Wir hier bekommen nicht immer mit, was sich in Übersee tut. Das ist nur normal, schließlich sind japanische Rennen für uns früh am Morgen und die Sprachbarriere ist auch nicht ohne – Zeit sich mal über den Tellerrand zu wagen und ein paar Legenden von “drüben” kennenzulernen. Heute fangen wir mit einem ganz besonderen Hengst an: King Kamehameha. Er gewann den NHK Mile Cup 2004 in Rekordzeit und das Tokyo Yushun 2004 (ebenfalls in Rekordzeit) und wurde dafür zum besten dreijährigen Hengst der JRA gekürt. In den Jahren 2010 und 2011 war er der führende Vererber Japans. Doch wie kam es dazu?
Seine Mutter, Manfath, eine irische Stute, lief während ihrer Rennzeit auf der Insel nur hinterher, sie startete sieben Mal, gewann aber nie. Ihr erstes Fohlen als Zuchtstute, The Deputy (von Petardia), gewann im Jahr 2000 das Santa Anita Derby. Katsumi Yoshida, der Vertreter der Northern Farm, kaufte Manfath, als sie von King Mambo tragend war beim Keeneland November Sale in den USA für 650.000 $ und importierte sie nach Japan. Manfaths Verwandtschaft war grundsätzlich nicht schlecht, sie ist verwandt mit Pferden wie Blushing Groom oder Shareta.
Sein Debüt gestaltete King Kamehameha eindrucksvoll. Ando, der ihn ritt, sagte nach dem Rennen, er sei „sehr stark“ gewesen, und sein Trainer Kunihide Matsuda meinte: „Ich würde gerne das Derby anpeilen, weil er so ein gutes Pferd ist. Wir haben ein wirklich tolles Pferd.“
Am 13. Dezember desselben Jahres übernahm Taketoyo auf der Hanshin-Rennbahn die Zügel und gewann das Erica-Sho (für die, die es interessiert: Sho heißt Preis. Quasi: der Erika-Preis).
Am 18. Januar 2004 erlitt King Kamehameha die einzige Niederlage seiner Karriere, als er im Keisei-Cup Dritter wurde. Nach dem Rennen hieß es, dass der Hengst noch grün war und durchaus die Klasse eines Champions hätte, er müsse eben nur ein wenig lernen. In den Sumire Stakes am 29. Februar, einem Rennen mit nur sieben Pferden, erwischte King Kamehameha einen guten Start und siegte souverän. Katsumi Ando, der nach längerer Abstinenz wieder in King Kamehamehas Sattel saß, sagte später: „Alles hatte sich verändert. Obwohl er seit seinem Debüt 10 Kilo abgenommen hatte, sieht er „großartig“ aus.” Der Hengst war enorm gewachsen und nun eine durchaus imposante Erscheinung.
Im Mainichi Cup, der am 27. März ausgetragen wurde, wurde Yuichi Fukunaga als Reiter eingesetzt, In diesem Rennen lief Miner Macross, der im Keisei Cup Zweiter hinter King Kamehameha wurde, dem Feld davon. Das Favorit Shell Game lauerte als Zweiter dahinter und King Kamehameha wartete auf seinen Vorstoß, Das Rennen war langsam, sodass King Kamehameha früh gehen musste. Und das tat er in großartiger Manier, er vernichtete das Feld förmlich und setzte sich an die Spitze. Sieg mit 2 1/2 Längen.
Beim NHK Mile Cup saß wieder Katsumi Ando im Sattel war King Kamehameha Favorit – allerdings gab es dort bereits einige Schwergewichte zu bezwingen. Trainer Kunihide Matsuda war jedoch zuversichtlich, King Kamehameha in das Rennen zu schicken: „Wir gehen mit ihm die gleiche Route wie mit Kurofune, und bei einem Sieg würden wir beruhigt ins Derby gehen können.” King Kamehameha gewann mit fünf Längen Vorsprung vor dem zweitplatzierten Cosmo Sunbea. Seine Siegerzeit von 1:32,5 Minuten war ein Rekord für dieses Rennen. Der Sieg mit fünf Längen war auch der größte Vorsprung in der Geschichte des Rennens.
Das nächste Rennen, der Tokyo Yushun (das japanische Derby), fand auf gutem Boden statt. Tomokazu Takano, der zu dieser Zeit als Assistenztrainer arbeitete, kommentierte King Kamehamehas Zustand vor dem Rennen: „Schon vor dem Derby war er vor dieser riesigen Menge ruhig. Da dachte ich: ‚Um das Derby zu gewinnen, muss man eine solche Mentalität haben.” King Kamehameha, mit einer Quote von 2,6 der Favorit auf den Sieg, jagte aus der Mitte des Feldes davon und gewann mit einem entscheidenden Vorsprung von eineinhalb Längen. Er lief eine Zeit von 2:23,3 und unterbot damit den bisherigen Streckenrekord von 2:25,3, den Ainez Fujin 1990 aufgestellt hatte, um zwei Sekunden.
Eigentlich sollte er weiterhin im Rennstall verbleiben und gewann auch das erste Rennen nach dem Derby, ein Vorbereitungsrennen für die Herbstausgabe des Tenno Shos (der Tenno Sho wird zweimal im Jahr gelaufen!). Doch King Kamehameha zog sich eine Sehnenverletzung zu und wurde ins Gestüt geholt. Er wurde Championdeckhengst 2010 und 2011. 2018 wurde er, aufgrund seiner Erkrankungen mit 18 Jahren eingeschläfert. Unter seinen Nachkommen befinden sich Pferde wie Apapane, Buchiko, Lord Kanaloa und Duramente.