Wenn man im Rennsport unterwegs ist, denkt man sich stets aufs Neue beim Jahreswechsel: Jetzt aber. Jetzt muss es endlich nach vorne gehen. Das nächste Wunderpferd muss doch in den Startlöchern stehen, dass die Massen begeistert, irgendwas wird sich endlich mal für den Rennsport zum Guten fügen, usw. Ha, das dachten wir uns letztes Jahr auch und dann kam Corona und alles war so richtig doof. Dieses Jahr … ist immer noch Corona und man kann nicht so wirklich sagen, wie toll das wird. Vermutlich ähnlich wie letztes Jahr, mit Blick auf die Fallzahlen. Kein Rennsporttourismus, keine vollen Ränge bei Großereignissen, diverse Bahnen stehen derzeit vor dem großen Fragezeichen – es ist zum Mäuse melken.
Aber hey, Bremen will dieses Jahr wieder veranstalten. Das Jahr ist noch jung und eine totgeglaubte Bahn könnte tatsächlich wieder auferstehen. Dabei ist jetzt ein Renntag noch nicht die Welt und vermutlich denkt sich mancher: Ja und? Ob Bremen jetzt veranstaltet, ist doch nicht kriegsentscheidend. Was zählt, ist aber die positive Botschaft. Davon kann der Rennsport derzeit eine Menge gebrauchen. Die Rennsportfans auch – ach, was sag ich – jeder könnte jetzt mal gute Nachrichten gebrauchen. Die Menschen sind aufgrund der Pandemie langsam wirklich gebeutelt und da nützt es nichts zu brüllen: Wir schaffen das, sondern das muss sich auch irgendwie niederschlagen. Und wir nehmen ja wirklich die kleinen Dinge. Wie: Ein Renntag in Bremen. Das ist schon mal besser als die Nachricht: Nie wieder Renntag in Bremen.
Deswegen machen wir ein bisschen Seelenyoga und besinnen uns heute mal ein wenig darauf, was jetzt alles Schönes passiert. Zum Beispiel die Fohlen. Fohlen wird es in Bälde ganz viele geben (nein, Ruhe, aus – wir denken jetzt nicht darüber nach, dass es früher viel mehr langbeinige Galopperfohlen gab). Und Fohlen sind immer der Start in eine neue Generation. In eine, von der wir überhaupt noch nicht wissen, was sie sein wird. Wartet gerade das nächste Wunderpferd auf seine Geburt? Ein neuer Stern am Deckhengsthimmel? Eine Top-Mutterstute? Oder einfach ein harter, ehrlicher Handicapper? Wir wissen es nicht, aber wir können es uns ausmalen, wenn wir Geburtenregister durchstöbern und Abstammungen lesen.
Dann ist für die NH Fans natürlich noch richtig was los in der gruseligen Jahreszeit: Cheltenham und Aintree. Wo Cheltenham letztes Jahr der Pandemie noch getrotzt hat, wird es dieses Jahr anders aussehen. Auf das Grand National verzichtete man ganz und gar – was traurig war, denn Tiger Roll hätte hier eventuell seinen dritten Sieg einfahren können. Was nützt es zurückzublicken, aller Voraussicht nach, wird es dieses Jahr ein Grand National geben auf das man sich freuen kann. Das Cheltenham Meeting ebenfalls, auch wenn dort die Zuschauer fehlen.
Und so langsam und vorsichtig, geht auch der Derbyjahrgang irgendwann im Frühjahr aus dem Haus. Die wollen wir uns natürlich besonders ansehen. Wieder etwas, auf das wir uns freuen können. Und man wartet dazu noch auf die Rückkehr des letztjährigen Derbyjahrgangs. Wann kommen die Derbyplatzierten heraus? Wie werden sie sich präsentieren?
Der Anfang des neuen Jahres ist immer auch eine Art Hoffnungsschimmer. Für den Rennsport, für die Aktiven, für die Pferde. Hoffentlich wird es war. Hoffentlich gibt es die Wende in der Abwärtsspirale. Vieles haben wir nicht selber in der Hand. Das Meiste sogar, möchte ich meinen. Aber hoffen … hoffen dürfen alle.