Das Gewichtsproblem

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Nein, wir wollen nicht über Corona-Pfunde reden (aber vielleicht guckt jetzt gerade jemand auf seine Plautze und denkt: Hm … doch!), sondern über das Gewichtsproblem, das es so auch nur noch selten gibt. Vor allem im NH Sport: Das Gewicht, was man den Pferden aufbürdet. Früher hatte man das auch bei Pferden auf der Flachen, die an den aufgebürdeten Gewichten scheiterten (oder auch zu Grunde gingen). Ein prominentes Beispiel ist Seabiscuit, der trotz einer einjährigen Pause im Santa Anita Handicap das Höchstgewicht aufgebürdet bekam – obwohl er das Rennen vorher nicht gewann. Aus anderen Rennen wurde er damals gestrichen, weil die Gewichte so unfair verteilt waren, dass das Pferd massiv benachteiligt war und man auch wirklich auf die Gesundheit achten musste.

Heutzutage findet man das vor allem im Grand National wieder. Ein Ausgleichsrennen – was eben dieses so knifflig macht. Für viele mag das auch unfair erscheinen, aber das beste Pferd im Feld wird stets ordentlich mit Gewicht bedacht (natürlich altersgemäß, das gilt es zu beachten). Und Tiger Roll ist nach Leistung das beste Pferd im Grand National Feld für dieses Jahr. Schließlich gewann er die zuvorigen beiden Ausgaben. Sein Problem – die letzten Rennen waren nicht sonderlich erfolgreich. Er wurde in Cheltenham letztes Jahr von Easyland mit 17 Längen geschlagen und dennoch mit mehr Gewicht bedacht, als Easyland selbst.

Dass Besitzer und Zuschauer das als unfair empfinden, ist vermutlich klar. Auch, weil nun im Raum steht, dass Tiger Roll am Grand National nicht teilnehmen soll, sondern das irische Pendant bestreiten wird, wo man ihm mit den Gewichten entgegenkommt. Ein Kampf, der vermutlich so alt ist, wie der Rennsport selbst (vor allem in der Seabiscuit Geschichte sehr prominent, denn es war ein konstanter Kampf zwischen Handicappern und Besitzer und Trainer). Auch, der Presse mitzuteilen, dass man bei Gewicht X von einem Start absieht, ist nicht neu. Jeder Veranstalter möchte natürlich die besten Pferde auf seiner Rennbahn haben und es täte sicherlich weh, einen Tiger Roll nicht laufen zu sehen. Aber in einem Pandemie-Jahr, wo es vermutlich eh keine Zuschauer gibt, fehlt das Druckmittel natürlich und sind wir mal ehrlich – in einem normalen Jahr wären die Tickets so oder so schon längst ausverkauft. Funktioniert bei einem Grand National eben nicht so gut.

Es geht natürlich auch nicht nur um die Möglichkeit zu gewinnen, sondern auch um die Gesundheit. Die ist vor allem beim Grand National ausschlaggebend, denn dieses Rennen ist dann noch mal was anderes als ein Flachrennen. Die über 7 Kilometer auf dem Kurs von Aintree verlangen Pferd und Reiter alles ab. Wenn dann noch der große Gewichtsnachteil dazu kommt, kann aus einem kleinen Fehler ein tödlicher Unfall werden. Ist nicht von der Hand zu weisen und die Sicherheit von Pferd und Reiter geht vor. Man ist schließlich auch nicht allein auf der Rennstrecke und durch einen Unfall kann sich eine Kettenreaktion ergeben (im letztjährigen Grand National passierte die gleich am ersten Sprung), in der andere zu Schaden kommen können. 

Michael O’Leary hat eine klare Grenze gesetzt, wann Tiger Roll in Aintree startet und wann nicht. Sind wir mal gespannt, mit welchem Gewicht man den Tiger am Ende bedenkt. Er hat seit dem 06.04.2019 nicht mehr gewonnen. Das muss man sich auch mal vor Augen halten. 

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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