Ihr habt sicher die grauenhaften Bilder von einem verhungerten “Rennpferd” gesehen, die in den letzten Tagen durch Tierschutz-Social Media und gar die Zeitung gondeln. Eine komplett verhungerte Fuchsstute, die nun gestorben ist – weil sich offensichtlich kein Mensch um sie gekümmert hat. Früher Black Type Produzentin, am Ende ihres Lebens leider komplett unbeachtet. Das ist ein total trauriges Schicksal, was So Royal leider nicht alleine erduldet hat. In Deutschland verhungern immer noch Pferde täglich, weil sich Besitzer böswillig nicht um die Tiere kümmern oder es vielleicht gar nicht mehr können, aber nie Hilfe annehmen. Verwahrlosung ist oft Überforderung. Aber eben nicht immer. Dass So Royal Rennpferd war, macht die Sache nur deswegen delikat, weil uns jetzt suggeriert werden soll, dass “der Rennsport” seine alten Pferde einfach verhungern lässt.
So Royals Zeit im Rennsport endete mit Ausscheiden aus der Zuchtaktivität. Nun suggeriert man, dass das arme Tier vom “Rennsport” fallengelassen wurde. Stimmt das? So Royal befand sich bereits längere Zeit in Privathand, um dort noch mal ein Fohlen zu bekommen – kein Vollblut, es sollte einfach ein nettes Fohlen geben. Nun begab es sich, dass dieser Besitzer das Pferd abgeben musste, nachdem er in einen anderen Stall gewechselt war. Warum ist hierbei unerheblich, das Pferd sah eben aus wie ein älteres Pferd, das nicht mehr gearbeitet wird. Ich habe die Fotos gesehen. Das Pferd verblieb im selben Stall, wo zugesichert wurde, dass es Gesellschaft geben sollte. Die kam aber nicht. Zunächst besuchte der Vorbesitzer das Pferd noch und brachte auch Futter mit. Dies wurde ihm eines Tages verwehrt und von da an hatte er keine Kontrolle mehr über das Pferd. Es war nicht mehr seins. Wohlgemerkt – immer noch ein Privatpferdehalter, kein Rennsportgestüt oder sonst etwas. Auch die nächsten Besitzer waren Privatleute.
Danach ging es bergab. Die Stute stand wohl nicht an einem besonders öffentlichen Ort, sodass Publikumsverkehr eher nicht stattfand. Interessant ist hierbei – hat jemand jemals das Veterinäramt informiert? Sind die vorbeigekommen? Und wenn ja, wann? Hatten sie dabei etwas zu beanstanden? Stand jetzt ist aber: Kann man nicht sagen. Man weiß nicht, ob es überhaupt jemand mitbekommen hat. Der Vorbesitzer durfte das Pferd nicht mehr sehen – andere wussten überhaupt nicht groß von ihrer Existenz. Wie kann es sein, dass mitten in Deutschland so etwas immer noch unbemerkt passieren kann? Das wäre hier für mich die Frage. Nicht: “Was hat der böse Rennsport getan?“, obwohl doch ein Privatbesitzer da war, der So Royal hat verhungern lassen.
Aber wir können einen solch tragischen Fall, der die Öffentlichkeit bewegt, auch dazu nutzen, nicht einfach zu sagen: „Wir haben nicht die Macht, es liegt in der Verantwortung der privaten Besitzer“, sondern stattdessen dafür zu sorgen, dass wir Standards für die Pflege von Rennpferden haben, die schon in den frühen Stadien des Lebens eines Pferdes beginnen und sich durch ihr gesamtes Trainings- und Rennleben und über das Ende ihrer Rennkarriere hinaus fortsetzen. Das Leben nach der Rennbahn ist kein Problem des deutschen Rennsports, sondern existiert überall. Was können wir also tun, um die Situation zu verbessern? Zum Beispiel könnte die Verfolgung ehemaliger Galopper vereinfacht werden oder einfach eingetragen werden: „War seit XX in Privatbesitz“, um den Missbrauch von Informationen zu verhindern. Auch eine Zusammenarbeit mit anderen Verbänden wäre denkbar, um einen vollständigen Lebenslauf zu erstellen. Denkbar wäre auch ein bestimmter Betrag pro Pferd, der in die Wiederaufnahme von Rennpferden in den Sport eingezahlt wird – also eine Art Pensionsfonds für ehemalige Galopper, damit auch Pferde, die in Not geraten sind, unterstützt werden können. Der Rennsport muss die Schuld für das, was mit So Royal geschehen ist, nicht auf sich nehmen. Aber er kann doch etwas optimieren, damit solche Fälle gar nicht erst auftreten.