Turfteufel: Optimierungen

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Herausforderungen müssen angegangen werden. Das gilt auch für den Rennsport, der sich selbst beständig optimieren muss, wenn er gesunde Pferde haben will. Früher war es noch üblich, Pferde in vergitterte Boxen oder Ständer zu stellen (das hatte der Rennsport aber nicht für sich gepachtet, früher wurden Pferde komplett konträr zu dem gehalten, was heute die Norm ist). Das Problem bei der Haltung ist aber nun, dass Rennbahnen historische Stätten sind, die noch nach alten Normen gebaut wurden und kostspielig umgebaut werden müssen. Dazu ist der Platz begrenzt. Deswegen ist es für heutige Trainer schwieriger als für andere, ihren Schützlingen eine gute Haltung zu ermöglichen, sie stoßen schnell auf Grenzen, manchmal gar auf Denkmalschutz oder unwillige Verpächter, die meinen, das ginge jetzt alles nicht – überhaupt, das Geld fehlt. 

Zum Glück gehört das vielerorts trotzdem der Vergangenheit an, auch wenn sich beharrlich Stimmen halten, die behaupten, die Pferde würden immer noch so wie in den 60ern/ 70ern gehalten. Das stimmt so nicht. Luft nach oben ist zwar immer, aber den Rennpferden geht es schon sehr gut im Rennstall. Das liegt an findigen Trainern, die sich Tricks ausdenken, um manch eine Sache zu umgehen, es liegt an Leuten, die auch die altbackensten Besitzer überzeugen (“So ein Rennpferd kann doch nicht auf die Koppel” – von manch einem hört man das immer noch) und an Rennvereinen, die helfen, all diese Dinge zu ermöglichen. So ist es mittlerweile ein gewohnter Anblick, an einer Rennbahn vorbeizugehen und von Rennpferden auf der Koppel beobachtet zu werden. Ja, die sind vielleicht nicht so groß wie ein handelsüblicher Offenstall für 15 Großpferde, allerdings erinnern wir uns – hier bleibt ja das Platzproblem und viele gehen im Winter sowieso aufs Gestüt (wo es Platz en masse gibt). 

Neben einem Nachteil (klar – Koppelverletzungen gibt es – allerdings gibt’s die auch in der Box), hat das sowieso nur Vorteile. Die Pferde sind ausgeglichen, sie haben Kontakt zu anderen und sie sind draußen und bewegen sich ohne den Reiter – meiner Meinung nach absolut wichtig. Stellt euch mal vor, ihr könntet nur raus, wenn euer Aufpasser das sagt und dann könnt ihr das auch nur so, wie euer Aufpasser das sagt. Da wird man ja depressiv. Deswegen: Ab – raus mit denen. Das regeln ja allein schon die Leitlinien zum Tierschutz, die natürlich auch jeder Rennstall einhalten muss. Nebenbei haben manche aber auch ein regelmäßiges Wellnessprogramm (Solekammern, Pferdemassage, etc.). Viele verordnen ihnen zudem ein Dressurprogramm, aber auch mal ein Gymnastiksprüngchen, einen Ausritt ins Grüne – die Zeiten, wo das Rennpferd stumpf in der Box steht und nichts außer Rennen macht sind schon lange vorbei. 

Aber auch die Box selbst kann nicht einfach so bleiben, wie sie irgendwann mal war, als diese Gebäude in Betrieb genommen wurden. Kleine Fensterchen, vergitterte Türen – kein Kontakt, kein Platz – das ist nicht mehr zeitgemäß. Ja, vielleicht ist für Galopper kein Offenstall auf der Rennbahn möglich, aber Auslauf und Box müssen eben trotzdem optimiert werden. Und das werden sie. Wer manchmal noch an alten, nicht umgebauten Boxen vorbeikommt, denkt sich wahrscheinlich: Was ist das für ein dunkles Loch? Da soll ein Pferd drin wohnen? Hilfe. Steht man hingegen in den modernen Trakten mit großen (teilweise riesigen) Fenstern, wo die Frischluft nur so reinweht, die Pferde vollen Blick auf das Geschehen haben und noch ordentlich Platz – dann ist das schon die Luxussuite. Wichtig dabei aber – es muss eben auch der Hitze standhalten, die mittlerweile in unseren Gefilden herrscht. Das tun die alten Gebäude schon – deswegen sollte man sie nicht einfach abbaggern. 

Besser kann es immer noch werden. Optimierungsbedarf ist immer noch da. Aber die Bemühungen der Aktiven und auch der Rennvereine, die darf man nicht unerwähnt lassen. Da hat sich schon einiges getan.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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