In Deutschland ist man immer völlig überrascht, mal in Kinofilmen, Serien oder Büchern, eine Rennbahn zu Gesicht zu bekommen. Das ist in anderen Ländern völlig normal, weil der Rennsport dort gesellschaftlich viel akzeptierter und normaler ist. Manchmal als Hintergrund von Zockergeschichten oder kriminellen Machenschaften, manchmal aber auch einfach als Ort, an den man geht, an dem etwas spielt, ohne, dass sich der Film oder das Buch um Rennsport dreht. Und da horcht das Rennsportherz natürlich auf.
So fängt zum Beispiel die Erfolgsserie Squid Game (immerhin die erfolgreichste Netflix-Serie weltweit) auf einer Rennbahn an, wo Protagonist Seong Gi-hun “seine” Kohle verzockt, schließlich noch gewinnt und anschließend bestohlen wird. In Lucky Number Slevin dreht sich die gesamte Geschichte um die Eingangssequenz eines Mordes an zwei Buchmachern und um einen Wettbetrug mit einem gedopten Pferd. Morgan Freeman, Bruce Willis und Lucy Liu spielen in diesem Thriller richtig stark, er hat also nicht nur Rennsport als Randthema, er ist auch gut besetzt. In Der Clou versuchen Paul Newman und Robert Redford das Große Geld zu machen und lernen auf schmerzhafte Weise den Unterschied zwischen Sieg und Platzwette. In Alfred Hitchcocks Marnie wird die namensgebende Protagonistin auf die Rennbahn eingeladen, weil sie großer Fan des Sports ist.
Auch Mr. Bond hat sich schon zum Pferderennen verirrt. 007, hier von Roger Moore verkörpert (Im Angesicht des Todes), verfolgt den industriellen Max Zorin, der mit Hilfe von Mikrochips seine Pferde zum Sieg führt, allerdings ist das nur der Testlauf. In völlig absurder Manier wird dazu noch eine Nazigeschichte verwoben und der KGB ist natürlich auch involviert. Einer der bescheuertsten Bonds, aber hey, man nimmt, was man kriegen kann. Charlie Harper, in Two and a Half Men ist regelmäßig auf der Rennbahn anzutreffen, nimmt auch mal (illegalerweise) seinen Neffen mit, der natürlich unverschämtes Glück hat.
Die Simpsons greifen ebenfalls mehrfach das Thema Rennsport auf (hier allerdings mal nicht mit Fokus auf Wetten). So preist Moe, der Tavernenwirt, die internationalen Gewässer, wo alles möglich ist, sogar ein Boxkampf zwischen Mike Tyson und Secretariat – eine Referenz die jeder Amerikaner versteht, bei uns Deutschen vermutlich für Verwirrung sorgt. In einer anderen Folge, übernehmen die Simpsons ein Pferd, das schließlich zum Rennpferd wird und einige Rennen gewinnen kann. Dabei stehen ihnen allerdings die bösen Jockeys im Weg, die in einem Traumland als Elfen unter der Stadt Springfield wohnen (und noch ein Lied singen). Als Liza ein Pony will, erklärt die Verkäuferin, dass sich Homer das Pony wohl kaum leisten könne, denn der Vater wäre Seattle Slew.
In deutschen Produktionen ist der Rennsport hingegen sehr selten zu finden. Es gibt zwar einen Polizeiruf 110, der auf der Rennbahn Hoppegarten spielt (Zwei Brüder) und da auch wieder von Doping und Pferdediebstahl erzählt, sonst sieht es für uns aber eher mau aus, wenn man mal von reinen Rennsporterzählungen absieht (wie Rock my Life, Rivalen der Rennbahn, etc. die gezielt das Thema Rennsport behandeln).
Eigentlich schade, oder? Es ist immerhin ein Garant für imposante Bilder und Spannung, wenn man es richtig macht. Rennsport ist doch so viel mehr als nur irgendwelche Gangstergeschichten, was mittlerweile echt ein plattes Klischee ist.