Wenn man sich einmal die Derbys der letzten 20 Jahre ansieht, dann erkennt man eigentlich ganz gut: Die Rittverpflichtung eines ausländischen Starjockeys muss keinen Effekt haben. Aber sie kann. Allerdings auch ein Trend erkennbar, wie ein Pendel, das immer wieder ausschlägt. 2002 kamen bereits Top-Jockeys wie Frankie Dettori, Olivier Peslier und Johnny Murtagh. Es siegte allerdings Andrasch Starke vor den eingeflogenen Top-Männern. Ein Jahr später, bei Dai Jins Derby kam Olivier Peslier zum Zug. 2004 Andreas Suborics. 2005 Davy Bonilla mit Nicaron.
Schaut man sich das 2005er Derbyfeld an, fällt sowieso auf, dass die Hälfte der Jockeys nicht in den heimischen Gefilden aktiv waren, sondern aus dem Ausland anflog, um den deutschen Pferden Beine zu machen. Bester Deutscher war Andreas Suborics, der Dritter wurde. 2006 sah das dann wieder völlig anders aus. Da gab es fast ausschließlich in Deutschland regelmäßig tätige Jockeys im Feld. Es siegte erneut Andrasch Starke. Zu Adlerflugs Derby dann wieder der Wechsel auf die “Ausländer”. Fredrik Johansson war der Siegreiter und die Verbindung lohnte sich für Schlenderhan und den “Adler”, denn Johansson konnte gut mit seinem Schützling und ritt ihn nicht nur bei anderen Gelegenheiten, er arbeitete auch weiterhin mit Schlenderhan zusammen, um sich den Ritt auf Wiener Walzer zu sichern.
Kamsin hieß allerdings der Sieger 2008 und Andrasch Starke und Adrie de Vries hängten die internationale Konkurrenz locker ab. Ging der Trend nach deutschen Siegen häufig auch zu vielen deutschen Jockeys im Feld, war das von 2008 auf 2009 nicht der Fall. Johansson hatte sich, durch die gute Arbeit mit Adlerflug den Derbyritt bei Schlenderhan gesichert und siegte auch. Auf dem zweiten Platz landete Sordino mit Johan Victoire und Eddie Pedroza war derjenige, der noch ein bisschen die deutsche Fahne für die Jockeys hochhielt. 2010 war dann sowieso ein unschönes Jahr für uns Deutsche, da gewann Buzzword, der nachgenannte, für Godolphin das Derby und Jozef Bojko konnte auf dem dritten Platz die Ehre der Jockeys in Deutschland verteidigen.
Ein Jahr später sorgte er für den Derbysieg mit Waldpark und auch sonst schnitten die eingeflogenen Jockeys überhaupt nicht gut ab. Richard Kingscote mal nicht mit eingerechnet, der ritt Brown Panther, den Gast aus England. William Buick kam erst als Siebter ein, Johnny Murtagh nur als Zwölfter. Auch hier können wir schnell wieder für den nächsten Jahrgang eine Umkehr erleben. Terry Hellier gewann mit Pastorius, die Verpflichtungen internationaler Starjockeys beschränken sich auf ein Minimum (Frankie Dettori kam auf einen fünften Platz). 2013 ist wieder ein Starke-Jahr. Lucky Speed vor dem französischen Gast Tres Blue mit Fabrice Veron. Ebenfalls wieder eine kleinere Zahl von ausländischen Jockeys.
2014 dann wieder ein Jahr, wo die ausländischen Stars dominierten. Christoph Soumillon gewann auf Sea the Moon das Derby. Im Starterfeld kaum deutsche Jockeys zu sehen. Und wie immer – wenn besonders viele Ausländer im Jahr davor da waren, dann gewinnt am Ende Andrasch Starke und die Anzahl der eingeflogenen Jockeys schrumpft auch massiv. 2015 war Nutans Jahr. 2016 dann das “Skandalderby” von Isfahan und dem Nachspiel. Dario Vargiu hieß der Siegreiter. Das Pendel schlägt wieder in Richtung der eingeflogenen Jockeys aus? Nein, in diesem Jahr überhaupt nicht. Fast ausschließlich in Deutschland beschäftigte Jockeys nehmen in den Sätteln der Derbystarter Platz. Maxim Pecheuer siegt mit Winstoß.
Auch 2018 ist die Zahl der “Starverpflichtungen” auf einem Tiefstand. Wieder Röttgen, dieses Mal Adrie de Vries, der das Derby gewinnt. Mit Weltstar. Auch bei Laccarios Derby ist es verhältnismäßig wenig. Das verändert sich dann zum Corona-Jahr 2020 als Ronan Thomas mit In Swoop allen davonfliegt – Jack Mitchell auf dem zweiten Platz mit Torquator Tasso, die den Trend wieder in die Richtung der eingeflogenen Jockeys setzen. 2021 siegt zwar Andrasch Starke, doch trotzdem stehen wir nun wieder mit einem großen, international gerittenen Derby da. Von den Trends her spricht die aktuelle Entwicklung gegen einen eingeflogenen Jockey. 2014 und 2016 waren es noch 2 Jahre Abstand zwischen den Siegen, 2016 allerdings begann schon eine Durststrecke von vier Jahren, die erst von Ronan Thomas gebrochen wurde.