Arbeitsreiter sind faul …

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… ja, sind die wirklich. Nein, das äußert sich nicht darin, dass sie nicht zur Arbeit kommen, dort nichts machen, oder alles nur sehr schlörig und dann schnell abhauen (das kann man im Rennstall komplett vergessen). Aber sie haben ihre eigene Variante von faul und sind damit in bester Gesellschaft mit anderen Reitersleuten. Wir verkaufen uns immer als sportlich und fleißig, aber in Wahrheit sind wir doch manchmal ganz schön faule Schweine. Jaja, doch. Wenn ich euch so ein paar kleine Geschichten erzähle, werden auch die angeblich Fleißigen und Aktiven feststellen – okay, manchmal bin ich auch einfach faul.

Sieht man ja schon daran, wenn Arbeitsreiter mal wieder die halbe Sattelkammer zum Pferd schleppen, weil sie zu faul sind ein zweites Mal zu gehen (sieht sehr witzig aus, wenn sie mit einem Sattel herumkaspern, während die Gurte ihnen zwischen den Beinen baumeln und halb auf dem Boden schleifen). Dazwischen bamselt noch ein paar Scheuklappen, eventuell gibt es noch ein Reithalfter , ein Stock, ein Hufkratzer steckt irgendwo und wenn man Pech hat, schleppt man noch drei Decken mit, weil es regnet.

Oder misten … bloß nicht noch mal gehen. Lieber die Karre so hoch beladen, dass es in einem von drei Fällen nicht gut geht und man alles auf dem Weg zum Misthaufen verliert.

Ich zum Beispiel reite mit Reitschuhen. Ich fahre ganz gut damit alle paar Jahre meine Reitschuhe auszutauschen. Aber irgendwann dachte ich, ne, also jetzt musst du dir auch mal was Teures gönnen, das länger hält. Gesagt getan, geschnürte Lederschuhe zogen ein, hinten mit Reisverschluss und noch so Verschlussklappen.

Wow. Dreimal dürft ihr raten, wer nun ständig mit den Uraltschuhen ohne Verschluss in den Stall fährt, weil das ja SO ein Aufwand ist, diese Schuhe zuzumachen? Ja, richtig, ich. Wenn ich schon daran denke, in die eher harten Schuhe zu schlüpfen (wird ja auch nicht weicher vom rumstehen) und dann ALL diese Verschlüsse zuzumachen. Gnah …

Grundsätzlich haben Arbeitsreiter auch ein Problem damit, dass Pferde eine zweite Seite haben. Und sie drumherum gehen müssten. Einfacher: Alles von einer Seite machen. Hufe kratzen sowieso (soll das Pferd halt die Hufe trotzdem geben – funktioniert wunderbar). Aber putzen kann man die andere Seite nicht, wenn man auf der einen steht (und glaubt mir, ich kenne genug Kollegen, die es trotzdem versucht haben).

Trensen sind auch so ein Ding. Kauft der Trainer neue, hängen die eine ganze Weile herum. Sie sind starr. Okay. Aber das Hauptproblem: Sie müssten eingestellt werden! Das dauert quasi ewig und klaut wichtige Arbeitszeit, die man nicht hat, man möchte ja schließlich schnell aufs nächste Pferd, denn es sind mindestens noch vier Lots zu reiten heute. Wer hat da schon Zeit für die blöde Trense? Sind nicht genug Löcher drin? Der Gang zur Lochzange ist viel zu weit. Knüddel rein. Ist ja nur das eine Mal, das stört das Pferd nicht.

Dasselbe gilt für Steigbügelriemen (will NIEMAND reinfrickeln), Einlagen in Steigbügeln (ich glaube, bei uns hatte niemand welche).

Auch können Rennreiter so schlecht mit ungenutzter Zeit umgehen. Trockenreiten zum Beispiel. Nicht nur deswegen gibt es Führmaschinen (sondern auch, um Zeit zu sparen). Aber gedanklich sind die schon beim nächsten Lot. Und bei ihrer nächsten Aufgabe. Und bei der Frage: Wie mache ich das möglichst schnell, ohne mich groß zu bewegen?

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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