von Urs Bruder
L.C. Peterson-Broddas Minne
4. April 2020, 2.140 Meter, Jägersro
Der L.C. Peterson-Broddas Minne bildet am Samstag (18:20 Uhr) den Höhepunkt eines interessanten Trabrenntags im schwedischen Jägersro, natürlich ohne Zuschauer. Sprint-Champion Tae Kwon Deo, Altstar Lionel oder der ehemalige Derbysieger Cyber Lane sind nur einige starke Traber in einem Rennen, dessen Sieger sich für das Paralympiatravet (früher Olympiatravet) qualifiziert. Mit Norton Commander und Portland rechnen sich auch zwei deutsche Pferde Chancen aus. Zwei Stunden zuvor wird ein Trail zum Svenskt Travderby ausgetragen, in dem der Derbyfavorit Power seinen Jahreseinstand gibt.
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Seit 1967 wird der L.C. Peterson-Broddas Minne in Jägersro über eine Strecke von 2.140 Metern gelaufen und dient traditionell als Qualifikationsrennen für das Olympiatravet (jetzt Paralympiatravet). Berühmte Pferde, wie Ina Scot, Moni Maker oder Sebastian K, trugen sich in die Siegerliste ein. Die Rennstrecke in Jägersro, einem Stadtteil von Malmö, ist für ihre Schnelligkeit bekannt, 2017 stellte Propulsion hier den Europarekord (1:08,1) auf.
Racing Mange hat gegenüber vielen Teilnehmern des L.C. Peterson-Broddas Minne den Vorteil in diesem Jahr bereits ein Rennen absolviert zu haben. Zwar wurde er bei seinem Jahresdebüt am 24. März hinter dem Favorit Harran Boko nur Zweiter, zeigte auf der Zielgerade aber großen Speed und sollte durch dieses Rennen gesteigert sein. Der siebenjährige Orlando Vici-Sohn, im Oktober Drittplatzierter im Svenskt Mästerskap, hatte auch im Vorjahr am L.C. Peterson-Broddas Minne teilgenommen, sich dort sofort an die Spitze gesetzt, musste im Einlauf aber den Sieger Day Or Night In und Cyber Lane an sich vorbeiziehen lassen.
Cyber Lane müsste aufgrund seiner Klasse eigentlich das zu schlagende Pferd sein, wäre da nicht der Umstand, dass er seit August kein Rennen mehr bestritten hat. Der siebenjährige Wallach hatte 2017 das Svenskt Travderby und 2018 den Copenhagen Cup gewonnen. Auch im letzten Jahr nutzte Cyber Lane den L.C. Peterson-Broddas Minne zum Saisonauftakt, war auch da aus einer fünfmonatigen Pause gekommen und hatte sich nach dem Start am Ende des Feldes einordnen müssen. Da er in diesem Jahr die ungünstige Startnummer 10 zugelost bekommen hat, kann man davon ausgehen, dass er erneut um das gesamte Feld manövrieren muss, um eine gute Position zu erlangen. Eigentlich hätte Cyber Lane sein Debüt schon am 3. März in Halmstad geben sollen, aufgrund einer Blutung am Huf wurde dieses aber verschoben.
Lionel gehörte zu seiner Glanzzeit zu den besten Trabern der Welt, gewann 2016 den Prix de Paris und wurde 2017 Dritter im Prix d’Amérique, kann auf diesem Niveau aber kaum noch mithalten. Im letzten Jahr kehrte der inzwischen zehn Jahre alte Hengst, der für seine schnellen Starts bekannt ist, zu seinem Besitzer Göran Antonsen nach Norwegen zurück. Antonsen hat bereits angekündigt, dass Lionel am Samstag versuchen wird die Spitze zu erobern, von wo aus er seiner Meinung nach gute Chancen hat das Rennen zu gewinnen. Lionel bestritt in diesem Jahr bereits ein Rennen, am 18. Januar siegte er in einem gar nicht schlecht besetzten Rennen im norwegischen Bjerke.
