Galopperurlaub

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Was machen Pferde eigentlich, wenn sie gerade gar keine Rennen bestreiten? Stehen die dann nur herum? In den Flieger nach Mallorca steigen sie ja wohl nicht, oder? Bleiben die überhaupt im Rennstall? Gibt es Pferdewellness? Ackern die ihre Jahre durch und lassen es sich dann in ihrer zweiten Karriere gutgehen? Fragen über Fragen. Doch die wichtigste natürlich: Macht ein Galopper Urlaub? 

Aber ja – natürlich machen Galopper Urlaub. Zum Beispiel gehen sie aufs Gestüt zum “auftanken”. Da sind sie den ganzen Tag ohne den Menschen auf ihrer Weide und lassen die Seele baumeln. Das Pferd hat gerne auch mal Zeit für sich. Es arbeitet zwar gerne mit dem Menschen, aber es braucht auch Zeit, das Gelernte zu “verdauen”. Tatsächlich denkt das Pferd nicht klassisch darüber nach, was es jetzt in der ersten Klasse des Galopperdaseins gelernt hat, aber so was in der Art. Eine Zeit des Müßiggangs verdirbt das Gelernte nicht, es festigt das häufig (Pferde kriegen das schon hin). Sicherlich geht die Bikini (oder Rennfigur) dann schon mal ein bisschen verloren, aber dafür wird das Pferd anschließend ja schonend wieder antrainiert und braucht auch seine Zeit, bis es wieder in Rennkondition ist.

Warum macht man das? Na zum einen arbeitet der Rennsport mit Tieren, die sich immer noch massivst im Wachstum befinden. Es ist keine Seltenheit, dass ein Zweijähriger mit dem Hinterteil zehn Zentimeter höher steht als vorne. In dieser Phase ist vor allem Ruhe geboten, damit sich das Pferd nicht verletzt. Wachstumsschübe dauern eine gewisse Zeit an und in der Zeit kann es sogar sein, dass das Pferd anfängt zu lahmen, ohne, dass es jetzt ernsthaft krank ist. Seine Beine sind nur einfach unterschiedlich lang und alles läuft irgendwie unrund. Man gibt ihnen Zeit, damit sie sich neu sortieren können und einfach wieder besser mit sich selbst klarkommen, denn das Pferd kann das alles auch noch nicht so recht einordnen. Dann kommen da auch neue Gefühle hinzu (beim Pferd beginnt die Pubertät zwar erst so mit fünf Jahren, allerdings bemerkt es schon, dass da das andere Geschlecht lockt) und so kann es schon mal schwieriger werden.

Von den Artgenossen auf der Koppel kann es außerdem weitere wichtige Lektionen lernen, die für seine Sozialisation, und damit seine korrekte Entwicklung, gesund sind. Aber selbst, wenn die Wachstumsschübe moderat sind und das Pferd gerade keinen durchmacht (Wachsen tut es allerdings schon immer noch), so ist ein Koppelaufenthalt auf den heimischen Gestütskoppeln ein bisschen Wellness. Nach einer Saison kann auch mal die Luft raus sein. Dem Alltagstrott entfliehen, bisschen Kraft tanken – dafür ist Urlaub ja da. Dazu gibt es dann noch die Luxusvarianten, wo dann mit Pferdewellness aufgewartet wird. Swimming Pool, Massagen und Cocktails (gut, die Cocktails habe ich mir ausgedacht), damit das Pferd bei Laune bleibt. 

Nun gibt es aber auch noch Workaholics. Die stehen nicht so auf Urlaub. Da soll bitte alles jeden Tag so sein, wie es sonst auch ist und wenn nicht, dann werden die schnell giftig. Aber auch die brauchen manchmal Entspannung. Das muss man ihnen nur ein bisschen mehr schmackhaft machen als anderen Kandidaten. Nur Arbeiten ist schließlich nicht gesund und wenn man außerdem danach zurückkommt, geht alles wieder besser von der Hand. Auch für einen Galopper. 

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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