern, was angesichts eines Sololaufs aber auch kein Wunder war. Wie es aussieht wenn der Hengst ernsthaft gefordert wird bleibt dagegen abzuwarten. Kann Gocciadoro, der Mann der Stunde in Italien und Schweden wie angekündigt eine 12er-Zeit vorlegen werden jedenfalls einige Finalkandidaten an Grenzen stoßen.

Berlin-Mariendorf
Berlin-Mariendorf

Ein weiterer Vorlaufsieger mit großen Ambitionen ist Juan Les Pins aus dem Stall von Arnold Mollema. Der Hengst, Bruder zweier Derby-Sieger und Sohn von Expo Bi ist seit März engagiert, steigert sich mit jedem Start, entschied das Buddenbrock-Rennen in toller Manier für sich und siegte in seinem Vorlauf in starken 1:13,3 / 1.900 m, wobei er beim zweiten Erfolg seiner Karriere die Karten erneut nicht komplett aufdecken musste.

Allerdings konnte Jaap van Rijn den großrahmigen Hengst nicht wirklich loslassen, da er im Einlauf teilweise dicht am Sprung lag. Nun wird nochmals ein wenig mehr verlangt als zuletzt, und man darf gespannt sein, ob der Holländer noch einen höheren Gang findet. Zuzutrauen ist es ihm in jedem Fall. 

Vorlaufsieger Nummer vier war die größte Überraschung, denn der eher klein gewachsene River Flow aus dem Münchner Quartier von Robert Gramüller und Josef Sparber kam in seinem Vorlauf nach einem Windschattenrennen ideal auf freie Bahn und sicherte sich einen Erfolg in starken 1:13,1 / 1.900 m wobei er den hoch gehandelten Otero vom Thron der Derby-Sieganwärter stieß, der am Ende nicht einmal das Finalticket lösen konnte.

Mit einem tollen Antritt ausgestattet wird Catchdriver Thorsten Tietz versuchen das Kommando zu erobern um dann einen passenden Kontrahenten passieren zu lassen und auf das Glück zu hoffen, wieder passend freizukommen. Tempo kann der Baltimore As-Sohn vermutlich jedes mitgehen. Womit wir bei den Zweitplatzierten der Vorläufe angelangt wären.

Am meisten Eindruck auf die meisten Experten machte Rancoon aus dem Stall Wieserhof der von Rudi Haller vorbereitet wird. Der Trainingsgefährte von Orlando Jet, der übrigens auch mit diesem arbeitet, verfügte immer über viel Talent, welches er allerdings erst im Vorlauf überzeugend einsetzte. Sein Trainer gibt große Stücke auf den wahrscheinlich “mächtigsten” Kandidaten im Feld, der in diesem Finale vielleicht ein Meisterstück vollbringen kann.

Berlin-Mariendorf
Berlin-Mariendorf

Zu Hilfe eilen kann dem Hengst Stallgefährte Real Perfect für den kein geringerer als Heinz Wewering verpflichtet wurde. Auch der zweite “Haller” belegte hinter Juan Bros den Ehrenplatz, wurde von seinem Trainer überhaupt nicht gefordert und kam geschont zu seinem Finalticket. Der innere Startplatz in der zweiten Reihe muss für ihn kein Nachteil sein, da er sich beim flinken River Flow anhängen kann und so kann auch der Brad de Veluwe-Sohn für die Derby-Entscheidung wichtig werden.

Deutschlands Champion Michael Nimczyk setzt auf Jaxon Schermer der im Vorlauf beachtet wurde, lange Zeit an der Spitze für ordentliches Tempo sorgte, jedoch auf den letzten Metern klar nachgab und die Gegner ziehen lassen musste.

Ohne Steigerung wird es für den Varenne-Sohn nicht reichen, was vermutlich auch für Place Royal die zweite Hoffnung von Berlins Rennvereinspräsidenten Ulrich Mommert gelten muss, der zwar einen guten Ehrenplatz hinter Velten von Flevo belegte, in einem verbummelten Vorlauf nie für den Sieg in Frage kam.

Für die Überraschung vormerken kann man Orkan  von Haithabu der im Vorlauf das Glück nicht unbedingt auf seiner Seite hatte und auch der aus der zweiten Reihe antretende Jackpot of Steel kann mit einem passenden Rennverlauf bis in die Wetten laufen. 

Entschieden wird das 124. Deutsche Traber-Derby übrigens gegen 18:00 Uhr und ist damit das Highlight eines Renntags der mit vielen Glanzlichtern gespickt ist. So wird in der Derby-Rekordmeile Orlando Jet eines seiner seltenen Deutschland Gastspiele geben, im Derby-Trostlauf werden Otero, Gladiateur und Co. versuchen ihre Vorlauf-Niederlagen geradezurücken, in der Derby-Revanche 2018 sollte Very Impressive S einen weiteren Sieg feiern und das Gerhard-Memorial, das erste Zweijährigenrennen des Jahres ist mit 8 Kandidaten besetzt. 

Nach Berlin-Mariendorf

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