Turfteufel: Medikamente und ihre Tücken

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Ich bin froh, was den Rennsport angeht, in Deutschland zu leben. Wir haben hier sehr klare Linien, was Doping und Medikamente angeht und die werden auch durchgesetzt. Das sieht in anderen Ländern ganz anders aus und damit tue ich mich auch sehr schwer. Ein Pferd, das unter Medikamenten läuft, hätte eben nicht starten dürfen, es war nicht 100% bei Gesundheit und wenn das dann hilft … ja, dann hätte es sich eben im Stall erholen können, aber sicher nicht bei einem Rennen. Denn das birgt das Risiko, dass das Tier den warnenden Schmerz nicht rechtzeitig mitbekommt. Bei den Geschwindigkeiten, die Pferde auf der Rennbahn erreichen, ist das Warnsignal absolut wichtig, um Schlimmeres zu verhindern, da zählen Sekunden, ob ein Pferd lebt – oder stirbt. Deswegen bin ich froh über unsere strikten Regeln. Können gerne noch strikter werden, da bin ich ziemlich unerbittlich in meiner Meinung.

Warum das so wichtig ist, liegt auf der Hand. Zufällig traf ich in Japan jemanden, der mir da einige sehr interessante Auskünfte darüber geben konnte. Erinnert ihr euch noch an die Vorfälle in Santa Anita, als Dutzende Pferde auf der Bahn starben? Das ist eine Weile her, hat es aber leider sehr prominent in die Medien geschafft. 2000 Pferde gehen täglich über die Bahn in Santa Anita (denn so viele werden dort trainiert). Aber man hört gar nichts mehr darüber. Warum? Weil ich neugierig bin, habe ich Aidan Butler gefragt, der ist Chief Executive Officer in Santa Anita und wurde geholt, damit die Bahn eben nicht mehr die “tödlichste” von Amerika ist. Aktuell ist sie sogar die mit der niedrigsten Fatality-Rate in Amerika. Nur was haben die gemacht? Die Antwort sehr einfach: “Mostly Medication.” Nicht nur, aber dazu mehr später. Ist das nicht faszinierend? Und absolut befürwortend für die europäischen Verhältnisse? Gib dem Pferd halt nicht irgendwas, wenn es nicht klar geht – lass es nicht laufen, wenn es Schmerzen oder eine Entzündung hat – und voila – da dann minimiert man auch ganz klar die Tode? 

Aidan erzählte mir von neuen Kontrollen, engmaschigere Überwachung, dazu gehören Tauglichkeitsuntersuchungen vor dem Rennen und vor dem Training, viele Änderungen bezüglich der Medikamente, die ein Pferd am Renntag aufweisen darf (auch wenn Santa Anita kein Lasix-freier Track ist, so sorgt das Lasix zumindest nicht für den klassischen Schaden an den Beinen, der schnell zum Tod führen kann – Fan davon werde ich aber nie sein), einer Null-Medikation-Regel für Zweijährige, keine Eigendosierung von Medikamenten durch nicht medizinisches Personal, und, und, und. Auch die Stakes Rennen werden zum Großteil komplett ohne Medikation gelaufen, um sich den international gängigen Regeln anzupassen – Ziel ist es, auch vom Lasix wegzukommen. Worauf er aber sehr stolz war, war die Maschine, die sie vor Ort haben. Das musste ich erst mal googlen. Die MILE-PET scan machine. Da stellt man sein Pferd rein, das Ding geht ums Bein und scannt. Dabei muss das Pferd nur leicht sediert werden, eine richtige Anästhesie ist nicht notwendig. 

Tolles Teil, habe mir mal ein Video dazu angeschaut. Ein teurer Spaß natürlich, allerdings hat man in Amerika da andere Möglichkeiten als wir. Jedenfalls kann man sehr wohl etwas ändern, wenn man auf die Pferde schaut und dafür sorgt, dass sie eben nur in ihrer bestmöglichen Form an Rennen teilnehmen dürfen. 

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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