Im Stall ist übrigens nie Weihnachten, schließlich wollen alle Pferde versorgt und bewegt werden, sodass man erst Mal gar nichts davon merkt. Außer, dass sich ein paar Arbeitsreiter Weihnachtsmützen anziehen und “Ho, ho, ho”, brüllen, wenn man an ihnen vorbeicantert.
Den Pferden ist Weihnachten aber natürlich herzlich egal, es sei denn, man stellt ihnen einen Tannenbaum hin. Der wird je nach geistiger Verfassung des Pferdes gefressen, bestiegen oder panisch gemieden.
Ansonsten ist Weihnachten aber natürlich die Jahreszeit, wo im Rennstall nicht so viel los ist. Derzeit ja gleich dreimal nicht, weil die Neusser Bahn nicht mehr veranstaltet, und nicht jeder seinen Sandbahnspezialisten in Dortmund aufbieten möchte. Schließlich kann ja nicht jedes Pferd jede Bahn.
Man wird also entweder besinnlich, betrunken oder beides. Weihnachtsfeiern im Stall sind sehr lustig. Da vergisst dann der Stalljockey auch mal wo er eigentlich gelandet ist und muss mit dem Taxi zu ebendiesem fahren.
Dann ist da natürlich noch die Championatsehrung. Die Besten müssen gekrönt werden. Früher war da mal mehr Tamtam, sogar die “normale” Bevölkerung bekam den Trainer oder Jockeychampion mit, aber mittlerweile? Hm … fraglich. Ich mache nachher mal den Test und frage meine Mutter. Wenn’s in der Zeitung stand, hat sie es mitbekommen. Ob es noch in der Zeitung steht? Kann ich nicht mal sagen.
War früher immer nett, die Ehrung der Champions in Neuss. Aber geht ja nicht mehr … Die Neuss Sache wirft immer noch einen unschönen Schatten über die besinnliche Weihnachtszeit für die Galopper.
Alles ist so schmuddelig und unschön. Die Flutlichtanlagenkacke, dieses Unversöhnliche – eine festgefahrene Situation, die sich nicht so einfach mit ein bisschen Weihnachts-Spirit entwirren lässt. Dann eben keine Championatsehrung in Neuss. Dabei war das immer nett. So im Dunkeln, ja, manchmal auch bei Schmuddelwetter, aber wenn man Glück hatte, dann sogar mit ein paar Flocken. Irgendwie nett, wenn man nach dem besinnlichen Weihnachtskram zur Bahn fahren konnte. Ein bisschen Frischluft, ein bisschen Pferde. Was der Rennsport-Freund eben zum Glücklichsein braucht.
Natürlich ist heute abend im Stall auch alles so schön fluffig und leise. Man wünscht sich frohe Weihnachten und dann geht jeder zu seiner Familie, bis man sich dann am nächsten Tag in aller Frühe wiedersieht. Feiertage sind Pferden eben herzlich egal. Merkt man dann auch, wenn man den Job macht. Oder selbst Pferde im eigenen Stall stehen hat. Aber man macht’s ja gern, denn die anderen Tage im Jahr weiß man dann auch wieder wofür. Auch wenn man sich denkt: Boah, lass mich doch heute mal schlafen.
Aber hey – so ist das, wenn man (Renn)pferde hat. Die gehören ja auch irgendwie zum Weihnachtsfest dazu.