Das Pferd zuerst

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Es ist wohl kein Geheimnis, aber man kann es nicht häufig genug sagen: Bei Sport mit Tieren kommt das Tier zuerst. Da ist der Rennsport keine Ausnahme. Menschen, die täglich mit Pferden umgehen und sie halten, betreuen und reiten, ist das in der Regel klar – dem Zuschauer, je nach seiner Expertise mit Pferden, nicht – woher auch? Es weiß ja gar nicht jeder, wie Pferde ticken und manch einer ärgert sich dann über das Pferd. So hört man dann Menschen auf das Pferd schimpfen, wenn es vom Start verwiesen wird (sei es, weil es nicht reingeht, oder weil es Anzeichen von Lahmheiten zeigte). Das Pferd macht das allerdings sicher nicht, um mich oder dich zu ärgern.

Spricht man die Menschen an, versteht man schnell, warum sie sich ärgern. Ja, die Wette ist verpatzt (allerdings kriegen sie ihr Geld ja wieder, solange das Rennen nicht abgelassen wurde). Aber klar, man hat kaum noch Zeit, sich einen anderen Favoriten zu suchen und sich dann noch schnell an einer Wettkasse anzustellen und geht dann in jedem Fall leer aus. Doch hier steht das Pferd eben über allem. Es ist Aufgabe der Trainer und Jockeys, es vor Schaden zu bewahren und wenn es Beispielsweise plötzlich nach dem Aufgalopp anfängt, zu lahmen (oder nur leicht zu ticken), dann ist es gut, wenn man es vom Rennen ausschließt, bevor noch etwas Schlimmeres passiert.

Denn wir wollen ja alle möglichst lange Spaß an den Pferden haben. Nicht nur die Besitzer, auch die Zuschauer. Es ist doch viel schöner eine langjährige Karriere zu verfolgen, als ein Pferd, das zweimal auf die Bahn kommt und danach nie wieder gesehen wird. Als Zuschauer pflegt man nun mal eine gewisse Beziehung zu den vierbeinigen Sportlern, hat Lieblingspferde und freut sich, wenn Pferd A oder Pferd B wieder auf der Bahn zu sehen sind. Das gilt nicht nur für Gruppepferde. Und deswegen gibt es eben gewisse Regeln oder auch mal ein angehaltenes Pferd, wenn der Jockey meint, da wäre irgendetwas nicht richtig. Das ist einfach wichtig. Man sollte immer auf das Pferd hören. Denn es gibt den Takt und die Richtung vor.

Das Pferd läuft auch nicht schlecht, um seine Besitzer zu ärgern. Es verletzt sich nicht vor seinen Rennterminen, weil ihm das so Spaß macht. Das ist einfach das Künstlerpech eines jeden Pferdebesitzers. Und uns muss immer klar sein, dass unser (Renn)pferd vielleicht nie ein einziges Rennen bestreiten wird. Das kann passieren. Pferde haben ihren eigenen Kopf, sind dazu noch Fluchttiere, die auf dünnen Beinen stehen (welche anfällig für Verletzungen sind) und es kann tausend Erkrankungen haben, die es ihm unmöglich machen, an einem Rennen teilzunehmen. Klar haben sich alle Beteiligten auf den großen Tag gefreut. Aber noch mehr erfreut man sich an einem gesunden Pferd. Und wenn man dafür mal zurückstecken muss mit seinen Erwartungen und Hoffnungen, dann ist das so. 

Sowohl physisch als auch psychisch muss das Pferd gesund erhalten werden. Und das erreicht man nur, in dem man umsichtig trainiert, ihm genau zuhört (denn Pferde ertragen als potenzielle Beutetiere ihr Leiden still und werden auch noch auf drei Beinen galoppieren) und sie genauestens beobachtet. Fühlt es sich nicht wohl, kann es auch gar nicht die geforderte Leistung bringen – es dann in ein Rennen zu schicken, wäre unfair. Pferde sind nun einmal keine Maschinen.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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