von Urs Bruder
27. Juli 2021 (21:07 Uhr), 1.609 Meter, Jägersro
Großer Trabrennsport am Dienstagabend in Schweden, beim Hugo Åbergs Memorial misst sich ein internationales Klassefeld über die Meile. Da die meisten Favoriten keine guten Startplätze zugelost bekommen haben, ist von Beginn an ein aufgeheiztes Sprintrennen zu erwarten.
Das Hugo Åbergs Memorial ist neben dem Elitloppet Schwedens wichtigstes Trabrennen auf der Kurzdistanz. Es wird seit 1970 in Jägersro, einem Stadtteil von Malmö, ausgetragen. Auf der Siegerliste befinden sich große Traber, wie Varenne, Mack Lobell oder Up And Quick.
Die Pferde:
1 – Who’s Who kommt als frischer Gewinner des Norrbottens Stora Pris nach Jägersro, es war bereits sein dritter Sieg in diesem Jahr. Ende Mai war er im Harper Hanovers Lopp über 3.180 Meter nur an Wild Love gescheitert. Der schwedische Derbysieger von 2018 befindet sich in herausragender Form, es fragt sich allerdings, wie er mit der Sprintdistanz zurechtkommt, noch nie ist er unterhalb von 2.140 Metern gelaufen. Auch seine Startposition ist nicht unproblematisch, als langsamer Starter könnte die für ihn zur Falle werden.
2 – Very Kronos wurde in diesem Jahr schon zweimal Zweiter hinter Who’s Who, zuletzt mit „Hals“ geschlagen im Norrbottens Stora Pris. Dennoch dürfte der siebenjährige Maharajah-Sohn als Favorit ins Rennen gehen, auch weil er mit der „2“ einen perfekten Startplatz innehat. Anfang Mai war er im Paralympiatravet bester skandinavischer Teilnehmer, woraufhin er als Mitfavorit in den Elitloppet ging, dort aber nach einem verkorksten Rennen schon im Vorlauf scheiterte.
3 – Night Brodde trat in diesem Jahr mehrfach gegen mehrere heutige Gegner an, war gegen sie aber immer ohne Chance und wird, trotz der guten Startposition, auch hier wieder nur Außenseiter sein.
4 – Upstate Face hat es in diesem Jahr bereits auf fünf Siege gebracht, stellte bei seinem Erfolg am 19. Juni sogar einen neuen Bahnrekord in Boden auf (1:12,9 / 2.640 m). In einem Gruppe-Rennen ist der fünfjährige Wallach bisher aber noch nie gelaufen, da wird es interessant sein zu sehen, wie er sich in der „Champions League“ schlägt. Er wird am Platz von Kolgjini Adrian trainiert.
5 – Calle Crown feiert nach drei Jahren Abwesenheit sein Comeback in Skandinavien. Zu Beginn seiner Karriere gelangen dem inzwischen sieben Jahre alten Hengst einige gute Platzierungen in Schweden. Als Vierjähriger lief er in einem Trial zur Sprintermästaren über die Meile eine 1:10,3. Im Herbst 2018 wechselte er dann nach Frankreich, wo ihm nie ganz der Durchbruch gelang. Er wird auch in Jägersro zu den Außenseitern gehören. Gefahren wird er von Jonny Takter, der das Hugo Åbergs Memorial auf seiner Heimatbahn schon 1985 (und 2015) gewinnen konnte.
6 – Gareth Boko fährt im Alter von acht Jahren die Saison seines Lebens. Am 22. Mai gewann er den Prins Daniels Lopp über die Meile und schaffte es nur eine Woche später im Endlauf des Elitloppet auf den dritten Platz. In den beiden folgenden Rennen war der Niederländer zwar nicht ganz so erfolgreich, doch führten die auch nicht über die Sprintstrecke, auf der er sich am wohlsten fühlt.
7 – Alrajah One ist so etwas wie das „Dark Horse“ des Rennens, der italienische Derbysieger von 2019 startet zum ersten Mal in Skandinavien. In seiner Heimat gewann der fünfjährige Maharajah-Nachkomme mehrere Gruppe-I-Rennen, setzte sich am 8. Mai auch im stark besetzten Gran Premio Freccia d’Europa über 1.600 Meter durch. Sein Trainer Alessandro Gocciadoro hält ihn für noch besser als Vivid Wise As, der im Elitloppet den Sieg nur knapp verpasst hatte. Startplatz 7 ist natürlich alles andere als günstig für Alrajah One.
8 – Cokstile wird ebenfalls in Italien trainiert. Letztes Jahr belegte er im Hugo Åbergs Memorial hinter Double Exposure den zweiten Platz, zuvor hatte er das Elitloppet gewonnen, was genug über seine Qualitäten aussagt. Nach einer achtmonatigen Pause ging er fast ohne Vorbereitung in den diesjährigen Elitloppet, dennoch schaffte er es in den Endlauf, wo er aber nur Siebter wurde. Im Juni gewann er dann den Kalmarsundspokalen in Kalmar und könnte nun seine Bestform erreicht haben. Der Platz am äußersten Ende des Startwagens kommt ihm natürlich nicht gelegen.
9 – Cyber Lane kann sehr schnell starten, was ihm aus der zweiten Startreihe aber vermutlich wenig nutzen wird. Der schwedische Derbysieger von 2017 gewann im Mai den Copenhagen Cup, scheiterte anschließend im Elitloppet schon im Vorlauf, hatte dort aber ebenfalls wenig Glück mit dem Startplatz.
10 – Hickothepooh überraschte die Fachwelt Anfang Mai, indem er als 24:1 Außenseiter den Finlandia-Ajo gewann. Danach überlebte er im Elitloppet den Vorlauf zwar nicht, strafte aber gerade wieder alle Experten lügen, als er als 17:1 Außenseiter im Ulf Thoresen Grand International triumphierte, wo er Moni Viking und Gareth Boko hinter sich ließ. Der neunjährige Norweger ist also immer für eine Überraschung gut, hat es mit der „10“ aber sehr schlecht getroffen.
Fazit:
Es ist davon auszugehen, dass Very Kronos die Führung übernimmt, von wo er nur schwer zu verdrängen sein wird. Alle anderen Favoriten haben weniger gute Startpositionen, was auf der kurzen Distanz natürlich ein Handicap ist. Da Very Kronos in dieser Saison aber nicht immer zuverlässig lief, ist das Hugo Åbergs Memorial eine völlig offene Angelegenheit. Gute Siegchancen haben auch Gareth Boko, Cokstile oder Who’s Who, sollte er einen guten Rennverlauf bekommen. Gespannt sein darf man auf den italienischen Gast Alrajah One.
Very Kronos – Gareth Boko – Alrajah One