Die Tickets sind schon lange ausverkauft, eine Chance, das Rennen zu sehen gibt es nur noch vor dem PC, doch nichtsdestotrotz gehört für viele Rennsportfans das Grand National zum Pflichtprogramm. Andere wiederum meiden es, finden es absolut nicht okay, Pferde über solche Hürden zu schicken. Die beiden Seiten sind meist unversöhnlich, dabei weiß jeder Pferdefreund, dass ein Pferd zu jederzeit stürzen kann und die Folgen gravierend sein können. Aber es bleibt natürlich ein riesiges Feld, das sich gegenseitig zu Fall bringen kann, sowie sehr große Hindernisse, die die Pferde kaum erfassen können, denn sie haben keine Sicht auf die Landestelle. Wie stellt man nun sicher, dass Pferd und Reiter bestmöglichst über die Hindernisse kommen?
Die National Fences sind ein wesentlicher Teil der Trainingsroutine der Teilnehmer. Die Hindernisse aus Aintree werden als sogenannte Schooling Fences in England und Irland nachgebaut, damit die Pferde diese einzigartigen Sprünge kennenlernen, häufig sind sie als “Aintree Style” oder “National Fences” gesprungen und man kann bei vielen Trainern (zum Beispiel auf Twitter), aktuelle Aufnahmen ihrer Schützlinge sehen, die diese Hindernisse springen. Diese Hindernisse sind unter dem Patronat von Aintree und werden von speziell geschulten Mitarbeitern errichtet. Trainer, die ein Rennen in Aintree genannt haben, das über die National Fences führt, dürfen die verschiedenen Facilities nutzen.
Dann wird der Boden so überwacht, wie man das wohl selten auf einer Rennbahn sieht. Spezielle Grassorten werden in Aintree gesät und die Grashalmlänge beträgt exakt 10,6 cm und wenn man das Geläuf betritt (was man tatsächlich vor den Rennen darf), merkt man mit was für einem phantastisch elastischen Geläuf man es zu tun hat. Auch wenn nicht das ganze Jahr Rennen gelaufen werden, so wird das Geläuf von Aintree 365 Tage im Jahr gepflegt, damit es zum Grand National perfekt ist. Die gesamte Bahn und jede Einsprung sowie Absprungstelle sind mit Wassersprinklern versehen, damit die Pferde gut federnd abspringen und sicher landen können. Um diese Qualitätsstandards zu sichern, wurden zuletzt 1,5 Mio Pfund ausgegeben.
Bleiben aber noch die imposanten Hindernisse, die die Pferde überwinden müssen. Auch hier hat sich einiges verändert. Der Kern der Hindernisse ist flexibel geworden und es gibt mehr Auslaufstellen für Pferde, die alleine unterwegs sind. Unkontrolliert springende Pferde sind eine große Gefahr und Aintree versucht die losen Pferde von den Hindernissen wegzulocken, was in der Regel auch gut gelingt (auch wenn natürlich niemand ein Pferd davon abhält, weiter mit dem Feld zu laufen, wenn es das will). Auch nach dem Rennen möchte man nichts dem Zufall überlassen und so gibt es neben der Standarddusche in Aintree auch große Ventilatoren, die die Pferde runterkühlen, denn tatsächlich kommt es hin und wieder vor, dass es zum Grand National recht warm ist.
Die Arbeit trägt durchaus Früchte, auch wenn es in den letzten beiden Ausgaben des Grand Nationals (2019 und 2021 – 2020 fiel aufgrund der Pandemie aus), zwei Fatalities gab. Up For Review wurde auf der Flachen von Vintage Clouds zu Fall gebracht (der stürzte zuvor und stand dann auf, beim Aufstehen schlug er gegen Up for Review) und 2021 brach sich The Long Mile auf der Flachen ein Bein, ohne, dass ihn ein anderes Pferd berührte. An den Sprüngen aber gab es keine Probleme, schon seit einigen Jahren nicht. Die Bemühungen gehen also in die richtige Richtung. Man kann zwar niemals ganz verhindern, dass sich ein Pferd verletzt, doch man muss in jedem Fall sein bestes geben, damit das Risiko minimiert wird. Aintree geht da in die richtige Richtung.