Norton Commander ist Deutschlands erste Hoffnung im Peterson-Broddas Minne. Der sechsjährige Wallach aus dem Besitz des Berliners Ulrich Mommert wird von dem Deutschen Conrad Lugauer in Schweden trainiert. Im letzten Jahr schaffte er es im Jubileumspokalen und Prijs der Giganten jeweils auf den 3. Platz und wurde zu dem mit einer Million US-Dollar dotierten International Trot nach New York eingeladen, wo er, genau wie Lionel, aber ohne Chance war. Norton Commander ist in diesem Jahr noch nicht gelaufen, hat mit Nummer 4 aber eine gute Startposition. Jägersro ist nicht nur die Heimatbahn von Trainer Lugauer, sein Stall befindet sich auch in guter Form, nimmt mit 27 Siegen derzeit Rang 2 in Schwedens Trainer-Statistik ein.
Velvet Gio machte im Oktober in Jägersro auf sich aufmerksam, als er als 41:1 Außenseiter das C.L.Müllers Memorial vor den favorisierten Ringostarr Treb und Racing Mange gewann. Anschließend war der italienische Wallach auch im Meadow Prophets Minne erfolgreich, wo er erneut vor Racing Mange und Tae Kwon Deo einlief. Velvet Gio hat in diesem Jahr schon drei Rennen absolviert, platzierte sich beim Pariser Wintermeeting dreimal auf Gruppe-3-Ebene und darf keinesfalls unterschätzt werden. Die hohe Startnummer 9 muss kein Problem sein, er kommt ohnehin gewöhnlich aus der Deckung.
Portland hat in diesem Jahr ebenfalls schon zwei Rennen in Paris bestritten, überquerte dort im Februar im Prix de Nevers knapp hinter Velvet Gio die Linie. Der im Besitz von Marion Jauß stehende sechsjährige Ganymede-Sohn, der 2017 als Favorit ins Deutsche Traber-Derby gegangen war, dort aber in Galopp verfiel, hatte letztes Jahr in Frankreich mit einer ganzen Serie von guten Platzierungen 160.000 Euro eingefahren. Portland wird von Weltklasse-Fahrer Björn Goop in Schweden trainiert, ist dort bislang aber noch nie gelaufen.
Tae Kwon Deo, vor vier Jahren für 240.000 US-Dollar ersteigert, schien sich lange als Fehlkauf zu erweisen, strafte im Juli letzten Jahres seine Kritiker lügen, als er in Halmstad das Finale des Sprintermästaren gewann. Bei seinem ersten Vergleich mit älteren Gegnern war der nun fünfjährige Muscle Hill-Sohn im November aber noch ohne Chance. Auch für ihn ist es der erste Start im neuen Jahr.
Lucifer Lane, vor zwei Jahren Zweiter beim Sprintermästaren, geht als Außenseiter ins Rennen. Er gilt als schneller Starter, wird sich vermutlich mit Lionel und Racing Mange um den Platz an der Spitze streiten.
Fazit:
Die meisten potenziellen Favoriten kommen aus einer längeren Rennpause, was den L.C. Peterson-Broddas Minne schwer zu berechnen macht. Racing Mange hat vor zwei Wochen sein Jahresdebüt absolviert und dabei eine ermutigende Leistung gezeigt, er erscheint als wahrscheinlichster Sieger. Wer gerne auf deutsche Pferde setzt, sollte es mit Norton Commander versuchen, der mit guter Stallform auf seiner Heimatbahn läuft.
Racing Mange – Cyber Lane – Norton Commander
Derby-Trial
2.640 Meter (16:20 Uhr)
Der Trial zum Svenskt Travderby wird am Samstag der zweite Höhepunkt auf der Trabrennbahn in Jägersro sein. Erwartet wird ein Duell zwischen dem derzeitigen Derbyfavorit Power und Upset Face, beide laufen zum ersten Mal in diesem Jahr. Power hatte Upset Face im Vorjahr bei seinen Siegen im Svenskt Trav-Kriterium und der Breeders‘ Crown klar distanziert. Wie die beiden Hengste sich über den Winter entwickelt haben und wie sie beim Debüt zurechtkommen werden ist natürlich unklar. Wagemutige können es mit Redneck Woodland versuchen, der in diesem Jahr immerhin schon ein Rennen bestritten hat.