Wenn man ein Rennpferd kauft, kauft man immer auch einen Traum mit. Der beginnt eigentlich schon bei der Geburt des Pferdes. Irgendwer, irgendwo hofft, dass hier gerade das Top-Pferd des Jahres XXX ins Stroh gepurzelt ist. Im Endeffekt ist das Geschäft mit dem Vollblut immer auch ein Geschäft mit Emotionen und Träumen. Natürlich geht man bei manch einer Abstammung schon davon aus, dass es sich hier um ein besseres Pferd handelt – nur: Dann wär’s ja viel zu einfach. Dann wären Pferdewetten einfach, Pferde züchten wäre einfach und eigentlich brauchten wir sie gar nicht mehr laufen lassen, denn es wäre ja völlig klar, wer gewinnt.
Dementsprechend ist also bei jedem Fohlen die Hoffnung da. Kann schließlich auch ein Underdog richtig groß rausbekommen – es muss nicht hunderttausend Euro kosten, um Gruppe Sieger zu werden. Im Endeffekt sind alle Käufer Träumer und immer voller Hoffnung. Ob die sich bewahrheiten, weiß man nie. Ja, man kann nicht mal sagen, ob das nicht mit einem anderen Trainer, ganz woanders, anders ausgesehen hätte. Siehe Princess Zoe zum Beispiel. Natürlich kochen alle Trainer nur mit Wasser, aber jeder hat andere Herangehensweisen an unterschiedliche Pferde. Für das eine ist es perfekt, für das nächste passt das alles nicht und es verschließt sich vielleicht vor der Leistung, die erbracht werden soll.
Dementsprechend spielen viele Faktoren in die Träumerei hinein. Sicher sitzt da auch mal jemand und denkt im stillen Kämmerlein: Wenn ich es anders gemacht hätte – wäre es dann …?
Jetzt hat man aber vielleicht so ein Traumpferd und ist richtig hin und weg. Leider sind auch andere Träumer und wollen auch ein Stück vom Kuchen. Dann bieten sie Geld. Und dann heißt es schnell: Verkauft man seinen Traum? Hat man danach denn überhaupt die Chance noch mal von den großen Siegen zu träumen? Der Blitz schlägt nicht unbedingt zweimal ein. Und selbst wenn – ist man bereit dazu? Andersherum – um mehr Träume zu träumen, braucht man eben auch Geld. Ist es dann legitim seine Hoffnungen zu verkaufen? Rennsportfans sind sich da schnell einig: Nein! Häufig spricht man von einem Ausverkauf an guten deutschen Pferden, allerdings zahlen die eben auch nicht die Rechnungen, die so ein Pferd verursacht. Muss also jeder selbst entscheiden.
Und manchmal hat man ja auch gar nicht so viele Möglichkeiten selbst, gerade bei Hengsten. Wie oft werden die Deckhengste herumgereicht, weil sie dann im Nachhinein überhaupt nicht doch werden? Klar gehören die dann noch ihren Besitzern (muss aber auch nicht sein), aber eventuell wäre der Hengst mit einem anderen Standort, eventuell internationaler gefördert, besser gefahren? Ist eben gar nicht so einfach. Oder man hat gar kein Interesse daran zu züchten, sondern besitzt lieber nur.
Dazu ist es ebenfalls legitim ein Pferd aufzubauen und dann gewinnbringend zu verkaufen, andere Reitsportarten halten das ja nicht anders. Da werden häufiger Pferde verkauft, die schon etwas geleistet, ihre ersten Turniererfolge eingefahren haben, damit die Leute nicht die Katze im Sack kaufen. Im Rennsport ist das so ein bisschen verpönt. Allerdings gibt es ja keine Pflicht auf Teufel komm raus ein Pferd zu behalten. Niemand ist dort Rechenschaft schuldig oder gar verpflichtet, das zu tun, was die Öffentlichkeit will. Wer möchte, der verkauft, wer nicht möchte, der hortet seine Pferde, ganz wie er will.