Ein bisschen Hindernisrennen

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Wir haben nicht mehr viele von ihnen in Deutschland. Früher gab es sie gefühlt überall, da gab es auf fast jeder Bahn welche und man hatte eine ganze Reihe an Pferden, die nicht auf der Flachen unterwegs waren. Die Rede ist von Hindernisrennen, ein sterbender Sport in Deutschland. Umso schöner, dass der Donnerstag in Bad Harzburg für diese Spezialisten noch einmal ein paar Rennen ausschreibt. Zwei Hürdenrennen, ein Seejagdrennen, eines der Hürdenrennen sogar auf Listenebene, sodass sogar Black Type über die Besen zu holen ist. Das ist mal wirklich das berühmte gallische Dorf und irgendwie hofft man ja, dass vielleicht doch noch ein Rennverein seine Liebe zum Hindernisrennen wiederentdeckt.

Der Hindernissport ist das Stiefkind des deutschen Rennsports und das kann man ruhig so in Stein meißeln. Früher? Waren die auch schon Stiefkinder, man muss schon sehr weit zurückgehen, um die glorreichen Zeiten des Hindernissports in Deutschland zu finden. Jahrzehnte. Aber so vor ungefähr 15 Jahren noch, gab es eben trotzdem auf den meisten Rennbahnen Hindernisrennen und man hat noch drüber geredet. Ich kann mich noch erinnern, ungefähr vor 10 Jahren in Krefeld bei einem geführt zu haben. Und ich mochte sie auch immer. Ich hab auch so einen talentlosen Steepler im Stall (springt gern nur doof), der ebenfalls aus dieser Zeit noch stammt, wo man durchaus Pferden eine zweite Karriere über die Besen verpasste. Heute muss man damit eigentlich ins Ausland. Namentlich größtenteils Frankreich, da kommt man von Deutschland aus gut hin. 

Dabei hatten wir ja schon auch ein paar “lokale” Größen im Hindernissport, selbst als der schon kränkelte. Ich erinnere mich zum Beispiel wahnsinnig gerne an Fiepes Shuffle. Der war tatsächlich so “berühmt”, dass auch die Nicht-Galopper Presse mal über ihn berichtete. 20 Hindernisrennen davon 11 Siege und 125.644€. Auf der Flachen 26 Starts sechs Siege und eine Gewinnsumme von 183.876€. Der gewann sogar die Desert Orchid Chase – Gruppe 2 im Mutterland des Sports. Den Bahnrekord über 1200m in Hoppegarten hält er auch. Und natürlich war er auch in Bad Harzburg am Start, wo er mit gemischten Erfolgen punktete. Aus dem selben Quartier stammt auch Helmac, der beste Schwimmer Deutschlands und mehrfacher Seechampion, der nach einem tragischen Unfall in Hamburg umkam. 

Auch große Quartiere, renommierte Zuchten besaßen vor nicht einmal 13 Jahren noch Hindernispferde. Atti Darboven hatte in dem Jahr von Helmacs Tod tatsächlich mit Polarkönigin ein Pferd für die Besen im Rennen. Geht man weiter zurück, dann sieht man, dass Gestüt Schlenderhan zu seinen Anfangszeiten zwei Grand National Sieger (The Colonel und The Lamb) kaufte, wenngleich die damaligen Steeplechases den Offizieren und Adeligen vorbehalten waren und sich noch ein bisschen anders präsentierten, als heute.

Aber im Mutterland des Rennsports ist die Faszination für diesen Sport weiterhin ungebrochen, auch wenn er heutzutage viel Kritik ausgesetzt ist, die häufig nicht sieht, dass diese Rennen heutzutage deutlich sicherer geworden sind. Das Risiko ist und bleibt dennoch ungleich höher und daher wird es immer wieder Stimmen geben, die nach einem Verbot rufen. Unsere kleinen Rennen sind davon so weit entfernt und nicht sehr anspruchsvoll in ihren Hindernissen. Da lachen die Military-Reiter vermutlich drüber, wenn man sich deren kunstvolle Aufbauten und schwierigen Einzelsprünge betrachtet. Es mag nicht mehr die große Faszination sein, die in Deutschland eh schon lange vorüber ist. Aber es ist schön, dass diese Tradition in Bad Harzburg trotzdem noch einmal hochgehalten wird.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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