Turfteufel: Der Jahrgang 2021 im Vergleich

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Bereits jetzt wird gemunkelt, der Jahrgang wäre schlecht. Das hat ja schon Tradition, eigentlich heißt es das sowieso jedes Jahr. Doch die Derby- und Diana Starter haben nun ihre nächsten Termine absolviert und wir können uns mal anschauen, was dabei herausgekommen ist. Allerdings ist auch sichtbar, dass viele Pferde aus dem Derby gar keinen Start mehr bekommen haben – das hat dieses Jahr viel Kraft gekostet. Die Rennen davor auch. 2024 war bisher ein Jahr mit extremen Wetterlagen, Pferde entwickeln sich dadurch, wenn sie voll im Wachstum stehen, auch ganz unterschiedlich und nicht zwingend nach unseren Idealvorstellungen. Es ist also nicht nur eine Trainingsfrage, sondern auch eine Frage der Umwelt und des Umfelds, bevor man also sagt, dass der Jahrgang schlecht ist. Vielleicht konnte er kaum besser sein, mit dem, was er als Voraussetzungen hat. Die Jahrgänge, die allgemeinhin als gut bekannt sind, müsste man eigentlich mal wettertechnisch und chancentechnisch (Chancen, überhaupt zu laufen) gegeneinander stellen. Vielleicht ließe sich ein Muster erkennen.

Jetzt kann man sagen: auffällig ist vor allem Penalty, der sich bereits zweimal gegen die Älteren durchgesetzt hat. Penalty ist ein Frankel-Sohn, der sich vor allem auf der Meile und auf ein bisschen darüber wohlfühlt. Er ist aber ein Modell, das man so in Deutschland eigentlich gar nicht bevorzugt oder züchtet – jedenfalls nicht, wenn man es irgendwie vermeiden kann. Bei uns ist alles auf weitere Distanzen ausgelegt, Penalty ist damit der King auf der Meile. Die Konkurrenz ist aber auch schlichtweg nicht so groß. Die Pferde auf 2400m haben es deutlich schwerer, weil die deutsche Population an Rennpferden voll darauf getrimmt ist. Penalty kann jedenfalls auf “seinen” Distanzen die Gruppe-Rennen sammeln, denn er hat die Klasse dafür – muss aber auch nicht auf täglich neue Konkurrenz schauen. Das sieht bei den Pferden auf der Derby und Diana-Distanz anders aus.

Palladium und Erle sind automatisch König und Königin des Jahrgangs. Beide haben wir aber noch nicht wieder gesehen, daher ist es schwer, Aussagen über sie zu treffen. Schauen wir uns mal unter ihren Mitstreitern um. Da ist Narrativo, der nach dem Derby bereits zweimal am Ablauf war und dabei nicht enttäuschte. Auch Erles Runner-Up, Spanish Eyes war in Baden-Baden wieder am Ablauf und hat als Vierte nicht enttäuscht, denn sie wurde richtig schnell und gehört sicherlich in die Klasse. Narrativo war im Derby weg, danach aber im Großen Preis von Berlin Zweiter und danach in Baden-Baden Dritter. An denen müssen sich Erle und Palladium später messen, gesehen haben wir sie aber beide noch nicht wieder.

Vorher vielversprechende Pferde, konnten anschließend aber keine Akzente setzen, wie zum Beispiel Wintertraum oder Tiamo Hilleshage. Bei Tiamo Hilleshage hatte man die Hoffnung, dass er frühreifer ist als Torquator Tasso, das scheint aber derzeit gar nicht mehr der Fall zu sein. Wintertraum, der sich frühreif gab, patzte im Dallmayr-Preis und war seitdem ebenfalls nicht mehr am Ablauf. Viele der Derby und Diana-Starter sah man allerdings auch gar nicht mehr nach ihrem großen Auftritt. Was den Rückschluss über die Härte oder das Wachstum zwar nicht zulässt – aber naheliegt. Verletzung, große Wachstumsschübe, all das kann im Rennen aller Rennen passieren, wir haben sie aber schlichtweg noch nicht gesehen und die Frage ist, ob sie überhaupt noch mal laufen. 

Ein Fazit? Noch unmöglich zu sagen, da die Jahrgangsbesten noch nicht wieder gesehen wurden. Narrativo und Spanish Eyes sind aber schon mal ein Lichtblick, Penalty, der die Derby-Route nicht genommen hat, scheint gesund und munter zu sein und passt in die solide Gruppe 2 Landschaft, mit der er sich umgibt – vielleicht geht da nächstes Jahr auch noch mehr. Aber die ganzen Dreijährigen, die noch gar nicht wieder gelaufen sind, lassen halt keine Schlüsse zu. Jetzt kann man sagen, dass der Dreijährigenjahrgang vielleicht nicht sehr hart und gesund ist. Man könnte aber auch sagen, dass die Trainer dieses Jahr einfach vorsichtig sind. Weiß man nicht. 

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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