Nicht nur im Fußball, auch bei Rennpferden hängt für einen Trainer alles vom Erfolg ab. Doch was sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren? Erfahrung, die Art der Trainingseinheiten, ein gutes Team oder die Anlage? Wir haben RaceBets-Profi Marco Klein dazu in Interview-Form befragt.
Wie bereitet man ein Pferd zielgerecht auf ein Rennen vor?
Am besten individuell, es gibt Pferde die möchten weniger „Arbeit“, manche möchten oder benötigen mehr… Jedoch ist es schon wichtig, in der Woche vor dem Rennen eine bessere „Abschlussarbeit“ zu gehen, damit das Pferd noch mal richtig Luft holt und man beurteilen kann, ob es auch soweit fit ist, wie man es gerne hätte.
Welche Rolle spielt dabei der Bio-Rhythmus eines Pferdes?
Eine sehr große meine ich, ich bemerke immer wieder, dass es Pferde gibt, die früh in der Arbeit mehr Freude haben, andere erst später, vor allem übers Jahr gesehen macht der Fellwechsel sehr viel aus, auch wenn einige glatt im Fell sind, wechseln sie ja dennoch, das benötigt Energie. Manche fallen dabei leistungsmäßig in ein richtiges Loch, dann fühlen sich einige in der Winterzeit wohler als im Sommer, auch da denke ich, dass der Bio-Rhythmus eine wichtige Rolle spielt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie das passende Rennen aus?
Passende Distanz, GAG, wenn im Handicap, Kursführung, Arbeitsleistung, ein Stück weit zumindest, wenn es keine Handicaps sind, schaue ich mir die Gegner an…
„Intuition spielt eine sehr große Rolle“
Wie wichtig ist die Intuition des Trainers bei der Planung?
Ich denke, sie spielt in unserem Beruf allgemein eine sehr große Rolle, es geht nichts nach Schema F oder Algorithmen, wir arbeiten ja mit Lebewesen. Mit der Zeit, so sehe ich es, hat man auch immer öfter das richtige Bauchgefühl.
Bevorzugen Sie eine schrittweise Planung, oder wollen Sie mit einem Pferd schnell in die Top-Klasse vorstoßen?
Eher step by step. Überfordert man das Pferd zu früh, kann es sein, dass es nie seine Klasse zeigen wird. Wieviele tolle Pferde haben wir doch im Sport, die wahrscheinlich besser und länger gelaufen wären, wenn man ihnen nicht früh den „Zahn“ gezogen hätte, so sehe ich es. Mit dem Pferd arbeiten, das sollte nicht vergessen werden.
Gibt es hierbei Unterschiede zwischen Hengsten und Stuten?
Diese gibt es schon, alleine schon aufgrund des Hormonsystems, manche Stuten haben Probleme in ihrem Zyklus, manche nicht, was die körperliche Entwicklung angeht. Ich muss jedoch sagen, dass es ja auch Stuten gibt, die früh weiter sind als Hengste oder Wallache, aber wie schon zuvor beschrieben, ob Stute, Hengst, Wallach, Handicapper oder Top-Pferd, man sollte und muss eigentlich jedes Pferd individuell betrachten, und den Slogan, „das ist so und kann nicht anders sein und war schon immer so“ weg lassen.
Werden bessere Pferde automatisch früher in besseren Rennen aufgeboten oder auf den größten Rennbahnen?
Ich glaube im Gros betrachtet schon, wobei gerade in den letzten Jahren häufig auch schon Pferde auf kleineren Bahnen Sieglosen-Rennen gewonnen haben und danach eine größere Route gegangen sind. Wenn das Pferd sich anbietet und reif genug ist, dann ist es natürlich schon wichtig, sich zeitig anzuschauen, wohin die Reise hingeht, das verlangt indirekt ja schon das System. Aber oft sind es eben bessere Pferde, die sich von sich aus schon früh anbieten und den Weg mit vorgeben. Da sind wir schon auch wieder ein Stück weit bei der Intuition, dem Gefühl, dem Blick, den wir haben sollten
Bedeutet mehr Pferde auch besseres Management und größeren Erfolg?
Auf jeden Fall nur „laufen“, damit gelaufen wird, macht nicht viel Sinn, lieber lässt man mal einen Start aus oder sucht ein besseres Rennen, als dass man hinterher läuft. Wobei man natürlich auch noch Besitzerinteressen mit berücksichtigen muss und versuchen sollte, beides so zu managen, dass alle zufrieden sind Pferd, Besitzer und Trainer.
Was sind die Vorteile einer für sich abgetrennten Trainingszentrale wie bei Ihnen oder einer Anlage, auf der man die Bahn mit anderen Kollegen teilen muss?
Da sind wir wieder bei dem Thema individuell. Es ist leichter, wenn man am Vormittag die Bahn für sich alleine hat, auch um Pferde vorzubereiten, die spezieller sind, weil sie von den Nerven her beispielsweise besser alleine gehen, man doch mal von der Handrichtung am Tag abweichen kann, keinen Zeitdruck hat, in seinem Zeitfenster auf die Bahn zu müssen, etc. Ich glaube, das macht es einiges leichter.
Was sind Ihre Erfolgsgeheimnisse?
