2020
Ich finde es ja immer wahnsinnig spannend, so am Anfang des Jahres. Wenn der Galopprennsport (so nach außen hin) ein bisschen schläft, um dann im Frühjahr in Erscheinung zu treten. Welche Pferde empfehlen sich fürs Derby? Welche haben wir noch gar nicht gesehen? Denn natürlich dreht sich unser ganzes Jahr ums Derby und die Diana – Dreijährig ist das Vollblut für den Beobachter am Interessantesten. Haben wir den kommenden Derybsieger schon gesehen? Knüpfen Zweijährige an ihre große Leistung im Vorjahr an? Was wird geschehen?
Jedes Jahr erhofft man sich Großes. Jeder, der Rennsport mag. Einen internationalen Sieg, einen Derbysieger, der seine Großtaten wiederholen kann – deutsche Pferde, die mit Ausländischen konkurrieren können. Da sind sich eigentlich alle einig – es ist egal, welches Pferd. Da geht es nicht um Sympathien, sondern ums Kollektiv. Die kollektive Hoffnung, dass es besser wird. Ja, in letzter Zeit waren wir nicht verwöhnt. Es kommt nicht jedes Jahr eine Danedream vorbei und überzieht den Rennsport mit so viel Glitzer, dass sogar die Mainstream Medien sich beugen müssen.
Aber so ein bisschen Glitzer, den hätten wir sehr gern. Ich auch. Das sind die Geschichten, die im Gedächtnis bleiben. Positiv überzeugen durch herausragende Leistungen. Um die Unzulänglichkeiten des deutschen Rennsports zu kaschieren. Davon haben wir nämlich auch genug. Umso stolzer sind wir, wenn sich mal ein Pferd darüber hinaus entwickelt und zeigt – guck mal – unsere winzige Population bringt solche Pferde hervor. Das ist vermutlich auch eins der Hauptprobleme, keine Masse. Die Chance, das ein Ausnahmeathlet geboren wird, ist halt höher, wenn überhaupt mehr Pferde geboren werden. Und das sieht in Deutschland richtig finster aus.
Ja, klar, wir hatten einen Waldgeist letztes Jahr. Oder Alson. Da war kurz ein bisschen Glitzer. Für Rennsportler. Aber nicht mal ansatzweise ist der Glitzer aus unserer Bubble gerieselt. Waldgeist – nicht in Deutschland trainiert. Alson – nur Zweijährig – da muss schon mehr her, damit die Massen begeistert werden.
Denn mit Begeisterung werden auch die ewigen Neinsager erstickt. Es ist halt einfach gut, wenn man auch mal positive Schlagzeilen bekommt. Und das hat der Sport bitter nötig.
Beten wir also, dass die Sterne über irgendeinem Fohlenstall günstig standen und da noch ein Pferd auf uns wartet, das zu Großem berufen ist. Hoffen wir auch, dass der Turfteufel kein Arschloch ist und uns Pferde nimmt. Klar sind unsere Rennen schon sehr sicher, wenn man sich anschaut, wie wenig eigentlich passiert. Aber mit einem Pferd kann dir immer was passieren – ich sage ja, die wären schon längst weg vom Kontinent, wenn der Mensch die nicht krampfhaft erhalten würde.
Ich hoffe, ich kriege ein bisschen Glitzer für Aintree. Wenn Tiger Roll versucht, sich das Grand National zum dritten Mal hintereinander zu holen. Die Engländer brauchen gar keinen Glitzer, der Sport ist dort einfach überall präsent, aber ich würde gerne das Superlativ des Glitzers erleben, wenn ich schon dort bin. Das gab’s nämlich noch nie.
Was wünsche ich mir für 2020? Viel mehr Glitzer. Den Stoff, aus dem Legenden sind.