Turfteufel: Das Aussehen eines Rennpferds

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Rennpferde laufen in allen Farben und Gestalten. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters – und das Pferd darf auch von allen Betrachtern als hässlich empfunden werden – unser Zuchtziel heißt Schnelligkeit. Schön und schnell sind Vollblüter häufig, aber sie können auch scheußlich und schnell sein. Gerade bei Rennpferden ist es sehr schwierig von der rein subjektiven Optik auf Können zu schließen. Körperliche Merkmale geben hingegen eine gewisse Vorschau, rein am Exterieur. Garantien gibt es nicht. Passt das Exterieur mit dem Interieur beispielsweise nicht zusammen, hat man schnell ein Problem. Dazu haben wir es bei Rennpferden größtenteils mit Pferden im Wachstum zu tun. Und mit Jahreszeiten, Fellwechseln, anstrengender Arbeit oder weniger anstrengender Arbeit und Leistungen, die auch erst mal absolviert werden müssen. Dazu gibt es noch Hormone, Kastrationen und Krankheiten, die das Aussehen eines Pferdes beeinflussen können. 

Ein Rennpferd unterscheidet sich massiv von einem Reitpferd. Es aktiviert andere Muskelgruppen, weil es keinen Reiter, der tief einsitzt trägt und es werden für schnellere Bewegungen, die ein Rennpferd absolviert, andere Muskeln strapaziert, als sie zum Beispiel für eine dressurliche Haltung gebraucht werden. Der geschwungene Hals, die Nachgiebigkeit im Genick, die Fähigkeit, sich selbst zu tragen: All das ist ein anderes Bild als bei einem Rennpferd. Darum sieht ein Rennpferd, wenn man es neben ein Reitpferd stellt, einfach anders aus. Windhundartiger, mit keinem Gramm fett zu viel (meistens, gibt auch dicke Brocken im Rennstall, die sich noch aus drei Krümeln Stroh die Kalorien ziehen). Das Rennpferd bekommt sehr viele Kalorien, verbraucht aber auch viele. Für den Ottonormalreiter mögen sie dünn aussehen, aber sie sind nicht zu dünn. Marathonläufer sind ja auch nicht dünn. Die haben nur sehr wenig Fett. Wohingegen die Wohlstandspferde im Freizeitbereich häufig eher zu dick sind.

Manche sind quadratisch und kompakt, andere lang und dürr, so wie bei Menschen. Die kommen ja auch nicht alle aus einer Gussform. Am Ende ist es sowieso egal, wie sie aussehen, laufen müssen sie nur schnell. Dabei sind kleinere Schönheitsfehler, wie ein Knickeohr, ein Hahnentritt oder andere Sachen sekundär, Stellungsfehler an den Beinen können schwieriger sein – müssen sie aber nicht. Pferde können eine Menge kompensieren und bekanntlich zählen auch die inneren Werte. Ein großes Herz macht sehr viel aus, aber nicht im romantischen Sinne, sondern im körperlichen Sinne. Ein großes Herz bedeutet mehr Leistung, mehr Sauerstoff, der gepumpt werden kann, etc. Diese Sachen müssen gesund und munter sein. Ob das Fell jetzt eine schöne Farbe hat? Egal. Aber da kommen natürlich auch noch Außenreize hinzu.

Ein Pferd, das zum Beispiel gerade ein Rennen hinter sich hat, sieht am nächsten Tag nicht automatisch so aus wie am Tag vor dem Rennen. Pferde verlieren dabei Kilos und sie haben schwer gearbeitet, also ist das nur logisch. Dann gibt es viele Möglichkeiten und Stadien, die das Aussehen des Pferdes beeinflussen. Zum Beispiel Wachstum. Wir haben es hier mit jungen Pferden zu tun, die jederzeit einen Wachstumsschub machen können und den ganz unterschiedlich wegstecken. Krankheiten, Verletzungen – all das führt auch dazu, dass dieses filigrane Konstrukt nicht zwingend bestmöglich aussieht. Die Leistung wird dann auch nicht bestmöglich sein. Jedes Pferd befindet sich in unterschiedlichen Zyklen seines Lebens, daher sieht es in jedem auch anders aus. Manchmal nicht so gut, manchmal bestechend. Wichtig ist, dass alle Personen daran angepasst mit dem Pferd arbeiten und es auch so füttern. Ansonsten dürfen Rennpferde aussehen, wie sie wollen. Hauptsache gesund und schnell. 

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Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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