Leidenschaft und Leidensfähigkeit im Beruf, Zeit für die Pferde, vor allem ein tolles Team, Besitzer mit Herz fürs Pferd. Hier muss nichts mit der Brechstange erfolgen, das spüren die Pferde und geben ihr Bestes, weil sie sich wohl fühlen, dass sollte auch ein wichtiger Aspekt und Ziel sein, unserem Partner Pferd, und somit dem eigentlichen Hauptakteur, soll es gut gehen-
Welche Rolle spielt Erfahrung, ein Top-Team, die Ausstattung des Stalles?
Ein Top-Team spielt eine sehr große Rolle. Alle Zahnräder müssen ineinander greifen, da meine ich alle, auch den Hufschmied, den Tierarzt und so weiter, die Stall-Ausstattung ist auch sehr wichtig. Wir trainieren Hochleistungssportler, da sollte alles vorhanden sein, um das Pferd zu fördern, von zumindest kleinen Koppeln/Paddock über Solarium, Magnetfelddecke oder Ähnliches, Inhalationsgeräte und vieles mehr. Die Erfahrung, ja, klar super wichtig, ich merke es an mir ja selbst, ich lerne von Jahr zu Jahr mehr, und das spiegelt sich auch im stetig steigenden Erfolg wieder, ich bin der Meinung, Trainer sein lernt man nicht auf der Schulbank, sondern in der Praxis, in dem man offen ist, auch mal Ratschläge anzunehmen, und ja da gehören auch Fehler dazu, wie das im Leben eben so ist. Eine ganz große Rolle, und da bin ich stolz auf unseren Rennverein in Mannheim, spielt auch die Trainingsbahn, hier gilt es alles daran zu setzen, den Untergrund so beschaffen zu haben, dass das Verletzungsrisiko minimiert wird und dennoch entsprechend Kraft und Ausdauer aufgebaut werden kann, das ist hier sehr gut gelungen, weil beim Neuaufbau unserer Trainingsbahn mit Praktikern und Pferdeleuten zusammengearbeitet wurde. Da hat unser kleiner Verein etwas hinbekommen, von dem sich manche große Trainingszentrale mal was abschauen könnte, wenn es der Stolz zulässt.
Wie wichtig ist der Faktor Glück? Ist Erfolg planbar oder von vielen Zufällen abhängig?
Glück spielt natürlich eine Rolle, planbar naja, Management ist wichtig, aber es gibt ja immer nur einen Sieger im Rennen, wobei auch kleine Dinge ein Erfolgsfaktor sein können, da zählt nicht nur der Sieg dazu.
Welche Tugenden muss ein Trainer beherzigen?
Ganz wichtig, er muss es mit Herz und Leidenschaft machen, man verliert ja öfter, als man gewinnt, Geduld, Einfühlungsvermögen und Leidensfähigkeit, auch ein Stück weit muss man gerne mit Mensch und Pferd arbeiten. Das sollte man auch so transportieren können.
Welche Rolle spielen Fremdsprachenkenntnisse beim Management?
Gerade heute bei unserem Rennsystem, und wie im Winter zu sehen ist, wenn man Handicapper hat, die mehr als einen Ausgleich III können, und man gezwungen ist, nach Frankreich oder Belgien zu fahren, wird’s sehr wichtig. Sowohl für die Rennen als auch für Auktionen, Korrespondenz, Kommunikation auch mit ausländischen Reitern. Zumindest Englisch ist sehr wichtig.
Wie wichtig sind gute Arbeitsreiter?
Arbeitsreiter, oder sagen wir das ganze Team, ist super wichtig, was ist denn ein Trainer ohne? Gar nichts. Man muss sich verlassen können, vor allem müssen auch diese mit Freude dabei sein und auch qualifizierte Aussagen treffen können, was sie im Lot auf dem Pferd für ein Gefühl hatten. Manchmal ist das ja etwas anderes, als das, was wir von unten sehen. Mir ist wichtig, dass ein Arbeitsreiter sich nicht nur festhalten, sondern mit dem Pferd arbeiten kann, wie Genick lösen, Rücken öffnen, biegen. etc. Das gehört auch dazu, nicht nur ein bisschen traben und abjagen lassen.
Welche Vor- oder Nachteile hat ein Stall-Jockey?
Ein großer Vorteil ist, dass er die Pferde aus der Arbeit kennt und sie ihn. Das schafft Vertrauen, und ich glaube, man fährt damit ganz gut, zumal ich kein Freund von ständigen Reiterwechseln bin. Das hilft dem Pferd nicht gerade weiter, es sei denn, man merkt, dass der Reiter eben nicht passt. Dann muss man schon mal wechseln. Ich freue mich, dass die meisten unserer Besitzer unseren Jockeys auch die Chance geben in den Rennen.
Was sagen Sie zu der These; ein gutes Pferd kann überall stehen und wird zum Star?
Naja, also die Rahmenbedingungen müssen schon stimmen, aber wenn ein Pferd Klasse hat und es gefördert wird, ist diese These sicher nicht ganz falsch.
Was ist wichtiger um ein erfolgreicher (nicht unbedingt guter) Trainer zu werden? People-Manager oder Horse-Manager? Ist es 50%/50% oder geht es in eine Richtung?
Eine Mischung aus beidem, man muss an beidem Spaß haben, beides ist wichtig, aber das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleiben kann, authentisch ist und vor allem ehrlich zu den Besitzern, denn sie schenken uns ja das Vertrauen.